Jeier, Thomas
Indianer« daraufhin zum Sandusky River. Die Munsee-Delaware-Indianer, die umgesiedelt worden waren und nicht das geringste Interesse daran hatten, eine der beiden Parteien in dieser Auseinandersetzung zu unterstützen, litten Hunger und beschlossen, eine Abordnung von ungefähr 100 Männern, Frauen und Kindern in die alte Heimat zu schicken, um den Mais zu ernten, der noch vom Vorjahr auf den Feldern stand, um Vorräte für den nächsten Winter zu haben.
Gerade als die Indianer mit den Nahrungsmitteln zu ihren hungernden Verwandten an den Sandusky River zurückkehren wollten, erschienen zwischen 100 und 200 Angehörige der Pennsylvania-Miliz unter dem Kommando von Captain David Williamson in der Siedlung. Sie gaben sich als »Freunde und Brüder« aller christlichen Indianer aus und versprachen ihnen, sie an einen Ort in Pennsylvania zu bringen, wo sie vor den »grausamen, mit den Engländern verbündeten Wilden« sicher wären. Die Indianer vertrauten den Amerikanern und gaben alle ihre Waffen ab, da sie das Versprechen erhalten hatten, dass sie ihnen am Ziel ihrer Reise in Pittsburg zurückgegeben würden. Auch aus dem nahen Salem strömten christliche Indianer herbei, in dem festen Glauben, dass die Amerikaner sie aus ihrer misslichen Lage am Sandusky River befreien und beschützen würden.
Doch kaum hatten alle Indianer ihre Waffen abgegeben, trieben die Milizsoldaten sie zusammen und fesselten sie. Nach kurzer Beratung entschieden sie, alle Indianer zu töten. Die wenigen Männer, die dagegen stimmten und darauf hinwiesen, dass es sich um christliche, durchweg friedliche Indianer handele, jagte man davon. Die Indianer gerieten in Panik. Als sie erkennen mussten, dass es kein Entrinnen gab, fielen sie auf die Knie und flehten die Weißen an, ihnen wenigstens einen Augenblick des Gebets zu gewähren. Die Milizsoldaten ließen sich darauf ein, sperrten die Männer, Frauen und Kinder in getrennte Blockhäuser. Dort sangen und beteten die Indianer, bis ihre Mörder die Geduld verloren und zur Tat schritten. Ein Missionar, der hilflos zusehen musste, berichtete später: »Einer der Männer griff nach dem Hammer eines Fassbinders, der irgendwo im Haus herumlag, und sagte: ›Genau das Richtige für unsere Zwecke!‹ Er begann mit Abraham und fuhr fort, einen nach dem anderen zu erschlagen, bis er 14 Indianer mit seinen eigenen Händen getötet hatte. Dann gab er den Hammer an einen der anderen Mörder weiter und sagte: ›Mein Arm wird müde. Mach du weiter. Ich glaube, ich war ziemlich gut.‹ In dem anderen Haus, in dem vor allem Frauen und Kinder eingesperrt waren, war Judith, eine bemerkenswert fromme und in die Jahre gekommene Witwe, das erste Opfer. Nachdem sie mit ihrer schrecklichen Tat fertig waren, entfernten sie sich von den Schlachthäusern, kehrten nach einer Weile aber dorthin zurück, um sich die Toten anzusehen. Einer von ihnen (Abel), obwohl skalpiert und geschunden, versuchte sich vom Boden hochzustemmen. Sie schlugen nochmal auf ihn ein und stellten sicher, dass er sich niemals mehr erheben würde.«
Insgesamt 96 Indianer starben an diesem Frühlingstag, darunter 34 Kinder. Nur zwei 14-jährige Jungen entkamen. Thomas wurde skalpiert, für tot gehalten und liegen gelassen. Er lebte aber noch und stellte sich tot, bis die Mörder verschwunden waren. Im Schutz der Dunkelheit kroch er in den nahen Wald. Der andere Junge, der bei den Frauen und Kindern in dem Blockhaus war, entkam durch eine Geheimtür in den Keller und harrte dort aus. Auch er entkam in den Wald und traf dort Thomas. Zusammen schlugen sie sich bis nach Sandusky durch.
In einem Teil der Presse feierte man das Massaker an den unbewaffneten Indianern als glorreichen Sieg gegen feindliche Krieger, die Vorräte für den Krieg gegen die Amerikaner angehäuft hätten. »Ungefähr 80 Pferde fielen in ihre Hände«, schrieb die Pennsylvania Gazette am 17. April 1782. »Sie beluden sie mit ihrer Beute, die größtenteils aus Fellen und Häuten bestand, und kehrten nach Ohio zurück, ohne einen Mann verloren zu haben.« Die Männer mussten sich niemals für ihre Tat verantworten, genauso wenig wie die Paxton Boys in Pennsylvania. Einen Indianer zu töten, galt nicht als Verbrechen. Bis ins späte 19. Jahrhundert teilte selbst ein Gesetzeshüter die von ihm getöteten Männer in Weiße, Indianer und Neger auf. Indianer und Schwarze galten nicht als vollwertige Menschen, wer den Angehörigen einer Minderheit umbrachte, hatte nichts zu
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