Jeier, Thomas
Waffengewalt, versklavte die dort ansässigen Tainos und ließ sie auf den Feldern und in den Goldminen arbeiten. Einen Aufstand der Indianer schlug er auf brutale Weise nieder. Europäische Krankheiten wie Pocken und Masern taten ein Übriges, um die Tainos zu dezimieren. 1511 trug ihm Ferdinand II. von Aragon auf, die weiteren noch unbekannten Inseln zu erforschen, von denen seit 1511 in den West Indies die Rede war.
Am 2. April 1513 gelangten Ponce de León und seine Männer an die Küste einer, wie sie fälschlicherweise annahmen, großen »Insel«. Er nannte sie »La Florida«, die »Blumeninsel«, weil er sie während der Osterzeit (auf Spanisch »Pascua Florida«) entdeckt hatte. Auf der Höhe des heutigen St. Augustine ging er an Land. In den Berichten des spanischen Historikers Antonio de Herrera y Tordesillas, der Ponce de León auf seiner Reise begleitete, ist von einer Begegnung mit Eingeborenen nicht die Rede, auch den erhofften Jungbrunnen, der einer Legende nach jenseits des Atlantiks auf sie warten sollte, fand er nicht.
Die Calusa-Indianer an der Westküste von »La Florida« sahen Ponce de León erst im Februar 1521 wieder. Der Spanier hatte den Auftrag, die Indianer zu unterwerfen und zu christianisieren. Doch anders als die meisten anderen Indianervölker weigerten sich die Calusa beharrlich, den christlichen Glauben anzunehmen. Das Herrschaftsgefüge aus Häuptlings- und Priesterkaste war tief im religiösen System der Calusa verankert, und eine Massentaufe hätte die Autorität der herrschenden Klasse gemindert. Wieder griffen die Krieger an. Sie töteten und verwundeten mehrere Spanier, darunter Ponce de León, den ein vergifteter Pfeil ins Bein traf. Die Spanier segelten nach Kuba zurück, wo der Entdecker seinen Verletzungen erlag.
Während der folgenden Jahre unternahmen die Spanier mehrere vergebliche Versuche, eine dauerhafte Siedlung in Florida zu errichten. Ebenso wenig gelang es ihnen, die Calusa zu befrieden und zu missionieren. Erst im September 1565, ein Jahr, nachdem französische Hugenotten einen Stützpunkt an der Mündung des St. James River errichtet hatten, segelte Don Pedro Menéndez de Avilés mit 600 Soldaten und hoffnungsvollen Siedlern nach Westen und ging mit wehenden Fahnen und unter Fanfarenstößen und Artilleriefeuer an Land. Ohne die Klagen der mitgereisten Bauern zu beachten, die ein fruchtbares Paradies erwartet hatten, ließ er eine Siedlung erbauen und benannte sie nach dem Heiligen, an dessen Ehrentag er zum ersten Mal die Küste gesichtet hatte: Augustinus. Als ihm zu Ohren kam, dass die Calusa einige Spanier entführt hatten und sie ihren Göttern opfern wollten, zwang er Häuptling Carlos mit Waffengewalt, die Gefangenen freizulassen und unterzeichnete einen Friedensvertrag, der jedoch während der folgenden Jahre wechselseitig gebrochen wurde. Avilés ließ Carlos und seinen Sohn Felipe töten, und die Calusa brannten ein Lager der Spanier nieder. Die Calusa waren fest entschlossen, sich von den spanischen Conquistadores nicht unterdrücken zu lassen. Tatsächlich gelang es den Spaniern weder, sie vollständig zu besiegen, noch ihnen den christlichen Glauben aufzuzwingen. Erst eine schwere Pockenepidemie raffte die Calusa bis auf wenige Hundert dahin. Die Überlebenden flohen nach Kuba.
Ansteckende Krankheiten waren die wirkungsvollste und in vielen Fällen sogar die einzige Waffe der ersten Entdecker. Weder die Siedler von Roanoke Island und Jamestown noch die Pilgerväter, die mit der Mayflower im späteren Massachusetts landeten, hätten sich zumindest in den Anfangsjahren gegen mächtige Indianerreiche wie die Powhatan oder Algonkin behaupten können. Doch die Eingeborenen besaßen keine natürlichen Abwehrkräfte gegen Krankheiten wie die Pocken oder Masern, wurden selbst von simplen Erkältungskrankheiten dahingerafft. Der Schock, den »bösen Geistern« der Kolonisten hilflos ausgeliefert zu sein, war größer als die Ehrfurcht und Angst vor der überlegenen Technologie ihrer Waffen und der Macht ihres christlichen Gottes.
Die Arawak in der Karibik und die Calusa in Florida hatten diese bittere Erfahrung längst gemacht und waren beinahe schon ausgestorben, als die Engländer vor der Küste des heutigen North Carolina auftauchten. Dort lebten die mächtigen Algonkin-Indianer, eine Vielzahl von Stämmen, die alle zur selben Sprachfamilie gehörten und von einflussreichen Friedenshäuptlingen, Sachems, angeführt wurden, die in den Augen der
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