Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
bewährten Methoden greifen müssen. Kratas justierte die Kontrollen, bis Solos gesamter Körper eine sich windende, von Krämpfen geschüttelte Masse aus zuckenden Muskeln war, als würde in seinem Körper ein Sturm toben.
Nach und nach erzählte der Gefangene die ganze Geschichte von den anderen Schlachten, dem Bürgerkrieg, Großadmiral Thrawn, dem wiederbelebten Imperator, dem Pakt von Bakura, den schrecklichen Konflikten, in denen das wankende Imperium immer und immer wieder besiegt worden war – bis sie Kratas schließlich befahl, ihn zu erlösen. Das laute Summen des Sessels brach abrupt ab, und Han Solo sank in sich zusammen, erschöpft und gleichzeitig glücklich darüber, daß die Folter seiner Muskulatur endlich vorbei war.
Daala winkte durch die offene Tür der Arrestzelle einem schwarzglänzenden Verhördroiden zu, der mit hypodermatischen Nadeln hereingeschwebt kam, die im trübroten Licht wie Speere glitzerten. Solo schreckte zurück, und Daala konnte die Furcht in seinen Augen sehen.
»Gut«, befand Daala. »Jetzt wird der Verhördroide feststellen, ob Sie uns die Wahrheit gesagt haben.« Sie stand auf und ging hinaus.
Später hatte sie erfahren, daß Solo tatsächlich in allen Punkten die Wahrheit gesagt hatte. Allein in ihren Quartieren, schaltete Admiral Daala die Aufzeichnung ab. In ihrem Kopf hämmerte ein quälender, schmirgelnder Schmerz, als würden stumpfe Fingernägel über die Innenseite ihres Schädels kratzen.
Als eine Wissenschaftlerin vom Schlund-Zentrum hörte, daß der neue Gefangene persönlich an Bord des fertigen Todessterns gewesen war, verlangte sie mit ihm zu sprechen.
Daala schickte ihr den Verhörbericht – natürlich erst, nachdem sie ihn zensiert hatte. Manchmal war es unmöglich, diese primadonnenhaften Wissenschaftler bei Laune zu halten. Sie hatten eine so beschränkte Weltsicht.
Im Moment hatte Daala ganz andere Sorgen. Sie mußte entscheiden, was sie mit diesen neuen Informationen anfangen sollte.
In ihren Quartieren stand Daala zwischen zwei mannshohen, gewölbten Spiegeln, in denen sie ihren ganzen Körper vom Kopf bis zu den Zehen betrachten konnte. Ihre rauchgraue Uniform war faltenlos, zeigte nur glatte Nähte und fast unsichtbare Säume. Ein strenges Fitneßprogramm und rigoroser Drill hatten während der langen Wartezeit verhindert, daß sie an Gewicht zunahm; obwohl sie jetzt älter und härter war, hatte sie an ihrem Aussehen noch immer nichts auszusetzen.
Daala trug ihre prächtigen Admiralsabzeichen stolz über ihrer linken Brust: eine Sechserreihe scharlachroter Rechtecke über einer Reihe blauer. Soweit sie wußte, war sie die einzige Frau, die in der imperialen Flotte je diesen Rang bekleidet hatte. Die Beförderung war auf direkte Anweisung von Großmufti Tarkin persönlich erfolgt, und es war möglich, daß der Imperator nie etwas davon erfahren hatte. Über das Schlund-Forschungszentrum war er mit Sicherheit nicht informiert.
Ihr Kupferhaar floß um ihre Schultern und am Rücken entlang bis zu den Hüften. Vor mehr als einem Jahrzehnt, bei ihrer Ankunft im Schlund-Zentrum, waren Daalas Haare streichholzkurz gewesen, eine der Schikanen, mit denen die imperiale Militärakademie weibliche Kandidaten malträtierte.
Aber im Schlund angekommen, hatte Daala das Kommando übernommen, auf direkten Befehl Tarkins. Idiotische Vorschriften, die bloßer Selbstzweck waren, interessierten sie nicht mehr. Sie ließ sich als Zeichen ihrer Unabhängigkeit die Haare wachsen: Ein hoher Rang hatte seine Privilegien. Sie wußte, daß es Tarkin gefallen würde. Aber Tarkin war tot.
Sie drehte sich um, dämpfte die Beleuchtung und aktivierte dann die Tür. Die beiden Leibwächter draußen nahmen Haltung an und sahen starr geradeaus. Trotz der Isolierung des Schlund-Zentrums bestand Daala auf militärischem Reglement, hartem Drill und Manöverübungen. Sie war in der imperialen Militärschmiede ausgebildet worden; obwohl das System alles versucht hatte, um ihre Ambitionen zu ersticken, hielt sich Daala an seine Regeln.
Die beiden Wachen sahen unter ihrem Panzer gutgebaut und attraktiv aus; aber nach Großmufti Tarkin hatte Daala keinen anderen Liebhaber mehr gehabt. Ihre Träume genügten ihr.
»Begleiten Sie mich zum Fährenhangar«, befahl sie, als sie auf den Korridor trat. »Ich muß hinunter zum Forschungszentrum.« Sie ging weiter und hörte, wie die Leibwächter ihr mit schußbereiten Waffen folgten. »Informieren Sie den diensthabenden Commander, daß
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