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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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niemand gesagt, dass es dort einen Steinbruch gibt?« Bens ohnehin schon fleischiges Gesicht wirkte noch praller als zuvor - er nahm den Vorwurf persönlich.
    »Ich hab wirklich nicht... « Doch Rhyme hörte gar nicht hin. An diesem Lapsus war er ganz allein schuld. Jemand hatte ihn auf den Steinbruch hingewiesen -Henry Davett, als er gesagt hatte, dass man in dieser Gegend mit Kalkstein einst viel Geld verdient hatte. Und wie gewinnt man Kalkstein in großen Mengen? Er hätte sich sofort nach einem Steinbruch erkundigen müssen, sobald er das gehört hatte. Und die Nitrate deuteten auch nicht auf eine Rohrbombe hin, sondern sie stammten von den Sprengungen - derlei Rückstände ließen sich noch Jahre später feststellen.
    »Nicht weit von euch entfernt liegt ein aufgelassener Steinbruch«, teilte er Sachs per Telefon mit.
    »Richtung Südwesten.« Kurzes Schweigen. Getuschel. Dann meldete sie sich wieder.
    »Jesse kennt ihn.«
    »Garrett war dort. Ich weiß nicht, ob er noch da ist. Passt also gut auf. Und denkt dran: Selbst wenn er keine Bombe legt, stellt er möglicherweise Fallen. Melde dich, wenn ihr irgendetwas findet.« Nun, da Lydia der Welt draußen nicht mehr ausgeliefert war, ihr Hitze und Erschöpfung nicht mehr zusetzten, wurde ihr klar, dass sie sich mit dem Innenraum konfrontieren musste. Und das war genauso schrecklich. Ihr Entführer lief eine Zeit lang auf und ab, schaute aus dem Fenster, ging dann in die Hocke, schnipste mit den Fingernägeln, murmelte irgendwas vor sich hin, musterte sie von oben bis unten und lief dann wieder auf und ab. Einmal warf Garrett einen Blick auf den Boden und hob irgendetwas auf. Er steckte es in den Mund, kaute gierig darauf herum. Sie fragte sich, ob es ein Insekt war, und beim bloßen Gedanken daran wurde ihr schlecht. Sie befand sich allem Anschein nach im ehemaligen Büro der Mühle. Von hier aus hatte sie freien Blick auf einen Flur, teilweise vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen, der zu einer Reihe weiterer Räume führte - vermutlich zum Getreidelager und zum Mahlraum. Die gleißende Nachmittagssonne fiel durch die ausgeglühten Wände und das Dach. Irgendetwas Orangefarbenes fiel ihr auf. Sie kniff die Augen zusammen und sah, dass es Dorito-Tüten waren. Dazu Cape-Cod-Kartoffelchips. Reese's Erdnussbutterkonfekt. Und noch mehr Planters-Cracker mit Erdnussbutter und Käse, die er schon in dem Steinbruch in sich hineingestopft hatte. Limo und Deer-Park-Wasser. Sie hatte sie nicht bemerkt, als sie in der Mühle angekommen waren. Wozu die ganzen Nahrungsmittel? Wie lange wollte er hier mit ihr bleiben? Bloß eine Nacht, hatte Garrett gesagt, aber der Proviant hier reichte für einen ganzen Monat. Wollte er sie hier etwa länger festhalten?
    »Geht's Mary Beth gut?«, fragte Lydia.
    »Oder hast du ihr was angetan?«
    »Weil ich ihr ja was antun würde«, sagte er spöttisch.
    »Wohl kaum.« Lydia wandte sich ab und musterte die Sonnenstrahlen, die in den ausgebrannten Flur fielen. Da drüben quietschte und knarrte irgendetwas vermutlich der Mühlstein.
    »Ich hab sie nur aus einem einzigen Grund weggebracht«, fuhr Garrett fort.
    »Weil ich dafür sorgen wollte, dass ihr nichts passiert. Sie wollte aus Tanner's Corner fort. Sie ist gern am Strand. Herrgott noch mal, wer nicht? Lieber dort als in dem stinkigen Kaff.« Er schnipste jetzt schneller mit den Nägeln, lauter. Er war aufgeregt und nervös. Riss mit seinen riesigen Händen eine Tüte Chips auf. Stopfte etliche Hände voll in sich hinein, mampfte darauf herum, dass ihm die Brösel aus dem Mund fielen. Er trank eine ganze Dose Cola in einem Zug aus. Machte sich wieder über die Chips her.
    »Die Hütte hier ist vor zwei Jahren abgebrannt«, sagte er.
    »Ich weiß nicht, wer's war. Magst du das Geräusch? Das Wasserrad? Ich find's ziemlich klasse. Das Rad dreht sich dauern rundrum. Erinnert mich irgendwie an ein Lied, das mein Vater daheim gesungen hat. >Es klappert die Mühle am rauschenden Bach...<« Er stopfte sich eine weitere Hand voll Chips in den Mund und sagte irgendetwas. Einen Moment lang konnte sie ihn nicht verstehen. Er schluckte.
    » - oft hier. Hocke nachts da und horch auf die Zikaden und die Fettquappen - du weißt schon, die Ochsenfrösche. Wenn ich zum Meer unterwegs bin - so wie jetzt -, bleib ich hier immer über Nacht. Bei Nacht gefällt's dir hier bestimmt.« Er verstummte und beugte sich plötzlich zu ihr. Sie starrte weiter den Boden an. traute sich nicht aufzublicken, aber sie

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