Jedi-Akademie 03 - Die Meister der Macht
Mandibeln erkennen konnte, scharf genug, um Fleisch zu zerfetzen; aber die Käfer schossen davon und suchten andere Beute.
»Die dunkle Seite ist einfacher, schneller zu erreichen, ihre Verlockungen sind größer«, erklärte Luke. »Aber du kannst sie durch deine Gefühle erkennen. Wenn du Erleuchtung suchst, um anderen zu helfen, dann bedienst du dich wahrscheinlich der hellen Seite. Aber wenn du die Macht zu deinem eigenen Vorteil einsetzt, aus Zorn oder Rache, dann ist diese Macht verdorben. Benutze sie nicht. Du wirst sie erkennen, wenn du ruhig abwartest.«
Kyp hörte zu und wußte, daß er alles falsch gemacht hatte. Exar Kun hatte ihm falsche Informationen gegeben. Der Jedi-Meister drehte sich zu ihm um; sein Gesicht wirkte eingefallen. »Verstehst du?« fragte Master Skywalker.
»Ja«, antwortete Kyp.
»Gut.« Master Skywalker teilte die Äste auf der anderen Seite der Lichtung und gab den Blick auf etwas frei, das das Blut in Kyps Adern gefrieren ließ. Sie waren aus einer anderen Richtung gekommen, aber Kyp kannte diesen Ort nur zu gut. Brennende Eisstückchen schienen sich in seinen Nacken zu bohren.
»Mir ist kalt«, flüsterte er. »Ich will nicht dorthin zurück.«
Sie traten an das Ufer eines glatten, kreisrunden Sees mit klarem, farblosem Wasser, in dem sich der wolkenlose Himmel wie ein Meer aus Quecksilber spiegelte.
In der Mitte des Sees erhob sich eine Insel aus Vulkangestein, auf der eine große, gespaltene Pyramide aus Obsidian stand. Zwischen den Hälften der Pyramide ragte eine glänzende schwarze Statue in die Höhe, ein gewaltiger Koloß von einem Mann mit wehenden Haaren, wattierter Uniform und einem langen schwarzen Umhang. Kyp kannte den Mann.
Exar Kun. Im Inneren dieses Tempels war Kyp in die Lehren der Sith eingeweiht worden, während Dorsk 81 in einem künstlichen Koma an der Wand gelehnt hatte. Der Geist von Exar Kun hatte den geklonten Jedi-Schüler aus einer Laune heraus als Zeichen seiner Macht – töten wollen, aber Kyp hatte ihn daran gehindert und darauf beharrt, daß der Sith-Lord ihm all sein Wissen beibrachte. Er hatte Dinge gesehen, die ihm noch immer grausige Alpträume einflößten.
»Die dunkle Seite ist stark an diesem Ort«, sagte Kyp. »Ich kann nicht hineingehen.«
Master Skywalker erklärte: »In deiner Furcht liegt Vorsicht, und in dieser Vorsicht liegen Weisheit und Kraft.« Er kniete auf einem glatten Felsen am Ufer des kristallenen Sees nieder. Er schirmte seine Augen gegen das von der Wasseroberfläche reflektierte Licht.
»Ich werde hier warten«, sagte Master Skywalker, »aber du mußt hineingehen.«
Kyp schluckte, von Entsetzen und Ekel erfüllt. Dieser schwarze Tempel symbolisierte alles, was seine Seele verdorben, alles, was ihn in die Irre geführt, all die Fehler, die er gemacht hatte. Die dunklen Lügen und Täuschungen Exar Kuns hatten Kyp dazu verleitet, seinen eigenen Bruder zu töten, das Leben seines Freundes Han Solo zu bedrohen und seinen Jedi-Lehrer niederzustrecken.
Wieder durchlief ihn ein Frösteln. Vielleicht war dies seine Strafe.
»Was werde ich dort finden?« fragte Kyp.
»Stelle keine weiteren Fragen mehr«, mahnte Master Skywalker. »Ich kann dir die Antworten nicht geben. Du mußt dich entscheiden, ob du eine Waffe mitnimmst oder nicht.« Er wies auf den an Kyps Gürtel befestigten Knauf des Lichtschwerts. »Nur was du mitbringst, kann dir dort helfen.«
Kyp berührte den gerippten Griff des Lichtschwerts und hatte Angst, es zu aktivieren. Wollte Master Skywalker, daß er es mitnahm oder zurückließ? Kyp zögerte. Es war besser, eine Waffe mitzunehmen, ohne sie einzusetzen, entschied er, als sie zu brauchen und nicht dabei zu haben.
Zitternd trat Kyp ans Seeufer. Er sah nach unten und musterte die hohen Steinsäulen, die dicht unter der Wasseroberfläche endeten, Trittsteine, die bis zum Tempel führten. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf den ersten Stein. Das Wasser umspülte seinen Fuß. Er holte tief Luft, hob den Kopf und vertrieb die hallenden Stimmen aus seinem Kopf. Was immer ihn auch erwartete, er mußte sich dem stellen. Er sah nicht mehr zu Master Skywalker zurück.
Er überquerte das Wasser, kletterte auf das flechtenbewachsene Lavagestein der Insel und folgte dem schmalen Pfad, der zum dreieckigen Eingang des Tempels führte.
Die schwarze Öffnung unter der hochragenden Statue von Exar Kun war von glitzernden Corusca-Juwelen gerändert. Verschnörkelte Runen und Hieroglyphen durchbrachen den polierten
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