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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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sie einem nichts vormachen. So wie wir.« Er lachte auf - ein sonderbarer Ton, den sie noch nicht gehört hatte. Er ließ sich über die Bordwand ins Wasser gleiten und zog das Boot an Land. Sachs stieg aus. Er führte sie durch den Wald und schien trotz Dunkelheit und sinkender Dämmerung genau zu wissen, wohin er gehen musste, obwohl sie nirgendwo einen Pfad erkennen konnte.
    »Woher weißt du den Weg?«, fragte sie.
    »Ich glaube, ich bin wie die Monarchen. Ich kann mich ziemlich gut orientieren.«
    »Die Monarchen?«
    »Sie wissen schon, die Schmetterlinge. Sie ziehen tausend Meilen weit und wissen genau, wohin sie müssen. Das ist richtig fantastisch - sie orientieren sich an der Sonne und ändern irgendwie automatisch den Kurs, je nachdem, wo sie am Horizont steht. Oh, und wenn es bedeckt oder dunkel ist, benutzen sie einen anderen Sinn, den sie noch haben - sie können das Magnetfeld der Erde spüren.« Wenn eine Fledermaus ihren Ultraschallton aussendet, klappen Nachtfalter die Flügel zusammen, lassen sich zu Boden fallen und verstecken sich. Sie lächelte über die Begeisterung, mit der er seinen Vortrag hielt, doch plötzlich blieb sie stehen und ging in die Hocke.
    »Schau«, flüsterte sie.
    »Dort! Da ist ein Licht.« Ein schwacher Lichtschein spiegelte sich auf einem schlammigen Teich. Ein unheimlicher gelber Schein, wie von einer verglimmenden Laterne. Doch Garrett lachte nur. Fragend schaute sie ihn an.
    »Bloß ein Geist«, sagte er.
    »Was?«, fragte sie.
    »Das ist die Frau aus dem Sumpf. Ein Indianermädchen, das in der Nacht vor seiner Hochzeit gestorben ist. Ihr Geist geht immer noch im Dismal Swamp um und sucht nach dem Mann, den sie heiraten wollte. Wir sind zwar nicht im Great Dismal, aber er ist ganz in der Nähe.« Er deutete mit dem Kopf auf das glimmende Licht.
    »In Wirklichkeit ist das Elmsfeuer faulige Schwämme, die im Dunkeln glühen.« Sie mochte das Licht nicht. Es erinnerte sie an das mulmige Gefühl, das sie an dem Morgen gehabt hatte, als sie nach Tanner's Corner gefahren waren und den kleinen Sarg auf dem Friedhof gesehen hatten.
    »Ich mag den Sumpf nicht, ob mit oder ohne Geister«, sagte Sachs.
    »Ja?«, sagte Garrett.
    »Vielleicht kommt das noch. Eines Tages.« Er führte sie einen Weg entlang, und zehn Minuten später bog er in eine kurze, überwachsene Auffahrt ein. Ein alter Wohnwagen stand auf einer Lichtung. In der Dämmerung konnte sie ihn deutlich sehen, aber er wirkte ziemlich heruntergekommen, zur Seite geneigt, verrostet, mit platten Reifen und von Efeu und Moos überwuchert.
    »Ist das deiner?«
    »Na ja, da wohnt seit Jahren keiner mehr, daher nehm ich an, dass es meiner ist. Ich hab einen Schlüssel, aber der liegt daheim. Ich konnte ihn nicht mehr holen.« Er umrundete den Wagen und hebelte ein Fenster auf der Seite auf, stemmte sich hoch und schob sich hindurch. Im nächsten Moment ging die Tür auf. Sie trat ein. Garrett durchwühlte einen Schrank in der winzigen Küche. Er fand ein paar Streichhölzer und zündete eine Propangaslaterne an. Sie strahlte einen warmen, gelblichen Lichtschein aus. Er öffnete einen weiteren Schrank und spähte hinein.
    »Ich hatte ein paar Doritos, aber die haben sich die Mäuse geholt.« Er holte eine Tupperdose heraus und musterte sie.
    »Glatt durchgenagt. Mist. Aber ich hab Makkaroni. Von Farmer John. Die sind gut. Ich ess sie ständig. Und ein paar Bohnen auch.« Er fing an, die Dosen zu öffnen, während sich Sachs im Wohnwagen umsah. Ein paar Stühle, ein Tisch. Im Schlafzimmer bemerkte sie eine schmuddelige Matratze. Eine dicke Matte und ein Kissen lagen am Wohnzimmerboden. Der ganze Wohnwagen kündete von bitterer Armut: kaputte Türen und Geräte, Einschusslöcher in den Wänden, die Fenster zerbrochen, der Teppichboden verschmutzt und voller Flecken. Als Streifenpolizistin in New York hatte sie viele solcher Unterkünfte gesehen aber immer von außen. Jetzt war das hier vorübergehend ihre Bleibe. Lucys Worte von heute Morgen fielen ihr wieder ein. Nördlich des Paquo hält sich niemand mehr an die Regeln. Hier heißt
    es bloß noch, die oder wir. Hier kann's passieren, dass man jemand
    niederschießt, ohne ihm auch nur seine Rechte vorzulesen, und das geht völlig in Ordnung. Und sie musste an die donnernden Schüsse der Schrotflinte denken, die ihr und Garrett gegolten hatten. Der Junge hängte ein paar schmuddelige Stofffetzen vor das Fenster, damit von draußen niemand den Lichtschein sah. Er ging kurz hinaus

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