Jedi Quest 01 - Der Pfad der Erkenntnis
hielt seinem Blick stand. Er konnte sich vorstellen, dass Krayns Blick viele zu Tode ängstigen konnte, doch auf ihn hatte er keine Wirkung. Er war neugierig und voller Abscheu, Angst hatte er jedoch keine.
»Was glotzt du so, Sklave?«, brüllte Krayn plötzlich wütend.
Anakin erkannte zu spät, dass Sklaven ihre Meister niemals direkt ansahen. Aber Unterwürfigkeit zu demonstrieren, war noch nie seine Stärke gewesen.
Siri schob Anakin plötzlich ein Bein an den Unterschenkel, sodass er zu Boden fiel.
»Zeig gefälligst ein bisschen Respekt«, zischte sie. Anakin schaute sie voll unverhohlenem Hass an, doch Krayn sah nichts davon. Als sich Anakin wieder zu ihm umwandte, hielt er seinen Blick in Brusthöhe.
»Er sieht stark aus«, sagte Krayn und kraulte sich seinen sauber gestutzten schwarzen Bart. »Müsste auf Nar Shaddaa einen guten Preis erzielen.«
Jetzt, da er seinen Blick etwas gesenkt hatte, bemerkte Anakin, dass die Objekte an Krayns Brust Talismane waren. Von einigen wollte Anakin nicht wissen, was sie waren, denn sie erinnerten deutlich an getrocknetes Fleisch und es waren ein paar Haarfetzen daran zu erkennen. Dann gab es da noch Edelsteine und Kristalle und eine kleine silberne Glocke .
Die silberne Glocke. Anakin konnte seinen Blick nicht mehr davon abwenden. Er wusste, was das für eine Glocke war. Er erkannte sie. Es war die Glocke, die Amees Mutter um den Hals getragen hatte.
Da senkte Krayn plötzlich eine seiner fleischigen Hände und griff nach einigen der Talismane. Die Glocke läutete leise und ein seltsamer Schmerz durchdrang Anakins Herz.
»Bewunderst du meine Killertrophäen?«, fragte ihn Krayn ruhig und herausfordernd. »Oder glaubst du, du könntest ein paar der Juwelen stehlen? Denk lieber zweimal nach, Sklave. Einer deiner Finger oder dein Skalp könnte am Ende auch dort hängen!«
Er begann zu lachen und Siri und Rashtah taten es ihm nach. Anakin hörte das leise Klingeln der Glocke, als Krayn sich vor Vergnügen schüttelte. Also war Hala tot. Das sanfte Geräusch der Glocke mischte sich mit Krayns polterndem Lachen, bis vor lauter Hass alles vor Anakins Augen verschwamm. Er hätte ihn töten können - hier und jetzt. Er würde noch nicht einmal sein Lichtschwert dazu brauchen. Er könnte es mit den bloßen Händen erledigen »Ich bereite die Sklaven für die Landung vor«, sagte Siri. »Wir werden bald in Nar Shaddaa sein. Komm, Sklave.«
Sie stieß Anakin mit dem Griff ihres Elektro-Jabbers an. »Genieß deinen Aufenthalt an Bord des Schiffes, solange du noch kannst«, sagte sie. »Du wirst demnächst in den Gewürzminen arbeiten.«
»Für den Rest deines Lebens«, fügte Krayn noch immer lachend hinzu.
Anakin spürte, wie sich seine Beine bewegten, als Siri ihn noch einmal mit dem Jabber anstieß, dieses Mal heftiger. Krayn hatte ihm keine Angst eingejagt. Siri auch nicht. Der Umstand, dass er allein war, machte ihm auch keine Angst.
Aber man würde ihn bald wieder als Sklaven verkaufen. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer es für einen Sklaven war zu entkommen. Er hatte Geschichten über die Gewürzminen und die Sterblichkeitsrate der dortigen Arbeiter gehört. Er wusste, wie Träume von einer Flucht die Tage erträglicher machten. Er wusste, wie ein grauer Tag auf den anderen folgen würde, während er seinen Kopf nicht heben konnte, da er arbeiten musste. Er wusste, dass die stumpfsinnige Arbeit seine Tage erfüllen würde, bis die Fluchtträume sich in der lähmenden Routine wie ein Nebel verflüchtigen würden.
Er hatte gedacht, dass er in der Höhle auf Ilum seinen schlimmsten Albtraum erlebt hatte. Doch dem war nicht so. Jetzt wurde ihm klar, dass er gerade erst einen Vorgeschmack bekommen hatte.
Kapitel 11
Obi-Wan wusste, dass es sinnlos war, die Situation noch einmal zu überdenken. Doch er wusste auch, dass er nicht in der jetzigen Lage wäre, wenn er schneller reagiert, aus dem Schiff gesprungen und Siri gestellt hätte. Sein Schock hatte seine Reflexe verlangsamt. Wenn Siri ein normaler Feind gewesen wäre, wäre er nicht wie gelähmt im Pilotensitz sitzen geblieben. Wenn er sich nicht daran erinnert hätte, wie sie als Freundin gewesen war, dann hätte er sich vorstellen können, dass sie in der Lage war, ihn vom Schiff zu sprengen und Anakin gefangen zu nehmen.
Obi-Wan ging auf der Brücke des colicoidischen Schiffes rastlos hin und her. Er wusste, dass er froh sein konnte, überhaupt noch am Leben zu sein. Er zweifelte daran, dass die
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