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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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überschreitet.«
    »Kann schon sein, dass die Schadstoffbelastung des Wassers allein nicht die zulässigen Grenzwerte überschreitet, auch nicht die Luftverschmutzung allein oder die Rückstände in dem Obst und Gemüse, das wir hier anbauen... Aber was ist, wenn alles zusammenkommt? Wenn ein Kind zum Beispiel daheim aus dem Brunnen trinkt, auf dem Rasen rumtollt, einen Apfel vom Baum pflückt und -« Er zuckte die Achseln.
    »Die Rechtslage ist eindeutig. Wenn Ihnen das nicht passt, müssen Sie sich an den Abgeordneten Ihres Wahlkreises wenden.« Sie packte ihn am Revers.
    »Sie begreifen nicht, worum es geht. Sie werden im Gefängnis landen.« Er riss sich von ihr los.
    »Nein, Sie begreifen nicht, worum es geht, Officer. Davon verstehen Sie nichts. Ich hingegen kenne mich sehr, sehr gut aus. Ich mache keine Fehler.« Er warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Ich muss jetzt weiter.« Davett ging zu dem Lexus, strich sich über die schütteren Haare, die ohnehin dunkel vor Schweiß und klatschnass an seinem Schädel klebten. Er stieg in sein Auto und schlug die Tür zu. Lucy ging zu ihm, als er den Motor anließ.
    »Moment«, sagte sie. Davett blickte sie an. Doch die Polizistin achtete nicht auf ihn. Sie schaute die beiden Beifahrerinnen an.
    »Ich will euch mal zeigen, was euer Henry angerichtet hat.« Sie riss ihr Hemd auf. Die beiden Frauen starrten auf die rosaroten Narben links und rechts auf ihrer Brust, dort, wo einst ihr Busen gewesen war.
    »Ach, herrjeh«, murmelte Davett und wandte sich ab.
    »Papa... «, flüsterte das Mädchen erschrocken. Ihre Mutter starrte nur sprachlos vor sich hin.
    »Sie haben doch gesagt, Sie machen keine Fehler, Davett... Irrtum, den hier haben Sie gemacht.« Der Fabrikant legte den Gang ein, setzte den Blinker, drehte sich nach hinten um und fuhr vorsichtig auf die Schnellstraße. Lucy stand einen Moment lang da und schaute dem Lexus hinterher. Dann griff sie in ihre Hosentasche, holte ein paar Sicherheitsnadeln heraus und heftete damit ihr Hemd zusammen. Sie lehnte sich an ihr Auto, kämpfte eine Zeit lang mit den Tränen, blickte dann zu Boden und bemerkte eine kleine rosarote Pflanze, die unmittelbar am Straßenrand wuchs. Sie kniff die Augen zusammen. Es war ein Frauenschuh, eine Orchideenart. Die Blüte sah aus wie ein kleiner Pantoffel. Die Pflanze kam in Paquenoke County nur selten vor, und eine so schöne hatte sie noch nie gesehen. Mit ihrem Eiskratzer hatte sie das Gewächs in fünf Minuten ausgegraben und in einen großen 7-Eleven-Becher eingetopft, nachdem sie die Limonade für die Pracht und Herrlichkeit ihres Gartens geopfert hatte.

... Vierundvierzig
    Auf der Tafel, die an der Wand des Gerichtsgebäudes hing, wurde erklärt, dass der Name des Staates von Carolus stammte, dem lateinischen Namen für Karl. König Karl II. war es gewesen, der das Landrecht zur Ansiedlung der Kolonie erteilt hatte. Carolina... Amelia Sachs hatte angenommen, der Staat wäre nach Caroline benannt, irgendeiner Königin oder Prinzessin. Sie war in Brooklyn geboren und aufgewachsen, kannte sich mit Königshäusern nicht aus und interessierte sich auch nicht dafür. Jetzt saß sie, nach wie vor in Handschellen, zwischen zwei Wärtern auf einer Bank im Gerichtsgebäude. Der rote Ziegelbau mit den Marmorböden und dem dunklen Mahagoni war alt. Strenge Männer in schwarzen Anzügen, Richter oder Gouverneure, vermutete sie, blickten von den Ölgemälden auf sie herab, als wüss-ten sie, dass sie schuldig war. Eine Klimaanlage gab es anscheinend nicht, aber dank der Baukunst des achtzehnten Jahrhunderts sorgte ein steter Luftzug für angenehme Kühle in dem dunklen Gemäuer. Fred Dellray schlenderte zu ihr.
    »Hallöchen - möchten Sie einen Kaffee oder irgendwas anderes?« Der Wärter zur Linken kam bis zu
    »Sie dürfen nicht mit -«, dann sah er die Ausweiskarte des Justizministeriums und verkniff sich den Spruch.
    »Nein, Fred. Wo ist Lincoln?« Es war fast halb zehn.
    »Keine Ahnung. Sie kennen den Mann doch - manchmal taucht er einfach auf. Für jemand, der nicht gehen kann, kommt er mehr rum als manch anderer, den ich kenne.« Lucy und Garrett waren auch nicht da. Sol Geberth, der einen prachtvoll aussehenden grauen Anzug trug, kam zu ihr her. Der Wärter zur Rechten rutschte beiseite und ließ den Anwalt Platz nehmen.
    »Hallo, Fred«, sagte der Anwalt zu dem Agenten. Dellray nickte, wenn auch kühl, und Sachs schloss daraus, dass es ihm genauso ergangen war wie Rhyme - vermutlich hatte

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