Jedi-Padawan 01 - Die geheimnisvolle Macht
zwingen, gerecht und anständig zu sein. Solche Qualitäten müssen von innen kommen - man kann sie nicht von außen erzwingen. Fürs erste habe ich beschlossen, zu warten. Vielleicht wird Jemba sein Vorhaben noch ändern. Oder vielleicht erwartet ihn ein noch dunkleres Schicksal. In beiden Fällen wäre Töten keine Lösung.«
»Aber ..., Ihr habt auch schon getötet«, fügte Obi-Wan zögerlich hinzu.
»Das habe ich«, gab Qui-Gon zu, »als es keine andere Möglichkeit gab. Doch wenn ich töte, gewinne ich nur eine Schlacht. Das ist ein sehr, sehr kleiner Sieg. Es gibt größere Kriege zu gewinnen - solche des Herzens. Manchmal, mit Geduld und Vernunft und durch das Vorangehen mit gutem Beispiel habe ich mehr geschafft, als nur eine Schlacht zu schlagen - ich habe meinen Gegner in einen Freund verwandelt.«
Obi-Wan ließ sich dies alles durch den Kopf gehen. Und er bemerkte, dass sich Qui-Gon trotz seiner Schmerzen die Zeit nahm, Obi-Wan seine Gedanken zu erklären. Am Tag zuvor noch hätte ihm der Jedi höchstwahrscheinlich eine strikte
Anweisung gegeben und ihn weggeschickt. Etwas hatte sich zwischen ihnen geändert.
»Ihr prüft mich, stimmt's?«, vermutete Obi-Wan. »Ihr habt Eure Meinung geändert. Ihr zieht mich als Euren Padawan in Betracht.« Er versuchte, die Aufregung in seiner Stimme zu verbergen.
Qui-Gon schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er bestimmt. »Ich prüfe dich nicht, Obi-Wan. Das Leben prüft dich! Es bringt jeden Tag neue Gelegenheiten für Triumph oder Niederlage, Und wenn du diese Prüfung bestehst, so heißt das nicht, dass du ein Jedi bist. Es macht dich lediglich zu einem Menschen.«
Obi-Wan trat zurück, als ob Qui-Gon ihn geschlagen hätte. Aufgewühlt blickte er in sein Herz. Er hatte sich selbst an der Nase herumgeführt. Er hatte sich selbst gesagt, dass er Qui-Gons Entscheidung akzeptieren würde, dass er nur seinen Respekt gewinnen wollte. Doch irgendwo tief in seinem Innern hatte er gehofft, dass Qui-Gon, wenn er sich auf dieser Mission tapfer und gut verhielt, seine Meinung ändern würde.
Jetzt erkannte er die Wahrheit.
Qui-Gon sah die Veränderung in Obi-Wans Augen. Der Junge begriff endlich, dass seine Entscheidung unumstößlich war. Eigentlich hätte er erleichtert sein müssen. Der Zorn des Jungen war fort. Doch es war noch etwas anderes verschwunden. Obi-Wans Hoffnungen für die Zukunft hatten sich ebenfalls in Luft aufgelöst.
Qui-Gon sah zu, wie Obi-Wan sich wegdrehte und sein Gesicht mit einem Ärmel abwischte. Weinte der Junge? Hatte er ihn so tief verletzt?
Doch als sich Obi-Wan wieder umdrehte, war nur der Schweiß von seinem Gesicht verschwunden. Qui-Gon konnte kein schimmerndes Zeichen von Tränen erkennen. Stattdessen sah er die schlimmste Form einer Niederlage.
Das traf ihn. Nach all den noblen Reden über das Gewinnen von Feindesherzen wurde ihm bewusst, dass er soeben das Herz eines Jungen gebrochen hatte, der nichts weiter wollte, als sein Verbündeter sein.
Kapitel 17
Obi-Wan verließ benommen Qui-Gons Kabine. Er brauchte Ruhe, doch es schien, als könne er nirgendwo richtig abschalten. Er versuche es in seiner Kabine, dann in der Lounge. Schließlich ging er ziellos in den Gängen herum. Er kam in der Nähe des Maschinenraums heraus und starrte auf die leere Landschaft eines namenlosen Planeten hinaus.
Fünf Monde In verschiedenen Rot und Blautönen hingen wie reife Früchte über einem stillen Ozean. Ein Schwarm schlafender Draigons trieb hoch oben in der Luft. Die Insel war nicht mehr ats ein rätselhaftes Stück von Wellen geformten Steines. Wetter im Innern des Landes stießen dunkle vulkanische Gipfel Dampf aus. Dort saßen die Draigons zu hunderten.
Hinter ihm fuhr zischend eine Tür auf. Einen Moment später stand Si Treemba neben ihm.
»Wir haben Euch gesucht, Obi-Wan«, sagte er.
»Ich musste nachdenken«, antwortete Obi-Wan. Er war froh, seinen Freund zu sehen. Si Treemba hatte ihm bei dem Treffen mit Jemba das meiste Vertrauen erwiesen. Das hatte ihre Freundschaft besiegelt und sie beide wussten das.
»Dürfen wir fragen, worüber Ihr nachdenkt?«, erkundigte sich Si Treemba zögernd.
»Ich dachte, dass meine Zeit im Tempel schwer war«, sagte Obi-Wan. »Die Tage bestanden aus Lernen und Anstrengung. Von uns wurde nur das Allerbeste erwartet. Ich respektierte meine Lehrer so sehr. Und ich dachte, dass ich nicht nur wusste, was ich zum Überleben brauche, sondern auch, was nötig war, um regelrecht zu brillieren.« Obi-Wan
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