Jeier, Thomas
seiner Seeleute mehr am Leben war, startete er einen Rachefeldzug gegen die Arawak. Entgegen dem Befehl des spanischen Königspaares, das ihm aufgetragen hatte, die Eingeborenen freundlich und als künftige Christen zu behandeln, ließ er etwa 1600 Indianer versklaven. Die Hälfte wurde auf Schiffen nach Spanien gebracht. Über 200 Indianer starben während der beschwerlichen Reise. Man kann sich das Entsetzen der Überlebenden, als sie in Spanien an Land getrieben wurden, kaum vorstellen. Zu ihrem Glück schenkte Isabella I. von Kastilien ihnen die Freiheit und ließ sie in ihre Heimat zurückbringen. Kolumbus musste sich einer Untersuchungskommission stellen und durfte erst zwei Jahre später wieder zu den neuen Kolonien reisen. Sein Stern aber verblasste, und da seine Reisen auch keinen wirtschaftlichen Erfolg zeitigten, verbrachte er den Rest seines Lebens am Rande der Gesellschaft. Bis zu seinem Tod wusste er nicht, dass er auf den vorgelagerten Inseln eines neuen Kontinents gelandet war. Er glaubte sich vor der Küste Chinas oder Indiens, daher hatte er die Arawak, die ersten Einheimischen, »Indianer« genannt.
»Wilde Krieger« in Florida
Die im südwestlichen Florida beheimateten Calusa-Indianer wussten von der Ankunft der Spanier. Vereinzelte Krieger, die vor Kolumbus und seinen Männern aus dem heutigen Kuba geflohen waren, hatten ihnen von den Weißen berichtet. Die Calusa hatten keine Angst vor ihnen. Sie waren ein mächtiges Volk und beherrschten ein riesiges Gebiet, das bis zur Ostküste und den Florida Keys reichte. Ungefähr 20 000 Calusa lebten um 1500 in Florida, ihr Name bedeutet »wilde Krieger«. Die Männer waren kräftig gebaut und im Durchschnitt zehn Zentimeter größer als die Spanier. Ihre Dörfer, auf Pfählen gebaute Hütten mit Dächern aus Palmwedeln, standen an beiden Ufern des Caloosahatchee Rivers bei Fort Myers, damals ein breiter Fluss, der in die Estero Bay und den Golf von Mexiko mündete und für seinen Fischreichtum bekannt war. In den umliegenden Wäldern gab es Wild im Überfluss. Mit den reichlich vorhandenen Muscheln verzierten die Calusa Kleidung, Werkzeuge und Waffen, selbst ihre Toten begruben sie unter Muschelhügeln. Sie standen unter der Herrschaft eines Häuptlings und einer Kaste von mächtigen Priestern, die ihren Göttern regelmäßig Menschenopfer darbrachten. Bei ihren Nachbarn waren sie als unnachgiebige Krieger bekannt, die kein Erbarmen kannten und die Körper ihrer getöteten Feinde verspeisten.
Anders als die Arawak, die Kolumbus und seinen Männern eher freundlich begegnet waren, reagierten die Calusa misstrauisch bis feindselig, als der spanische Entdecker Juan Ponce de León am 4. Juni 1513 mit seinen Schiffen Santiago, San Cristobal und Santa Maria de la Consolacion im heutigem Charlotte Harbour bei der Mündung des Caloosahatchee Rivers vor Anker ging. Sie schickten eine Abordnung von Repräsentanten in 20 Kanus zu den Schiffen, darunter mehrere spanisch sprechende Flüchtlinge, die aus dem späteren Kuba gekommen waren. Schon nach kurzer Zeit gerieten sie jedoch mit den Spaniern in Streit und kehrten an die Küste zurück. Kurz darauf griffen sie die Spanier mit einem Heer von Kriegern in 80 Kanus an und vertrieben sie aus der Bucht. Kein glorreicher Sieg, aber eine der seltenen Schlachten, in denen die Indianer über die Spanier triumphierten. Ohne das Festland betreten zu haben, kehrte der Kommandeur der Spanier, Ponce de León, nach Puerto Rico zurück.
Juan Ponce de León, ein spanischer Edelmann und Eroberer, war bereits mit Kolumbus auf dessen zweiter Reise nach Amerika gekommen. 1502 kehrte er als Offizier unter Nicolás de Ovando, dem Gouverneur der spanischen Kolonien in der Karibik, nach Hispaniola zurück. Sie hatten den Auftrag, die dort ansässigen Tainos zu unterwerfen und eine Kolonie zu errichten. Ponce de León löschte ganze Dörfer der von ihm verachteten »Wilden« aus, und ging dabei mit solcher Brutalität vor, dass deren Widerstand schon nach wenigen Tagen gebrochen war. Zur Belohnung ernannte ihn Ovando zum Gouverneur von Higüey im Osten der Insel. Auf seiner Farm, ebenfalls ein Geschenk der spanischen Krone, beschäftigte León indianische Sklaven.
Ausgerechnet diese Indianer brachten ihn auf die Idee, auf der benachbarten Insel San Juan Bautista, dem heutigen Puerto Rico, nach Schätzen zu suchen. Sie berichteten unvorsichtigerweise von dem »gelben Metall«, das dort zu finden war. Er eroberte die Insel mit
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