Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
Jedi-Fähigkeiten beigebracht hatte, kaum Gelegenheit gehabt, seine Stärke in der Macht einzusetzen.
Er sah Vima da Bodas Gesicht deutlich vor sich, eingefallen und leprös. Sie hatte dazu geneigt, sich in den Winkeln und Schatten zu verstecken, um vor neugierigen Augen sicher zu sein. Die gefallene Jedi hatte unter einem Schuldgefühl gelitten, das sie wie eine Decke umhüllte, aber sie hatte sich die Zeit genommen, Kyp ein paar Dinge zu beizubringen, ehe sie von den Imperialen weggeschafft worden war. »Du hast ein großes Potential«, hatte sie ihm bei einer ihrer letzten kurzen Lektionen erklärt.
Kyp hatte dem wenig Beachtung geschenkt – bis jetzt.
Er starrte blicklos seine unberührte Mahlzeit an. Wenn er sich konzentrierte, mit seinen Kräften etwas manipulierte, ein kleines Objekt bewegte, konnte er vielleicht diese Fähigkeit zur Flucht benutzen.
Flucht! Das Wort hallte in seinem Herzen und beschwor Bilder der Hoffnung herauf. Er war nicht sicher, wie er machte, was er machte. Es war ihm völlig natürlich vorgekommen, den besten Weg durch die finsteren Gewürzstollen zu finden. Als er die Fähre durch die feurigen Gaswolken gesteuert hatte, war er den Anweisungen der geheimnisvollen Stimme gefolgt, die in seinem Kopf geflüstert hatte. Kyp änderte und korrigierte den Kurs, drehte bei und scherte aus, wenn es ihm richtig erschien.
Aber jetzt, wo er die Macht für sich nutzen mußte, wußte er nicht, wo er anfangen sollte.
Er fixierte seinen Blick auf die dünne Folie über dem Fertiggericht und versuchte, sie einzudrücken. Er stieß mit seinem Bewußtsein zu, stellte sich vor, daß sich das dünne Metall löste und zu einem Ball zusammenknüllte – aber nichts geschah. Kyp fragte sich, wieviel von Vima da Bodas Geschwafel allein auf Aberglaube und Verschrobenheit beruht hatte.
Seine Eltern hatten über keine besonderen Fähigkeiten verfügt. Auf der Deyer-Kolonie des Anoat-Systems waren beide erfolgreiche Lokalpolitiker gewesen. Als sie von einer wachsenden Rebellion gegen die brutale Politik des Imperators gehört hatten, waren sie zu dem Entschluß gekommen, von innen her gegen Palpatine zu arbeiten, indem sie mäßigend auf ihn einzuwirken versuchten, statt ihn zu stürzen. Lautstark hatten sie gegen die Vernichtung Alderaans protestiert – aber das hatte nur dazu geführt, daß sie und ihre Söhne Zeth und Kyp verhaftet worden waren.
Kyp erinnerte sich noch genau an jene Schreckensnacht, als die Sturmtruppen die Tür des Hauses seiner Familie geschmolzen hatten, obwohl sie nicht verriegelt gewesen war. Die bewaffneten Soldaten waren ins Wohnzimmer gestürzt und hatten die empfindlichen Fasermöbel umgekippt. Der Sturmtruppen-Captain hatte über den Lautsprecher seines Helmes den Haftbefehl verlesen, der Kyps Eltern des Verrats beschuldigte; dann hatten die Sturmtruppen ihre Blaster gezogen und die beiden verdutzten Erwachsenen gelähmt. Kyps älterer Bruder Zeth hatte versucht, sie zu beschützen, und war von den Soldaten ebenfalls paralysiert worden.
Mit tränenüberströmtem Gesicht konnte Kyp nur ungläubig die drei zusammengesunkenen Gestalten anstarren, während ihm die Sturmtruppen Stunnerschellen anlegten. Er konnte immer noch nicht begreifen, warum man in ihm eine Bedrohung gesehen hatte, denn er war zu diesem Zeitpunkt erst acht Jahre alt gewesen.
Kyp und seine Eltern wurden nach Kessel gebracht, während man den vierzehnjährigen Zeth einer Gehirnwäsche unterzogen und nach Carida verschleppt hatte, wo er als Rekrut in die imperiale Militärakademie aufgenommen worden war. Sie hatten nie wieder etwas von Zeth gehört.
Nach einem knappen Jahr war es auf Kessel zu gewaltigen Unruhen mit Gefängnisrevolten, dem Sturz der Imperialen und der Machtübernahme durch die Sklavenführer gekommen. Kyps Eltern waren während der Umwälzungen hingerichtet worden, weil sie zur falschen Zeit auf der falschen Seite gestanden hatten. Kyp selbst hatte sich versteckt und überlebt, sich still und unauffällig verhalten. Acht Jahre hatte er in der Finsternis der Stollen verbracht – und dann war er entkommen.
Nur um erneut gefangengenommen zu werden.
Es schien, als würden die Imperialen ständig sein Leben zerstören. Auf Deyer hatten ihm die Sturmtruppen sein Zuhause genommen; auf Kessel hatten sie ihn in die Gewürzminen geworfen. Jetzt, wo er endlich mit Han geflohen war, hatten ihn die Sturmtruppen wieder in ihrem Griff.
Kyps Wut verwandelte sich in ein Geschoß. Erneut konzentrierte er
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