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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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vor dem Schlafzimmer. Die Hornissen hatten das Nest nicht dort hingebaut - Garrett hatte es eigenhändig vor dem Fenster angebracht. Zunächst hatte sie nicht begriffen, weshalb. Doch dann wurde ihr voll Verzweiflung klar: Ihr Entführer hatte es als Siegeszeichen hinterlassen. Mary Beth McConnell kannte sich in Geschichte aus. Sie wuss-te Bescheid über Kriege und Schlachten, kannte die Gepflogenheiten, wenn ein Heer ein anderes besiegte. Flaggen und Standarten dienten nicht nur als Kennzeichen der eigenen Seite - sie sollten die Unterlegenen daran erinnern, wer jetzt die Herrschaft inne hatte. Und Garrett hatte gesiegt. Na ja, er hatte eine Schlacht gewonnen - der Ausgang des Krieges war noch nicht entschieden. Mary Beth betastete die Schramme an ihrem Kopf. Bei dem fürchterlichen Schlag, den sie an der Schläfe erhalten hatte, war ein Stück Haut abgeschürft worden. Sie konnte nur hoffen, dass sich die Wunde nicht entzündete. Sie holte einen Gummiring aus ihrem Rucksack und band ihre langen dunkelbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz. Schweiß rann ihr über den Hals, und brennender Durst quälte sie. Sie bekam kaum Luft in den geschlossenen Räumen, in denen sich die Hitze staute, und überlegte, ob sie ihr dickes Jeanshemd ausziehen sollte - wegen der Schlangen und Spinnen trug sie immer langärmlige Sachen, wenn sie Ausgrabungen im Unterholz oder im hohen Gras durchführte. Doch trotz der Hitze beschloss sie, das Hemd anzubehalten. Sie wusste nicht, wann ihr Bewacher zurückkehren würde - sie trug nur einen rosa Spitzen-BH darunter, und auf diesem Gebiet bedurfte Garrett wahrlich keiner Ermutigung. Mary Beth warf einen letzten Blick auf das Nest und trat vom Fenster zurück. Dann lief sie wieder einmal durch alle drei Zimmer der Hütte und suchte vergebens nach einem Schlupfloch. Es war ein massives Gebäude, ziemlich alt. Dicke Wände - von Hand behauene Stämme, die mit massiven Brettern vernagelt waren. Vor dem vorderen Fenster erstreckte sich eine hohe Wiese bis zu einem etwa hundert Meter entfernten Wald. Ansonsten war die Hütte von kräftigen Bäumen umgeben. Wenn sie aus dem hinteren Fenster schaute - dem Fenster mit dem Hornissennest -, konnte sie zwischen den Stämmen hindurch das glitzernde Wasser des Weihers sehen, an dessen Ufer sie gestern auf dem Weg hierher entlanggelaufen waren. Die Räume selbst waren klein, aber erstaunlich sauber. Das Wohnzimmer war mit einem langen, braun-goldenen Sofa ausgestattet, einem billigen Esstisch mit etlichen alten Stühlen und einem zweiten Tisch, auf dem dutzende mit Maschendraht abgedeckte Saftflaschen standen, in denen er die Insekten hielt, die er sammelte. Ein zweites Zimmer enthielt eine Matratze und eine Kommode. Der dritte Raum war leer, abgesehen von mehreren halb vollen Dosen mit brauner Farbe, die in der Ecke standen - allem Anschein nach hatte Garrett die Außenwände der Hütte unlängst gestrichen. Es war eine dunkle und bedrückende Farbe, und sie begriff nicht, weshalb er sie gewählt hatte - bis ihr klar wurde, dass sie denselben Ton hatte wie die Borke der Bäume rund um die Hütte. Ein Tarnanstrich. Und wieder wurde ihr etwas bewusst, was ihr bereits gestern aufgefallen war - der Junge war weitaus gewiefter und gefährlicher, als sie gedacht hatte. Im Wohnzimmer waren massenhaft Lebensmittel gestapelt –Fertignahrung und reihenweise Obst-und Gemüsekonserven der Marke Farmer John. Ein treuherziger Farmer lächelte ihr von den Etiketten entgegen, ein Bild, das ebenso altbacken wirkte wie eine Backpulverreklame aus den Fünfzigerjahren. Verzweifelt suchte sie in der ganzen Hütte nach Wasser oder Limo - irgendetwas zu trinken -, fand aber nichts. Die Obst-und Gemüsekonserven waren in Saft eingelegt, aber es gab nirgendwo einen Öffner oder irgendein anderes Gerät, mit dem man sie hätte aufmachen können. Sie hatte zwar ihren Rucksack dabei, doch die Werkzeuge, die sie für ihre Ausgrabungen brauchte, hatte sie in Blackwater Landing zurückgelassen. Sie nahm eine Dose und schlug sie an die Tischkante, damit sie aufplatzte, doch das Blech hielt stand. Unter der Hütte befand sich ein Kartoffelkeller, zu dem man vom Wohnraum aus durch eine im Boden eingelassene Tür gelangte. Sie warf einen kurzen Blick hinunter und erschauderte vor Ekel. Gestern Abend nachdem Garrett ein Zeit lang weg gewesen war -, hatte Mary Beth ihren ganzen Mut zusammengenommen und war über die wacklige Treppe hinab in das niedrige Ge-lass gestiegen, um dort nach einem

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