Jedes Kind kann richtig essen
Nachtisch vorbereitet haben, bieten Sie ihn Ihrem Kind auch an – egal wie viel oder wenig es vorher gegessen hat (oder auch wenn es gar nichts gegessen hat).
Ihr Kind darf von Ihrem Angebot so viel essen, wie es möchte. Es ist brutal, einem Kind Essen vorzuenthalten (siehe auch > ).
Warm, weich und saftig
Bieten Sie Ihrem Kleinkind nur weiche, saftige Speisen an – eher lauwarm als heiß. Kinder unter vier Jahren verschlucken sich noch sehr häufig. Harte und zu große Stücke können in die Luftröhre geraten. Im schlimmsten Fall können die Kinder daran ersticken. Auch harte Bonbons, Popcorn, unzerkleinerte Würstchen-Enden oder rohe Karotten sollten Sie Ihrem Kleinkind noch nicht geben. Fleisch, rohes Gemüse und Früchte schneiden Sie am besten immer in kleine Stücke.
Nüsse, besonders Erdnüsse, sind für ein Kleinkind lebensgefährlich.
Die zweijährige Thea wurde von ihrer Mutter in die Praxis gebracht, weil sie beim Erdnüsse-Essen einen Hustenanfall bekommen hatte. Beim Abhören machte sich eine Nuss bemerkbar: Über der Lunge »klackte« es wie bei einem Ventil. Die Nuss war in die Bronchien gewandert.
Thea musste sofort ins Krankenhaus, wo die Nuss entfernt wurde.
Wie geht es beim Essen zu?
IM ZWEITEN LEBENSJAHR – um den 15. Lebensmonat herum – fängt ein sehr spannender Abschnitt in der Entwicklung Ihres Kindes an: Es entdeckt seinen eigenen Willen. Und was noch viel interessanter ist: Es entdeckt, dass es Macht und Einfluss hat.
Ein Beispiel: Ihr Kind sitzt auf dem Hochstuhl und isst. Dabei fällt zufällig der Löffel hinunter. Sie stehen auf und geben Ihrem Kind den Löffel zurück. Was macht Ihr Kind? Es wirft den Löffel wieder hinunter. Und wieder und wieder.
Warum macht ihm das wohl so viel Spaß? Es hat soeben etwas Tolles herausgefunden: »Hey, ich kann hinkriegen, dass Mama immer wieder aufsteht und mir den Löffel gibt.
Mama macht, was ich will!« Ihr Kind fängt an auszutesten: »Wo fängt mein Einfluss an? Wo hört Mamas Einfluss auf?« Das Lieblingswort Ihres Kindes wird »Nein!«. Mit einem gewissen Glänzen in den Augen macht es mit besonderer Vorliebe genau das, was es nicht machen soll. Auch die berühmten Trotzanfälle und Experimente mit Hauen und Beißen gehören zu diesem Entwicklungsschritt. Im zweiten und dritten Lebensjahr ist all das altersgerechtes Verhalten. Wie ein kleines Löwenkind, das sich mit seinen Geschwistern auf dem Boden herumwälzt, will Ihr Kind seine Kräfte mit Ihnen messen. Es bekommt ein genaues Gespür für seine eigene Überlegenheit und für Ihre Schwachstellen.
→ Machtkämpfe beim Essen vermeiden
Kinder versuchen immer wieder, ihre Eltern in »Löwenkämpfe« zu verwickeln. Und nicht wenige Eltern, besonders Mütter, machen bei dem Spiel mit, ohne es zu merken.
Beim Essen ist die Gefahr besonders groß, denn hier haben viele Mütter ihre besondere Schwachstelle. Wenn ihr Kind eine Mahlzeit verweigert, tun sie so, als würde es nun in sich zusammenfallen und verhungern. Oder sie tun so, als hätten Liebe und Respekt ihres Kindes etwas mit der Menge seines Essens zu tun.
Und schon erkennt das Kind: »Essen ist eine prima Gelegenheit für Löwenkämpfe. Essen verweigern ist ganz besonders spannend. Da bin ich stärker als Mama. Da kann ich sie erpressen!«
Wenn Sie sich auf diese Art von Kampf einlassen, kämpfen Sie auf verlorenem Posten. Kein Kind kann man mit Tricks, mit Zwang oder mit Belohnungen zum Essen bewegen – ebenso wenig wie zum Schlafen. Sie können nur dafür sorgen, dass Ihr Kind ins Bett geht oder zum Tisch kommt. Aber wann und ob es schläft oder isst – das kann nur Ihr Kind selbst entscheiden. Das sind Grundbedürfnisse, die Ihr Kind allein regeln kann. Ihr Kind braucht dafür nur eines: Ihr Vertrauen.
»Du magst nichts? Das macht nichts«
Grenzen setzen können und sollen Sie Ihrem Kind bei seinem Verhalten am Tisch – aber nicht bei der Menge, die es isst. Ob Ihr Kind etwas isst, wie viel es isst, welches Essen es von Ihrem Angebot auswählt – all das überlassen Sie Ihrem Kind. Sie haben es nicht nötig zu beweisen, dass Sie stärker sind.
Trauen Sie Ihrem Kind zu, dass es selbst am besten weiß, wie viel es zum Leben braucht. Wenn Ihr Kind den Kopf wegdreht und sagt »Das mag ich nicht!« oder »Ich will aber nichts essen!« – dann kann Sie das jetzt nicht mehr aus der Fassung bringen. Sie nehmen das Ablehnen von Essen nicht persönlich. Zum Glück haben Sie ja nicht nur für Ihr Kind, sondern auch
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