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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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zurechtschmirgelte, selig und selbstvergessen.
    »Garrett hat gesagt«, fuhr er fort,
    »dass er, wenn's sein muss, jeden Bullen umbringt, der ihn aufhalten will.«
    »Das hat er gesagt? Der Junge?«
    »Ja. Hat mir dabei in die Augen geschaut. Und er hat auch gesagt, dass er sich auch jeden anderen schnappt, der ihm in die Quere kommt.«
    »Der Mistkerl. Hast du das Jim erzählt?«
    »Klar. Meinst du etwa nicht? Aber er hat das überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Ich mag Jim Bell. Das weißt du. Aber im Grunde macht er sich doch mehr Gedanken drüber, wie er auf seinem Posten weiter die ruhige Kugel schieben kann, als dass er seine Aufgaben wahrnimmt.« Der Deputy nickte, und Mason war, teilweise zumindest, selbst erstaunt, dass Nathan ihm das so einfach abkaufte und gar nicht auf den Gedanken kam, es könnte womöglich andere Gründe dafür geben, warum er so scharf auf den Jungen war. Der Scharfschütze dachte einen Moment lang nach.
    »Hat Garrett eine Schusswaffe?«
    »Ich weiß es nicht, Nathan. Aber sag mir eins: Wie schwer ist es, sich in North Carolina eine Knarre zu beschaffen? Fällt einem da nicht immer der alte Reklamespruch ein: >Leicht und locker    »Wahrhaftig.«
    »Schau, Lucy und Jesse - und auch Jim - , die können den Ben-gel bei weitem nicht so gut verstehen wie ich.«
    »Verstehen?«
    »Ja, die verstehen nicht, wie gefährlich er ist, meine ich«, sagte Mason.
    »Aha.«
    »Er hat bislang drei Menschen umgebracht, vermutlich auch Todd Wilkes. Hat dem Jungen wahrscheinlich die Schlinge um den Hals gelegt. Oder ihn zumindest so eingeschüchtert, dass er sich selbst umgebracht hat. Was genau so viel wie Mord ist. Und das Mädchen, das totgestochen wurde - Meg. Hast du die Bilder gesehen, nachdem die Hornissen über sie hergefallen sind - wie ihr Gesicht ausgesehen hat? Und denk mal an Ed Schaeffer. Wir zwei, du und ich, wir waren erst letzte Woche mit ihm einen trinken. Jetzt liegt er im Krankenhaus und kommt womöglich nie wieder zu sich.«
    »Aber ich kann doch nicht einfach jemand hinterrücks abknallen, Mase.« Aber Mason Germain ließ jetzt nicht mehr locker.
    »Du weißt doch, was vor Gericht passiert. Er ist sechzehn. Die sagen: >Armer Kerl. Beide Eltern tot. Bringen wir ihn in einem Heim unter.< Ein halbes oder ein fahr später kommt er dann wieder raus, und alles fängt von vorne an. Er bringt wieder jemand um, der gerade zur Kirche will, noch ein Mädchen, das niemand was zu Leide getan hat.«
    »Aber -«
    »Keine Sorge, Nathan. Wir tun Tanner's Corner einen Gefallen.«
    »Darauf will ich doch gar nicht raus. Die Sache ist bloß die -wenn wir ihn erschießen, finden wir Mary Beth nie und nimmer. Nur er weiß, wo sie steckt.« Mason lachte säuerlich.
    »Mary Beth? Meinst du etwa, die lebt noch? Niemals. Garrett hat sie vergewaltigt und umgebracht und wahrscheinlich irgendwo verscharrt. Um die brauchen wir uns nicht mehr zu kümmern. Wir müssen dafür sorgen, dass so was nicht noch mal passiert. Ist das klar?« Nathan sagte nichts, doch das laute Schnappen der Kupfermantelgeschosse, die er in das Magazin seines Gewehrs drückte, war beredt genug.
ZWEITER TEIL

Die weiße Hindin

    ... Dreizehn
    Draußen vor dem Fenster hing ein großes Hornissennest.
     
    Erschöpft lehnte Mary Beth MacConnell den Kopf an die schmutzige Glasscheibe ihres Kerkers und starrte es an. Dieses Nest, dieses graue, feuchte, ekelhafte Nest, flößte ihr mehr als alles andere an diesem grässlichen Ort ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, der Verlorenheit ein. Mehr als die Gitterstäbe, die Garrett so sorgfältig an den Fenstern angebracht hatte, mehr als die dicke, mit drei schweren Schlössern gesicherte Eichentür. Mehr als die Gedanken an den schrecklichen Fußmarsch von Blackwater Landing hierher, begleitet von dem Insektensammler. Das Hornissennest sah aus wie ein Kegel, dessen Spitze nach Osten gerichtet war. Es hing an einem gegabelten Ast, den Garrett neben dem Fenster aufgestellt hatte. In dem Nest mussten hunderte der glänzenden schwarzgelben Insekten hausen, die durch das Loch an der Unterseite einund ausschwärmten. Garrett war weg gewesen, als sie heute Morgen aufgewacht war, und nachdem sie eine Stunde lang im Bett gelegen hatte - matt und von Übelkeit geplagt nach dem heftigen Schlag, den sie gestern Abend auf den Kopf erhalten hatten -, war Mary Beth mit wackligen Beinen aufgestanden und hatte aus dem Fenster geblickt. Das Erste, was sie bemerkt hatte, war das Nest am hinteren Fenster gewesen,

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