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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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über ihre Köpfe hinweg aufzuhalten, falls sie beim Haus auftauchen sollten.
    »Bist du bereit?«, fragte Culbeau Tomel, worauf dieser nickte. Culbeau schob vorsichtig den Riegel an der Seitentür zurück und stieß sie nach innen auf. Brachte das Gewehr in Anschlag. Tomel hielt sich hinter ihm. Sie waren alle beide nervös, da sie genau wussten, dass ihnen die Rothaarige irgendwo im Haus mit einem Jagdgewehr auflauerte, mit dem sie garantiert umgehen konnte.
    »Hörst du was?«, flüsterte Culbeau.
    »Bloß Musik.« Es waren Rockballaden - das gleiche Zeug, das sich Culbeau immer anhörte, weil er Countrymusik nicht ausstehen konnte. Langsam schlichen die beiden Männer durch den schummrigen Flur. Blieben stehen. Vor ihnen war die Küche. Dort hatte Culbeau jemanden herumlaufen sehen - vermutlich den Jungen -, als er durch das Zielfernrohr auf das Haus geblickt hatte. Er deutete mit dem Kopf auf die Tür.
    »Wir stürmen beide rein. Ziel auf ihre Beine oder auf die Knie. Wir dürfen ihn nicht umbringen - er muss uns verraten, wo Mary Beth steckt.«
    »Gilt das auch für die Frau?« Culbeau dachte einen Moment lang nach.
    »Ja, warum nicht? Wir sollten sie vielleicht noch eine Weile am Leben lassen. Du weißt ja, wozu.« Tomel nickte.
    »Eins, zwei... drei.« Sie stürmten in die Küche und hätten fast auf den Wetteransager auf dem Großbildfernseher geschossen. Sie gingen in die Hocke und fuhren herum, suchten den Jungen und die Frau. Sahen sie nirgendwo. Dann schaute Culbeau auf den Fernseher. Ihm wurde klar, dass der nicht hierher gehörte. Jemand hatte ihn aus dem Wohnzimmer in die Küche gerollt und vor dem Herd aufgestellt, mit dem Bildschirm zum Fenster. Culbeau spähte durch die Jalousien.
    »Mist. Die haben den Fernseher hier aufgestellt, damit wir ihn von der anderen Seite der Lichtung aus sehen, vom Pfad aus. Und glauben, da wär jemand im Haus.« Er stieg die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend.
    »Warte«, rief Tomel.
    »Sie ist da droben. Mit der Knarre.« Aber natürlich war der Rotschopf überhaupt nicht da oben. Culbeau trat die Tür zum Schlafzimmer auf, wo er den Gewehrlauf und das auf sie gerichtete Zielfernrohr gesehen hatte, und fand nun in etwa das vor, was er erwartet hatte: ein dünnes Stück Rohr, auf dem mit Klebeband eine CoronaFlasche befestigt war.
    »Das also ist die Knarre mit Zielfernrohr«, sagte er angewidert.
    »Herr im Himmel. Die haben das zusammengebastelt, um uns zu bluffen. Verdammt, das hat uns eine halbe Stunde gekostet. Und die verfluchten Deputys sind wahrscheinlich in fünf Minuten da. Wir müssen weg hier.« Er stürmte am Tomel vorbei. Der sagte nur:
    »Ziemlich schlau von der...«, doch als er Culbeaus Blick sah, brachte er den Satz lieber nicht zu Ende. Die Batterie ging zur Neige, und der kleine Elektromotor setzte aus. Der schmale Kahn, den sie aus dem Ferienhaus gestohlen hatten, trieb in der Strömung des Paquenoke durch den öligen Dunst, der über dem Fluss hing. Der Abend dämmerte. Das Wasser war nicht mehr golden, sondern grau und düster. Garrett Hanion nahm ein Paddel vom Boden des Bootes und ruderte in Richtung Ufer.
    »Wir müssen irgendwo landen«, sagte er.
    »Bevor es völlig dunkel wird.« Amelia Sachs stellte fest, dass sich die Landschaft verändert hatte. Der Wald war lichter geworden, und große, moorige Tümpel breiteten sich bis an den Fluss aus. Der Junge hatte Recht -wenn sie einen falschen Seitenarm erwischten, landeten sie mitten im undurchdringlichen Sumpf.
    »Hey, was ist los?«, fragte er, als er ihre bedrückte Miene sah.
    »Ich bin verflucht weit von Brooklyn weg.«
    »Ist das in New York?«
    »Richtig«, sagte sie. Er schnipste mit den Nägeln.
    »Und es macht Ihnen zu schaffen, dass Sie nicht dort sind?«
    »Aber wie.«
    »So was macht Insekten die größte Angst«, sagte er, während er das Ufer ansteuerte.
    »Was?«
    »Irgendwie ist das irre. Arbeiten macht ihnen nichts aus, Kämpfen auch nicht. Aber an einem unbekannten Ort flippen sie völlig aus. Selbst wenn es dort total sicher ist. Sie können es nicht leiden, sie wissen nicht, was sie machen sollen.« Okay, dachte Sachs, vermutlich bin ich also ein Insekt. Sie zog Lincolns Formulierung vor: wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Man kann sofort erkennen, wenn ein Insekt aufgeregt ist. Es putzt dann immerzu seine Fühler... Insekten sieht man an den Fühlern an, wie ihnen zu Mute ist. So wie uns am Gesicht. Mit dem Unterschied«, fügte er rätselhaft hinzu,
    »dass

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