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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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Haut sei im Angesicht Gottes wertvoller als eine schwarze oder rote Haut? Wer gestattet es Menschen mit weißer Haut, solche mit roter Haut nach Belieben zu jagen und zu töten und Herrschaft über Schwarze auszuüben? Man hat den Indianern mehr Unrecht angetan als umgekehrt. Unsere Vorfahren kamen über den Atlantik und nutzten die Furcht der Indianer aus, um Unterstützung von ihnen, damals noch die Besitzer des Landes, zu bekommen. Seit damals haben wir sie durch eine Reihe von kriegerischen Taten aus ihrer Heimat und von ihren Feuern vertrieben und sie weiter nach Westen getrieben, bis sie beinahe ausgestorben waren. Wir haben ihnen Krankheiten und Verbrechen gebracht, wir haben ihnen Unrecht getan, das nach Rache schreit und uns oftmals eine bittere Bestrafung gebracht hat.«
    Und im abschließenden Absatz der Abschrift heißt es: »Sicher haben die Indianer Krieg gegen uns geführt, und entgegen der Regeln zivilisierter Kriegsführung haben sie auch wehrlose Frauen und Kinder nicht von ihrer Rache ausgenommen. Sogar hilflose Gefangene waren nicht vor ihrer blutigen Rache sicher. Aber auf diese Weise gehen alle wilden Nationen im Krieg vor. Unser Vorurteil, sie würden gegen uns anders vorgehen, stimmt nicht, auf diese Weise führen sie auch gegeneinander Krieg. Wenn sie Wilde sind, wie wir geneigt sind, sie zu nennen, was können wir dann anderes von ihnen erwarten? Als zivilisierte und christliche Menschen sollten wir keine Vergeltung üben, nicht einmal unter dem Einfluss eines kürzlich geschehenen Unrechts. Und noch weniger sollten wir ein wildes und grundloses Verbrechen gegen friedliche und ahnungslose Indianer in Zeiten echten Friedens begehen.«
    Eine bemerkenswerte Rede, die auch heute noch in so manchem amerikanischen Gerichtssaal Aufsehen erregen würde. Natürlich betrachtete auch Richter Wick die Indianer als bedauernswerte Untertanen, die von aufrechten Christenmenschen bevormundet werden mussten, wenn sie überleben wollten; diese Haltung war bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts vorherrschend und nicht verwunderlich für einen Mann, der in der Kolonialzeit groß geworden war. Doch seine Urteilsbegründung und seine Worte zur Gleichberechtigung waren für einen Richter im Jahr 1824 revolutionär und hätten eigentlich zur Pflichtlektüre für alle amerikanischen Politiker des 19. Jahrhunderts werden sollen.
    Zwei Tage nach der Verhandlung gelang es Hudson zu fliehen. Ob ihm Gesinnungsgenossen zur Flucht verhalfen, ist nicht bekannt. Der Mörder versteckte sich unter dem Boden einer verlassenen Blockhütte, bis er zehn Tage später gefasst wurde, als er in der Umgebung verzweifelt nach Wasser suchte. Todkrank und mit erfrorenen Zehen brachte man ihn ins Gefängnis zurück. Während er auf seine Hinrichtung wartete, las er in der Bibel und bat seine Frau, mit den Kindern zu seiner Hinrichtung zu kommen, diese zog es aber vor, einen Tag vor dem unrühmlichen Ende ihres Mannes nach Ohio zu reisen. Am 12. Januar 1825 wurde Hudson in Anwesenheit einer großen Menschenmenge, darunter zahlreiche Indianer, gehängt. Man ließ ihn 35 Minuten am Galgen baumeln, bevor man seine Leiche abnahm.
    Nicht viel besser erging es Andrew Sawyer. Für die Ermordung einer Frau und eines Kindes wurde er wegen Totschlags zu zwei Jahren Zwangsarbeit und einer Geldstrafe verurteilt, doch die Aussage des Staatsanwalts zum Mord an dem Jungen, den er gegen einen Baum geschleudert hatte, brachte ihn dann an den Galgen: »Ja, Gentlemen der Jury, die Fälle unterscheiden sich sehr voneinander. Sie mögen den Gefangenen wegen der Ermordung einer erwachsenen Squaw nur für Totschlag verurteilen, das war die Tat eines Mannes, aber dies hier war die Tat eines Dämons. Sehen Sie sich dieses Hemd mit den blutigen Flecken an, Gentlemen. Das trug ein armer hilfloser Junge, der von diesem Teufel in Menschengestalt an den Beinen gepackt und gegen einen Baum geschleudert wurde, bis das Hirn aus seinem Kopf flog. Wenn die andere Tat Totschlag war, ist diese dann nicht Mord?«
    Auch John Bridge und sein Sohn wurden zum Tode verurteilt, der Junior allerdings kurz vor der Vollstreckung des Urteils, schon mit der Schlinge um den Hals, von Gouverneur J. Brown Ray begnadigt. 94 Männer, darunter einige Mitglieder der Jury, hatten das Gnadengesuch unterschrieben und die Mittäterschaft des jungen Mannes auf den starken Einfluss seines Vaters und seines Onkels geschoben. Er kehrte nach Ohio zurück und zog später ins Carroll County nach

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