Jedi Quest 06 - Die Akademie der Angst
zurückgreifen müssen, um seinem Schüler gegenüber sein ruhiges Äußeres aufrecht zu erhalten. Er wusste, dass Anakin immer um Geduld ringen musste. Es wäre äußerst destruktiv von Obi-Wan gewesen, wenn er Anakin seine Frustration gezeigt hätte.
Anakin war sechzehn Jahre alt. Er war noch von Natur aus ungeduldig. Trotz seiner starken Verbindung mit der Macht würde es noch ein paar Jahre dauern, bis er wahres inneres Gleichgewicht entwickelte.
Obi-Wan hingegen müsste dieses Gleichgewicht eigentlich besitzen.
Er holte tief Luft. Es war nicht nur die Frustration im Umgang mit der Bürokratie, so sehr sie einen auch zur Weißglut bringen konnte. Es waren die bohrenden Gedanken daran, dass ihr nächstes Treffen mit Granta Omega nach dessen Regeln ablaufen würde, wenn er sich nicht selbst auf die Suche nach ihm machte. Obi-Wan hatte nichts Konkretes in der Hand, was als Ausgangspunkt dienen konnte. Und doch hatte er das deutliche Gefühl, dass die Dunkelheit, die er um Granta Omega herum spürte, etwas mit Anakin zu tun hatte. Die Dringlichkeit, die er spürte, war etwas absolut Reales.
Als sie in den Turbolift zum Saal des Hohen Rates der Jedi traten, kam Ferus Olin zu ihnen und begrüßte sie mit einem Nicken. Der Jedi-Padawan sah wie immer makellos aus; seine Tunika war absolut sauber, sein dunkles, von goldfarbenen Strähnen durchzogenes Haar war streng nach hinten gebunden und mündete im typischen Padawan-Zopf. Sogar sein Gürtel glänzte, so als ob er ihn gerade erst poliert hätte.
Obi-Wan drehte sich überrascht zu ihm um. »Hat man dich auch gerufen?«
»Ja. Meine Meisterin wird uns im Ratssaal treffen.«
Gemeinsam betraten sie den Turbolift. Obi-Wan war das kühle Nicken aufgefallen, mit dem Anakin Ferus' Gruß erwidert hatte. Also waren die beiden noch immer Rivalen. Vielleicht tat es ihnen ja gut, wenn sie jetzt miteinander arbeiten mussten.
Die Drei stiegen aus und betraten den Ratssaal. Der Großteil des Jedi-Rates war anwesend und umgab das Trio in einem Halbkreis. Draußen vor den Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten, türmten sich dunkle Wolken und kündigten Regen an. Ein gezackter Blitz zuckte plötzlich am grauen Himmel auf.
Mace Windu drehte sich um. Er hatte auf den heranziehenden Sturm gestarrt. Jetzt setzte er sich in seinen Sessel und sah Obi-Wan, Anakin und Ferus an.
»Vielen Dank für Euer schnelles Erscheinen«, sagte er. »Diese Angelegenheit erfordert unsere sofortige Reaktion.«
Obi-Wan wartete ab. Er war überrascht, dass Mace Windu das Wort ergriff, bevor Siri anwesend war.
»Es gab Auseinandersetzungen im Senat«, begann Mace Windu.
Obi-Wan spürte ein leises Stöhnen tief in seinem Innersten. Soviel zu seinem Wunsch, der Senatspolitik eine Weile zu entkommen.
»Senator Berm Tarturi von Andara kämpft die politische Schlacht seines Lebens«, fuhr Mace fort. »Das andarische System ist wohlhabend und einflussreich, aber ein paar Planeten innerhalb des Systems sind der Meinung, dass gewisse Handelsrouten nicht gerecht aufgeteilt sind. Der Planet Ieria verlangt einen neuen Vertrag und einen eigenen Repräsentanten im Senat. Ieria und Andara sind erbitterte Feinde geworden. Senator Tarturi macht sich Sorgen, dass seine Macht eingeschränkt werden könnte, aber das Problem ist viel schwerwiegender. Da das andarische System eine große Wählerschaft darstellt, ist der Senat wegen einer potenziellen Instabilität besorgt - und darüber, dass ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte, der andere Systeme einschließen und sich auf die gesamten Kernwelten ausweiten könnte. Und dann ist noch etwas geschehen, was die Situation unnötig kompliziert: Der Sohn des Senators ist verschwunden.«
Mace hielt inne und faltete seine langen Finger. »Gillam Tarturi ist sechzehn Jahre alt. Er ist ein Schüler der Akademie für Führungskräfte auf Andara, einer privaten Eliteschule, an der viele Kinder mächtiger Leute aus der ganzen Galaxis für eine politische oder diplomatische Karriere ausgebildet werden. Das Sicherheitssystem der Akademie ist auf sehr hohem Stand. Die Tatsache, dass Gillam verschwand, ohne einen Alarm auszulösen, ist sehr rätselhaft.«
»Geht Senator Tarturi davon aus, dass das Verschwinden seines Sohnes etwas mit den politischen Schwierigkeiten in seinem Heimatsystem zu tun hat?«, fragte Obi-Wan.
»Ja«, gab Mace Windu zurück. »Er befürchtet, dass seine Gegner Gillam entführt haben, um ihn aus der Bahn zu werfen.«
Obi-Wan spürte eine gewisse
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