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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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spürte, dass er sie von oben bis unten musterte. Dann sprang er unverhofft auf und ging unmittelbar neben ihr in die Hocke. Lydia zuckte zusammen, als ihr sein Körpergeruch in die Nase stieg. Sie wartete darauf, dass er ihre Brust betastete, ihr zwischen die Beine griff. Aber allem Anschein nach hatte er nichts dergleichen mit ihr vor. Garrett schob einen Stein beiseite und holte etwas darunter hervor.
    »Ein Tausendfüßler.« Er lächelte. Das Tier war lang und gelblich grün, und ihr wurde schon beim bloßen Anblick schlecht.
    »Fühlen sich gut an. Ich mag sie.« Er ließ ihn über Hand und Unterarm laufen.
    »Es sind keine Insekten«, erklärte er ihr.
    »Sie sind Verwandte. Sie können gefährlich werden, wenn man ihnen was tun will. Ihr Biss tut ziemlich weh. Die Indianer hier in der Gegend haben sie früher zermahlen und das Gift auf ihre Pfeilspitzen gestrichen. Wenn ein Tausendfüßler erschrickt, sondert er Gift ab und verduftet. Sein Feind kriecht durch die Dämpfe und stirbt. Ziemlich irre, was?« Danach schwieg Garrett und widmete sich dem Tausendfüßler, musterte ihn, wie Lydia ihre Nichte und ihren Neffen ansah - zärtlich, voller Freude, fast liebevoll. Lydia graute sich immer mehr. Sie wusste, dass sie Ruhe bewahren sollte, wusste, dass sie sich Garrett nicht widersetzen, sondern ihn einfach gewähren lassen sollte. Aber als sie dieses widerliche Vieh über seinen Arm krabbeln sah, seine Fingernägel schnipsen hörte, die fleckige Haut betrachtete und die feuchten roten Augen, die Krümel an seinem Kinn, packte sie die helle Panik. Und über Ekel und Angst hinweg meinte Lydia eine leise Stimme zu hören, drängend,
    »Ja, ja, ja!« Das konnte nur ihr Schutzengel sein. ]a, ja, ja! Sie rollte sich auf den Rücken. Garrett blickte verwundert auf, lächelte, so als genieße er das Kribbeln auf seiner Haut. Und Lydia keilte mit beiden Füßen aus, so fest sie konnte. Sie hatte kräftige Beine, denn drüben in der Klinik war sie acht Stunden am Tag auf den Füßen, und das bei ihrem Gewicht. Er torkelte zurück, als ihn der Tritt traf. Prallte mit dem Kopf gegen die Wand und sank benommen zu Boden. Dann schrie er gellend auf und fasste sich an den Arm - anscheinend hatte ihn der Tausendfüßler gebissen. Ja!, dachte Lydia triumphierend, während sie sich herumwälzte. Sie rappelte sich auf und rannte blindlings auf den Mahlraum am anderen Ende des Ganges zu.
...Zwölf
    Nach Jesse Corns Schätzung waren sie fast bei dem Steinbruch.
    »Etwa fünf Minuten noch«, teilte er Sachs mit. Dann warf er ihr zweimal einen kurzen Blick zu, und nachdem er stillschweigend mit sich zu Rate gegangen war, sagte er:
    »Wissen Sie, ich wollte Sie was fragen... Als Sie Ihre Waffe gezogen haben, wie der Truthahn aus dem Gebüsch kam. Na ja, und in Blackwater Landing, als uns Rich Culbeau überrascht hat... Das war... also, das war schon was. Sie verstehen was vom Bleiverlöten, wie's ausschaut.« Dank Roland Bell wusste sie, dass dieser Südstaatenausdruck so viel wie
    »Schießen« bedeutete.
    »Eines meiner Hobbys«, sagte sie.
    »Echt wahr!«
    »Leichter als rennen«, sagte sie.
    »Billiger als ein Fitnessclub.«
    »Sind Sie bei einem Verein?« Sachs nickte.
    »Dem North Shore Pistol Club auf Long Island.«
    »Na so was!«, sagte er mit geradezu erschreckender Begeisterung.
    »Machen Sie mit bei NRA-Bullseye-Wettkämpfen?«
    »Ja.«
    »Das ist auch mein Sport! Na ja, Tontauben natürlich auch. Aber Faustfeuerwaffen sind meine Spezialität.« Ihre auch, aber das behielt sie lieber für sich, damit der entzückte Jesse Corn nicht noch mehr Gemeinsamkeiten fand.
    »Laden Sie Ihre Munition selber?«, fragte er.
    »Hmm. Nun ja, die .38er und die .45er. Die Randfeuerpatronen natürlich nicht. Die Blasen aus den Kugeln rauszukriegen - das ist das Schwierigste.«
    »Holla, Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen, dass Sie Ihre Kugeln selber gießen?«
    »Doch«, erwiderte sie und musste daran denken, wie oft am Sonntagmorgen der einzigartige Duft von geschmolzenem Blei durch ihre Wohnung waberte, während es anderswo nach Waffeln und Schinken roch.
    »Das mach ich nicht«, sagte er entschuldigend.
    »Ich kauf mir meine Wettkampfmunition.« Sie gingen ein paar Minuten lang schweigend weiter, hatten alle den Blick zu Boden gerichtet und achteten auf weitere Fallgruben.
    »Also«, sagte Jesse Corn, schenkte ihr ein schüchternes Grinsen und strich sich die blonden Haare aus der nassen Stirn.
    »Ich zeig Ihnen mal meine... «

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