Jedi-Padawan 16 - Schrei nach Vergeltung
erhärten ließ. Er wusste, dass der Meister zutiefst besorgt war, weil Qui-Gon noch nicht aufgetaucht war, um die Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben wurden, zu klären. Obi-Wan fragte sich, was sein Meister sich dabei wohl dachte. In den wenigen Momenten der Ruhe, die ihm blieben, versuchte er verzweifelt mit Hilfe der Macht hinauszugreifen und Kontakt mit ihm aufzunehmen. Manchmal glaubte er, Qui-Gon spüren zu können, doch es war kein klares, deutliches Gefühl. Es war schwammig und grau. Er wusste, dass er seinen Meister mit Hilfe der Macht nicht erreichen konnte. Sie würden keine Verbindung bekommen. Qui-Gon war von zu vielen Gefühlen aufgewühlt, er versuchte so vieles zu verbergen.
»Ihr braucht Ruhe«, sagte Mace am Ende eines langen, ergebnislosen Tages. »Alle beide.«
Doch weder Bant noch Obi-Wan wollten sich in ihre Unter-künfte zurückziehen. Sie saßen in Manex' privatem Ruhezimmer. Da Manex' Lieblingsfarbe Grün war und er nichts lieber tat, als den Tag in angenehmer Atmosphäre zu genießen, war jedes Kissen und jede Sitzecke in dem Zimmer in einem anderen Ton dieser Farbe gehalten. Der Boden bestand aus auf Hochglanz poliertem schwarzen Stein. Obi-Wan wurde beinahe schwindlig inmitten dieser grellen Farben, doch Manex hatte darauf bestanden, den Jedi sein Lieblingszimmer anzubieten. Sie hatten nicht ablehnen können.
Manex kehrte nur wenige Augenblicke nach den Jedi vom Vereinten Rat zurück. Er stürmte mit wehenden Locken und aufgeregtem Gesichtsausdruck in das Zimmer.
»Qui-Gon wurde im Ratsgebäude gesehen. Es gab einen Blasterkampf.«
Obi-Wan spürte, wie ein stiller Protestschrei in ihm hochkam. Er würde es nicht ertragen, wenn Qui-Gon jetzt etwas zustieße. Ihm wurde schlagartig kalt. Bant ging näher an ihn heran, ihre Schulter berührte die seine.
Mace stand auf. »Was ist passiert?«
»Er ist natürlich entkommen.«
Obi-Wan atmete hörbar aus. Qui-Gon war in Sicherheit. Er spürte, wie Bant sich entspannte. Sie sah Obi-Wan erleichtert an.
Manex tupfte sich mit einem goldfarbenen Taschentuch die Augenbrauen ab. »Was für ein Tag. Ich muss Euch mitteilen, dass eine Bewegung im Gange ist, die mich zu einer Kandidatur bei der Wahl überreden will. Es ist wirklich kein Amt, das ich haben möchte, doch ich denke langsam darüber nach. Vielleicht ist es an der Zeit, etwas zu tun. Ich dachte immer, mein Bruder wäre der Held, der Diener des Volkes. Ich sagte immer, dass ich nur fürs Geldverdienen zuständig war.« Manex steckte das Tuch in die Tasche. »Vielleicht wurde ich so, weil mein Bruder ein solch nobler Charakter war. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, was eigentlich meine Rolle ist. Vielleicht sollte ich jetzt mein Prinzip aufgeben, mich selbst zu schützen.«
»Was ist mit Alani?«, fragte Obi-Wan. »Würde es Euch schwer fallen, sich ihr entgegenzustellen?« Manex wusste nichts über Alanis Verbindung zu den Absoluten. Er betonte seine Zuneigung für die Zwillinge.
Manex zögerte. »Ich muss daran denken, was für New Apso-lon das Beste ist«, sagte er. »Und mir wurde etwas klar: Wir können keine beständige Regierung bilden - mit mir oder einem anderen Regenten -, wenn wir Balog und Die Absoluten nicht ausliefern. Ich habe einen Plan.«
Obi-Wan versuchte, nicht allzu zweifelnd dreinzublicken. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, wie Manex' Plan aussehen könnte.
»Ich werde als Köder fungieren«, erklärte er. »Ich werde überall verbreiten, dass die Liste der Geheiminformanten jetzt in meinem Besitz ist.«
Mace schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist zu gefährlich. Ist Euch denn nicht klar, was mit den letzten beiden Menschen geschehen ist, die das behauptet haben?«
»Sie sind tot. Ja, das ist mir sehr wohl bewusst.« Manex machte eine Pause. »Ich versuche, nicht daran zu denken. Und eigentlich könnt Ihr nicht mehr ablehnen, denn ich habe bereits begonnen, das Gerücht zu verbreiten.«
Obi-Wan sah, wie Bant die Gesichter der beiden Männer beobachtete. Normalerweise sagte sie bei solchen Treffen nicht viel, doch sie war eine der aufmerksamsten Zuhörerinnen, die er kannte. Er konnte von ihrer Ruhe lernen, dachte er plötzlich.
»Das könnte sich als sehr unklug erweisen«, sagte Mace mit gerunzelter Stirn.
»Das ist mir schon klar«, schnaubte Manex. »Ich bin nicht gerade ein mutiger Mensch. Aber ich hoffe, dass ich unter dem Schutz der Jedi davonkomme. Wenn wir Balog aus seinem Versteck locken können, dann können wir ihn auch
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