Jedi-Padawan 01 - Die geheimnisvolle Macht
blickten neugierig zum Schiff hoch.
Obi-Wan, der die manuellen Kontrollen des Schiffes bediente, sah in jeder Richtung nur Ozean. Dann endlich entdeckte er am Horizont eine kleine, felsige Insel. Wellen brachen sich an ihrem Ufer.
Er steuerte das Schiff auf den großen Fels zu, hielt sich an den Kontrollen fest und stöhnte vor Anstrengung, als er den Fall des Schiffes zu bremsen versuchte.
Kapitel 14
Dutzende von Minenarbeitern waren bei dem Angriff getötet oder verletzt worden. Die Krankenstation war voll. Doch nur ein paar dieser Verletzten waren Arconier. Wie Clat'Ha es vorausgesagt hatte, hatten sich beim ersten Anzeichen von Gefahr alle Arconier außer Si Treemba in ihren Kabinen eingeschlossen. Die meisten Verletzungen hatten die Crew des Schiffes und einige von Jembas Minenarbeitern zu beklagen.
Qui-Gons Wunden wären für einen normalen Menschen ernsthaft gewesen, doch der Jedi wartete, bis andere behandelt waren, bevor er den Medi-Droiden anforderte, um ihn in seinen Zimmer zu bandagieren. Clat'Ha weigerte sich, ihn allein zu lassen, ganz gleich wie sehr er sie drängte, sich auszuruhen.
»Nicht bevor ich weiß, dass es Euch gut geht«, sagte sie
immer wieder zu ihm.
Obi-Wan hatte das Schiff nur ein paar Meter vom steinigen Strand entfernt gelandet. Die Nacht hing wie Nebel über der Insel. Nachdem die Crew herausgefunden hatte, dass die Atmosphäre stabil war, waren einige hinausgegangen, um die Schäden an der Hülle des Schiffes zu reparieren. Andere erkundeten die Umgebung. Die silberfarbenen Draigons waren überall. Sie flogen durch den Nachthimmel, wobei sie offensichtlich schliefen. Manche von ihnen saßen auch auf den Klippen der Insel. Der Aufenthalt im Freien war nicht sicher und so entschied der Captain, dass niemand mehr bei Tageslicht draußen arbeiten durfte, wenn die Draigons wach waren. Der Bordingenieur meldete, dass es zwei Nächte dauern würde, das Schiff wieder flugfähig zu machen.
Obi-Wan kam zu Qui-Gons Kabine, als der Medi-Droide gerade einen desinfizierenden Verband auf Qui-Gons klaffende Wunde gesprüht hatte. Dann begann er, die Wunde zuzukleben. Die Vibro-Axt des Piraten hatte Qui-Gon quer durch das Schulterblatt bis zu den Rippen hinab getroffen. Obi-Wan wurde bereits vom Anblick der Wunde schwindlig, doch Qui-Gon saß still da und ließ den Medi-Droiden seine Arbeit machen.
»Ihr habt Glück, dass Ihr noch am Leben seid«, sagte der Medi-Droide zu Qui-Gon. »Doch Eure Wunden müssten bald verheilt sein. Seid Ihr sicher, dass Ihr kein Mittel gegen die Schmerzen wollt?«
»Nein, es geht mir gut«, antwortete Qui-Gon mit ruhiger Stimme. Er sah Clat'Ha an. »Wirst du jetzt schlafen gehen?«
Sie nickte müde. »Ich werde später noch einmal nach Euch sehen.« Clat'Ha ging mit dem Medi-Droiden. Die Tür schloss sich hinter ihnen mit einem Zischen.
Qui-Gon setzte sich auf einen Stuhl. Obi-Wan wartete, bis er sprechen oder ihm ein Zeichen geben würde, dass er seine Gegenwart wahrgenommen hatte.
Qui-Gons blaue Augen beobachteten Obi-Wan einen Moment lang eingehend. »Obi-Wan, als du das Schiff beschleunigt hast, welche Gedanken hattest du da?«
»Gedanken?«, fragte Obi-Wan. »Ich habe überhaupt nicht viel gedacht. Ich hatte Angst vor den Piraten und ich wusste, dass ich schnell wegkommen musste.« Er war zu erschöpft, um sich jetzt Gedanken über eine möglicherweise falsche Antwort zu machen. Es war besser, die nackte Wahrheit zu erzählen. Qui-Gon würde seine Leistungen gutheißen oder nicht. Er war die Versuche leid, ihm zu gefallen.
»Du hast also nicht die Tatsache bedacht, dass du die Schiffe der Piraten von den Docking Bays abreißen und damit hunderte von Piraten töten würdest?«, fragte Qui-Gon in einem neutralen Ton.
»Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken«, gab Obi-Wan zurück. »Die Macht hat mich geleitet.«
»Hattest du Angst? Oder warst du zornig?«
»Beides«, gab Obi-Wan zu. »Ich ... habe auf die Piraten geschossen, aber ich habe es nicht aus Hass getan. Ich tat es, um Leben zu retten.«
Qui-Gon nickte kaum sichtbar. »Ich verstehe.« Das war die Antwort, die er erwartet hatte. Sie zeigte, dass Obi-Wan in der Macht stärker wurde.
Dennoch war Qui-Gon unzufrieden. Er prüfte sein Herz. Hatte er gewollt, dass der Junge bei seinem Test durchfällt? Das wäre für einen Jedi eine gravierende Charakterschwäche.
Doch er konnte nichts dagegen tun. Es stimmte, Obi-Wan hatte ihn nicht enttäuscht. Er hatte tapfer die Aufgabe übernommen,
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