Jedes Kind kann richtig essen
Denn in hungrigem Zustand hat er ziemlich schlechte Laune. Er sitzt dann mit seinem Teller in der Küche und will in Ruhe essen. Aber Timo und Sebastian haben auch Hunger. Einer links, einer rechts »hängen« sie neben seinem Teller, betteln und naschen.
Papas Schimpfen hält sie nicht davon ab. Während er isst, beeilt sich Mama, die Butterbrote für die beiden Jungen vorzubereiten.
Der Stress für die Mutter geht noch weiter: Papa hat inzwischen seine Mahlzeit beendet. Er macht es sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher bequem. Jetzt sitzen die beiden Jungen am Küchentisch. Mama läuft hin und her und »bedient auf Kommando«.
Deshalb kann sie sich nicht gemütlich dazusetzen. Timo und Sebastian quengeln, denn sie wollen zum Papa, auch fernsehen. Nach kurzer Zeit laufen sie dorthin, mit dem Rest Butterbrot in der Hand.
Mama schimpft. Sie schimpft weiter vor sich hin, während sie die Küche aufräumt. Sie ist sauer, dass ihr Mann ihr nicht hilft. (Im Beratungsgespräch wandte er sich allen Ernstes an mich mit den Worten: »Ich soll ihr beim Aufräumen helfen? Treiben Sie ihr dasaus!«) Dann bringt sie die Kinder ins Bett. Anschließend macht sie schnell noch das Abendessen für sich selbst – und verspeist es vor dem Fernseher!
Es war nicht sehr schwer, die Eltern davon zu überzeugen, dass sie selbst etwas an ihrer Rollenverteilung und dem Ablauf des Abendprogramms ändern mussten, um auch eine Verbesserung im Verhalten ihrer beiden Jungen zu erreichen.
Wir fanden gemeinsam folgende Lösung für die Familie: Essen vor dem Fernseher gibt es ab sofort nicht mehr.
Alle essen gemeinsam am Tisch. Der hungrige Vater muss sich abends etwas gedulden, bis alles fertig ist. Wenn es ihm zu lange dauert, kann er ja bei der Vorbereitung helfen.
Die Mutter kocht mittags etwas mehr, damit auch für die Kinder etwas übrig bleibt und sie nicht mehr von Papas Teller naschen müssen. Zusätzlich wird Brot, Butter, Käse und Wurst auf den Tisch gestellt. Es wird nichts mehr »auf Kommando« fertig gemacht, sondern jeder nimmt sich, was er möchte.
Wenn das Abendessen friedlich verlaufen ist, dürfen Timo und Sebastian noch eine halbe Stunde fernsehen.
Wenn sie beim Essen zu sehr gequengelt oder gestritten haben, fällt das Fernsehen dagegen aus.
Und wer räumt den Abendbrottisch ab? Dieses Problem müssen die Eltern untereinander lösen. Mein Rat dazu:
Timo und Sebastian können durchaus schon dabei mithelfen. Mit einem »großen« Vorbild klappt das natürlich besonders gut.
DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK
→ Kinder brauchen Grenzen – auch beim Essen
Eltern tun zu wenig, wenn sie ihr Kind bestimmen lassen, welche Speisen auf den Tisch kommen und wann und wie gegessen wird.
→ Überlassen Sie nicht Ihrem Kind das Kommando
Ungünstige Ernährungsgewohnheiten Ihres Kindes und schlechtes Benehmen beim Essen sind die Folgen, wenn Sie als Eltern zu wenig tun.
In jedem Alter richtig essen
In diesem Kapitel erfahren Sie …
→ das Wichtigste über Stillen und Fläschchen während der ersten sechs Lebensmonate
→ wie Ihr Kind zwischen sechs und zwölf Monaten den Übergang von der Brust oder dem Fläschchen zur Familienmahlzeit am Tisch schafft
→ welches Nahrungsangebot und welche Regeln Ihrem Kleinkind bis zum Kindergartenalter gut tun
→ welche Essregeln für Ihr Schulkind wichtig sind
→ Die ersten 6 Monate: Saugen ist alles
Sie kennen unsere »Spielregel« allmählich in- und auswendig: Ihr Kind bestimmt, ob und wie viel es essen möchte. Sie, die Eltern, bestimmen, was Sie zu essen anbieten. Sie bestimmen auch, wann und wie Sie es anbieten und welche Regeln Ihr Kind dabei lernen soll. Wie das alles abläuft und was Sie dabei beachten müssen, ist natürlich auch vom Alter des Kindes abhängig. Im Säuglingsalter ist es noch recht unkompliziert.
Was bekommt Ihr Baby zu essen?
WENN SIE IHR BABY STILLEN, geben Sie ihm das Beste, was es gibt. Wenn Sie nicht stillen können, bekommt Ihr Kind Fertignahrung aus dem Fläschchen, die der Muttermilch so gut wie möglich angeglichen wurde.
→ Muttermilch
Wenn Sie Ihr Baby während seiner ersten fünf bis sechs Lebensmonate voll stillen, ist Ihr Nahrungsangebot optimal. Ihr Baby bekommt alles, was es braucht. Sie brauchen nichts hinzuzufügen – weder Tee noch Säfte noch sonst irgendetwas.
Es ist bekannt, dass der Anteil der stillenden Mütter in den letzten zwanzig Jahren stetig angestiegen ist. Aber nur wenige Mütter tun das, was für ihr Baby
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