Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
sicherer.« Jacen und Jaina schluchzten noch immer, bereit, jeden Moment wieder in Tränen auszubrechen. Leia versuchte linkisch, ihnen beruhigende, liebevolle Gedanken zu senden.
Sie sprach in das Komm am Revers ihrer Robe. »Startfreigabe für die ungekennzeichnete Fähre auf der obersten Nordplattform des Palastes, autorisiert durch Ministerin Organa Solo.«
Die Raumlotsen im Orbit bestätigten, und Winters Fähre löste sich von der Plattform, drehte sich und stieg dann steil in die Höhe. Leia hob die Hand zu einem Abschiedsgruß. »Winkt Winter zu«, sagte sie.
Die Zwillinge fuchtelten mit ihren pummeligen Armen. Winter ließ grüßend die Positionslichter der Fähre aufblitzen; dann sprangen die Orbittriebwerke an, und das Raumschiff verschwand in der auroradurchschimmerten Ferne.
»Kommt jetzt, ihr beiden«, sagte Leia zu ihnen. »Ich muß eine Menge versäumter Termine nachholen.«
Streen saß auf dem Dach des verfallenen und aufgegebenen Wolkenkratzers, in dem er sich häuslich niedergelassen hatte. Als Luke ihn in die brodelnde Metropole Imperial City gebracht hatte, wo Millionen von Menschen den Planeten mit all ihren Gedanken und all ihren Gefühlen erfüllten, hatte Streen um einen Ort gebeten, an dem er halbwegs allein sein konnte, bis sie den Planeten verließen und zu ihrer Jedi-Akademie flogen. Luke hatte ihm die verlassenen Teile der Stadt gezeigt, und Streen hatte sich für das höchste Gebäude entschieden. So hoch oben fühlte er sich an die Wolken von Bespin erinnert.
Jetzt brachte Leia die Zwillinge mit. Beide fest an der Hand haltend, bestieg sie den altersschwachen Aufzug, der sie hinauf zum Dach beförderte. Sie betraten die obere Plattform, auf der Streen allein am Rand saß. Unbeeindruckt von dem tausend Meter tiefen Abgrund, ließ der alte Mann seine Füße nach unten baumeln. Er blickte auf und betrachtete das endlose Häusermeer, die geometrischen Spitzen der wuchernden Wohntürme. Er beobachtete die Fiederhabichte, die auf den Thermiken ritten.
Leia überquerte das Dach. Sie hatte noch nie Angst vor Höhen gehabt, aber mit den kleinen Kindern an der Hand spürte sie eine völlig andere Art der Furcht, eine magenumdrehende Paranoia vor den Millionen Dingen, die eine Gefahr für ihre Zwillinge darstellen konnten. Jacen und Jaina wollten zum Rand der Plattform stürmen und nach unten sehen, aber sie hielt sie unerbittlich fest.
Als Streen ihr Kommen hörte, drehte er sich um. Leia bemerkte, daß er noch immer seinen Overall mit den vielen Taschen trug und sich nach wie vor weigerte, die wärmeren oder bequemeren Sachen anzuziehen, die sie ihm besorgt hatte.
»Wir wollten uns nur überzeugen, daß es Ihnen gut geht, Streen. Während Luke fort ist, können Sie sich jederzeit an mich wenden, wenn Sie etwas brauchen.«
Streen schwieg einen Moment, bevor er antwortete. »Was ich brauche, das ist Einsamkeit, aber ich fürchte, die kann ich auf diesem Planeten nirgendwo finden. Selbst an den abgelegendsten Stellen Coruscants kann ich noch immer das ständige Flüstern der Gedanken und Stimmen hören. Es wird für mich hier sehr schwer sein, bis ich gelernt habe, mich abzuschotten. Der Jedi-Meister hat versprochen, mir zu zeigen, wie man es macht.«
»Luke müßte in Kürze wieder zurück sein«, versicherte Leia.
Sie erreichten den Rand, und Leia bestand darauf, sicheren Abstand zu halten. Aber Jaina zerrte an Leias Hand, bis sie über den Rand und nach unten starren konnte. »Das ist tief!« sagte Jaina.
»Zu tief, um zu fallen«, erklärte Leia.
»Ich werde nicht fallen.«
»Ich auch nicht«, sagte Jacen. Dann zerrte er ebenfalls so lange, bis er über den Rand spähen konnte.
Streen sah sie erstaunt an. »Mit Kindern ist es angenehmer als mit anderen. Ihre Gedanken sind einfach und geradlinig, und sie stören mich nicht. Sobald aber die Gedanken zu komplex und mit tausend unterschwelligen Bedeutungen belastet sind, bekomme ich Kopfschmerzen. Und Sie, Ministerin Organa Solo, sind ruhiger und viel konzentrierter als die meisten anderen Menschen.«
»Luke hat mir beigebracht, mein Bewußtsein zu kontrollieren. Ich strahle nicht die Gedanken und Gefühle ab, die Sie so quälen. Ich achte darauf, daß ich sie für mich behalte.«
Streen schenkte ihr ein mattes Lächeln und blickte dann hinauf zum endlosen Himmel. Auf zahlreichen parabolischen Kursen wanderten die Lichter ankommender und abfliegender Diplomatenfähren über das Firmament.
»Ich hoffe, daß alle
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