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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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sollte man doch ein gewisses Entgegenkommen erwarten dürfen.«
    »Sie ist doch erst zehn Minuten zu spät dran, Lincoln«, sagte Thom.
    »Und außerdem haben wir den Termin heute schon zweimal verlegt.«
    »Es sind schon fast zwanzig Minuten. Ah, da ist sie ja.« Die Tür wurde aufgerissen, und Rhyme blickte auf, in der Erwartung, Dr. Weaver zu sehen. Doch es war nicht die Ärztin. Sheriff Jim Bell stand in der Tür, das Gesicht voller Schweißperlen. Hinter ihm, draußen auf dem Flur, wartete sein Schwager, Steve Farr. Beide waren außer sich. Rhyme dachte zunächst, dass sie Mary Beths Leiche gefunden hätten. Dass der Junge sie tatsächlich umgebracht hatte. Dann dachte er an Sachs, wie hart es sie ankäme, wenn sie erfuhr, dass der Junge sie zum Narren gehalten hatte. Doch Bell hatte etwas ganz anderes auf dem Herzen.
    »Tut mir Leid, dass ich Sie damit behelligen muss, Lincoln.« Und Rhyme wusste sofort, dass es um etwas Persönliches ging, nicht um Garrett Hanion oder Mary Beth McConnell.
    »Ich wollte Sie erst anrufen«, sagte der Sheriff.
    »Aber dann hab ich mir gedacht, ich sag's Ihnen lieber selber. Deswegen bin ich hier.«
    »Was gibt's, Jim?«, fragte er.
    »Es geht um Amelia.«
    »Was?«, fragte Thom.
    »Was ist mit ihr?«, Rhyme konnte natürlich seinen Herzschlag nicht fühlen, aber er spürte, wie ihm das Blut zu Kopfe stieg.
    »Was ist? Erzählen Sie's mir?«
    »Rich Culbeau und seine Freunde sind am Gefängnis vorbeigekommen. Ich weiß nicht genau, was sie im Sinn hatten - vermutlich nichts Gutes -, aber jedenfalls haben sie Nathan gefunden, meinen Deputy, in Handschellen, vorne im Büro. Und die Zelle war leer.«
    »Die Zelle?«
    »Garretts Zelle«, fuhr Bell fort, als erklärte das alles. Rhyme verstand noch immer nicht, worum es eigentlich ging.
    »Was -«
    »Nathan hat gesagt, dass Ihre Amelia ihn mit vorgehaltener Waffe gefesselt und Garrett aus dem Gefängnis geholt hat«, sagte der Sheriff mit barscher Stimme.
    »Das ist Gefangenenbefreiung, ein schweres Verbrechen. Sie sind auf der Flucht, sie sind bewaffnet, und niemand hat eine Ahnung, wo sie sind.«
DRITTER TEIL

Harte Bandagen ... Dreiundzwanzig
    Sie rannte. Und zwar so rasch sie konnte. Die Schmerzen in ihren arthritischen Gelenken strahlten in den ganzen Körper aus. Sie war klatschnass geschwitzt und bereits benommen von der Hitze und dem Flüssigkeitsverlust. Und immer noch war sie beim bloßen Gedanken an das, was sie getan hatte, wie gelähmt. Das ist mehr als dumm, gute Frau... Als Sachs in die Zelle gegangen war, um Garrett Die Welt im Kleinen zu geben, hatte sie die strahlende Miene des Jungen gesehen, als er das Buch in die Hand nahm. Ein, zwei Sekunden später hatte sie, fast wie unter Zwang, durch die Gitterstäbe gegriffen und ihn an der Schulter gefasst. Fahrig hatte er sich abgewandt.
    »Nein, sieh mich an«, hatte sie ihm befohlen.
    »Sieh her.« Schließlich hatte er es getan. Sie hatte sein fleckiges Gesicht gemustert, den zuckenden Mund, die eingesunkenen Augen, die dichten Brauen.
    »Garrett, ich muss die Wahrheit wissen. Es bleibt unter uns. Sag mir eins hast du Billy Stail umgebracht?«
    »Ich schwöre, dass ich's nicht getan habe. Ich schwor's! Dieser Mann war's - der mit der braunen Latzhose. Er hat Billy umgebracht. Das ist die Wahrheit!«
    »Die Tatumstände deuten aber auf was anderes hin, Garrett.«
    »Aber man kann doch die gleiche Sache ganz verschieden sehen«, hatte er ruhig erwidert.
    »Zum Beispiel können wir das Gleiche anschauen wie eine Fliege, aber es sieht nicht genauso aus.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wir sehen zum Beispiel die Bewegung - aber bloß wie eine Art Schatten -, wenn jemand mit der Hand eine Fliege erschlagen will. Aber die Fliege sieht mit ihren Augen, wie die Hand hundertmal in der Luft stehen bleibt. Wie ein Haufen Standfotos. Es ist die gleiche Hand, die gleiche Bewegung, aber die Fliege sieht das ganz anders als wir. Und auch die Farben... Wir schauen uns etwas an und stellen fest, dass es rot ist, aber manche Insekten sehen zig verschiedene Rottöne.« Die Spuren deuten darauf hin, dass er schuldig ist, Rhyme. Sie beweisen es nicht. Spuren kann man ganz unterschiedlich auslegen.
    »Und Lydia«, hatte Sachs nachgehakt und den Jungen noch fester gepackt.
    »Wieso hast du sie gekidnappt?«
    »Ich hab doch schon allen gesagt, warum... Weil sie ebenfalls in Gefahr war. Blackwater Landing... ist ein gefährlicher Ort. Dort sterben die Leute. Menschen verschwinden. Ich wollte sie

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