Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
zu ihnen. »Verzeihen Sie, aber wenn Sie gestatten, werde ich übersetzen«, sagte der Droide. »Mein Freund Chewbacca und ich suchen zur Zeit nach zwei kleinen Kindern, die sich offenbar verlaufen haben. Sie heißen Jacen und Jaina. Sie sind beide zweieinhalb Jahre alt.«
Chewbacca brüllte wieder. »Ja, ja, ich wollte soeben darauf zu sprechen kommen. Es handelt sich hierbei um einen Notfall. Die Kinder sind einfach weggelaufen, und jede Hilfe, die Sie uns anbieten können…«
Chewbacca schüttelte den Bothan-Angestellten mit beiden Händen wie eine Puppe.
»…wäre äußerst willkommen«, schloß 3PO.
Aber der Bothan war ohnmächtig geworden.
Jacen und Jaina irrten durch einen Wald aus umgekippten Trägern, orangenen und gelben Giftpilzen und aufgedunsenen eßbaren Pilzen, die im uralten Müll wuchsen. Unsichtbare Füße huschten über eingeknickte Stützpfeiler.
Die massiven Fundamente der Gebäude sahen unzerstörbar aus. Dickes Moos hatte sie überwuchert. In den Schatten bewegten sich Wesen, aber selbst, als sich die Augen der Kinder an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, wurde keines sichtbar. Tropfen warmen, faulig schmeckenden Wassers fielen in einem langsamen, unregelmäßigen Regen zu Boden.
Jacen blickte nach oben, und die riesigen Gebäude schienen sich in unermeßliche Höhen zu schrauben. Er konnte lediglich einen verschwommenen blauen Strich erkennen, den er für den Himmel hielt.
»Ich will nach Hause«, sagte Jaina.
Überall türmten sich rostige und korrodierte Wracks zu Haufen auf. Die Zwillinge kletterten über abgestürzte Gleiter, ausgeschlachtete Kampfschiffe und Kriegsmaschinen, Überreste des Bürgerkrieges vom letzten Jahr.
Jacen und Jaina erreichten eine halb eingestürzte Wand, in die einst ein Computermonitor eingebaut gewesen war. Das Terminal lag mit eingedrücktem Bildschirm auf der Seite und hatte gebrochene Zähne aus Stahlglas hinterlassen. Aber die Zwillinge erkannten in ihm eine Dateneinheit, wie sie sich auch in ihrem Zuhause befand.
Jacen stellte sich vor das gesplitterte Pult und stemmte die kurzen Arme in die Hüfte in dem Versuch, wie sein Vater auszusehen. Er sprach zu dem Computerschirm – und er wußte genau, was er sagen mußte, nachdem er die Gutenachtgeschichte so oft gehört hatte. »Wir haben uns verirrt«, sagte er. »Bitte, hilf uns, den Weg nach Hause zu finden.«
Er wartete und wartete, bekam aber keine Antwort. Keine Lampen leuchteten am Pult auf. Die defekte Lautsprechereinheit, in der sich glänzende schwarze Käfer ein Nest gebaut hatten, reagierte nicht.
Jacen seufzte. Jaina nahm seine Hand, und die beiden drehten sich um, als sie am Ende der engen Gasse ein schabendes Geräusch hörten.
Eine formlose graugrüne Kreatur blieb hinter ihnen stehen, eine Granitschnecke mit zwei Augen, die an gelatinösen Stielen befestigt waren und die beiden Kinder forschend anstarrten. Als sie sich bewegte, rieb sie grünen Schlamm von dem geborstenen Durabeton-Gassenboden und zog eine dicke, durchscheinende Schleimspur hinter sich her.
Die Granitschnecke rutschte auf sie zu, und die Zwillinge wichen zurück. Im Unterleib der Schnecke öffnete sich ein gezackter Spalt, ein zuckender, lippenloser Mund, der mit einem langen, hohlen Pfeifen die Luft einsog.
Jaina näherte sich der Schnecke. Diesmal war sie an der Reihe.
»Wir haben uns verirrt«, sagte sie. »Bitte, hilf uns, den Weg nach Hause zu finden.«
Die Granitschnecke richtete sich auf, bis sie das kleine Mädchen hoch überragte. Jaina sah blinzelnd nach oben. Jacen stand an ihrer Seite.
Dann schien die Granitschnecke wieder auszuatmen, warf sich in einen verfallenen Gang zu ihrer Rechten und landete mit einem feuchten Platschen auf den Steinen.
Plötzlich kam Wind auf, und die Granitschnecke rutschte verängstigt die Seitengasse hinunter. Jacen blickte gerade rechtzeitig auf, um die scharfen, mantaähnlichen Schwingen eines Fiederhabichts zu sehen, der mit ausgestreckten Metallklauen aus der Höhe herabstieß.
Die Granitschnecke versuchte, sich in den rostigen Trümmern zu vergraben, doch der Fiederhabicht landete auf der Spitze des Trümmerhaufens, riß und zerrte mit seinen Klauen an den Metallstücken. Sein dreieckiger Schnabel hob und senkte sich wie ein Kolben, bis er die Granitschnecke freigelegt hatte und nach der schleimigen Kreatur hackte. Der Fiederhabicht breitete wieder die großen Flügel aus und schwang sich mit seiner zuckenden, tropfenden Beute in den Himmel.
Jacen und Jaina
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