Jeier, Thomas
Erbe des Prinzen von North Wales gegenüber den Spaniern zu beanspruchen.
Doch die Legende von Madoc stützt sich nicht ausschließlich auf die möglichen politischen Ränkespiele der englischen Königin. Auf seinem Marsch durch das amerikanische Inland finden sich in den Aufzeichnungen von Bodmer und Catlin noch weitere Spuren, die darauf hinzuweisen scheinen, dass er noch vor Kolumbus und den spanischen Konquistadoren auf dem amerikanischen Festland gewesen war. Sie erzählen von mehreren Siedlungen im heutigen Georgia, Tennessee und Kentucky. Außerdem sei ihnen berichtet worden, dass Madoc am Missouri River in Kämpfe mit feindlichen Indianern verwickelt worden sei und er habe seinen indianischen Verbündeten geholfen, ein befestigtes Dorf zu bauen. Aus dem Volk der »Madoq«, den verbündeten Walisern und Indianern, sei der Stamm der Mandan entstanden, die - so viel steht immerhin fest - tatsächlich in befestigten Dörfern lebten und außer ihrem europäischen Aussehen noch andere Ähnlichkeiten mit den Walisern aufwiesen. So ähnelten ihre Boote, die kreisrunden »Bull Boats«, sehr stark den walisischen »Coracles«, auch ihre Sprache orientierte sich zumindest im Satzbau an der walisischen, und Lone Man, eine mythische Gestalt der Mandan, der sein Volk nach einer Flut auf eine Anhöhe führte, weist erkennbar christliche Züge auf.
Neben den Malern George Catlin und Karl Bodmer nährte ausgerechnet ein nüchterner Offizier wie General George Rogers Clark, ein mehrfach ausgezeichneter Held des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, die Legende von Prinz Madoc. Bei einem Treffen mit Shawnee-Führern erfuhr er von Häuptling Tobacco, dass Krieger seines Volkes vor langer Zeit gegen weiße Männer gekämpft und sie aus ihren Jagdgründen vertrieben hätten. Tatsächlich soll es zu einem Scharmützel zwischen den Walisern und Indianern im Ohio Valley gekommen sein. Als Clark nach dem Unabhängigkeitskrieg zu den Falls of the Ohio, einem seiner Stützpunkte während der Revolution, zurückkehrte und dort ein Fort errichtete, wurde er erneut mit der Legende von Prinz Madoc konfrontiert. Während eines Erkundungsrittes im Sommer 1799, stießen einige seiner Männer auf sechs menschliche Skelette, jedes mit einem Brustpanzer aus Messing, in den das walisische Wappen und eine lateinische Inschrift eingraviert waren. Ein eindeutiger Beweis dafür, dass es sich um Prinz Madocs Männer handelte. Oder nur eine geschickte Fälschung? Ebenso sonderbar war die Entdeckung, die Clarks Männer an der Mündung eines kleinen Flusses in der Nähe der Wasserfälle machten. Die steinerne Festung, die sich dort aus dem Unterholz erhob, ähnelte einer europäischen Burg. Auch in Tennessee und Alabama wurden solche Befestigungen entdeckt, darunter eine Anlage, die in ihrem Grundriss dem Dolwyddelan Castle im Geburtsort von Madoc ähnelte. In einem Brief, den John Silver, der Gouverneur von Tennessee, im Jahr 1810 an Major Amos Stoddard schrieb, erwähnt er eine Unterhaltung mit dem damals 90 Jahre alten Cherokee-Anführer Oconosoto, den er 1782 getroffen hatte. Der Häuptling habe ihm erklärt, dass »diese Burgen von einem Volk gebaut wurden, das sich Waliser nannte, und über das Große Wasser gekommen« sei. Ihr Anführer habe Madoc geheißen. Oconosoto wusste auch zu berichten, dass die Waliser nach Norden weitergezogen waren und sich mit den Indianern am Großen Fluss verbündet hätten.
Auch der französische Entdecker Pierre Gaultier de Varennes gehörte zu den Europäern, die den weißen Indianern am Missouri begegneten. 1738 beschrieb er die Mandan in seinen Aufzeichnungen als »ungewöhnlich stattlich« und bewunderte die »schönen Frauen«, außerdem erinnerten ihn einige ihrer Umgangsformen an gebildete Europäer. »In ihren Dörfern gibt es Straßen und feste Häuser mit mehreren Räumen.« Zwölf Jahre später stießen auch französische Priester auf die walisischen Indianer. 1803 bekamen die Entdecker Meriwether Lewis und William Clark von Thomas Jefferson den Auftrag, während ihrer Expedition zum Pazifik auch nach den sagenhaften blonden Indianern zu suchen, im Expeditionstagebuch werden diese jedoch mit keinem Wort erwähnt. Dass es auch weiter östlich walisische Indianer gab, scheint der Bericht des walisischen Priesters Morgan Jones zu belegen, den Indianer um 1750 westlich von Virginia entführten. Als er um sein Leben flehte, erkannten die Indianer, dass er ähnliche Wörter benutzte wie sie, und ließen ihn
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