Jeier, Thomas
Gunsten«. Kaum hatte er die Indianer aber besiegt, waren sie daran interessiert, dass er und seine Soldaten so schnell wie möglich wieder abzogen.
Häuptling Bear Hunter hatte das Vordringen der »Heiligen der Letzten Tage« mit großem Argwohn beobachtet. Innerhalb von drei Jahren hatten die Mormonen die Jagdgründe der Schoschonen im Cache Valley in Besitz genommen und fast alles Wasser auf ihre Felder umgeleitet. Seine Proteste blieben unbeachtet, der Allmächtige habe die wahrhaft Gläubigen in dieses Tal geleitet, so die Haltung der Mormonen. Als einige junge Krieger des Stammes damit begannen, einsam gelegene Farmen zu überfallen, riefen die Mormonen die Armee um Hilfe. Die Volunteers näherten sich dem Indianerlager um sechs Uhr morgens, erlitten bei ihrem ersten, offen geführten Angriff aber so schwere Verluste, dass sie ihn abbrechen mussten. Daraufhin änderte Connors seine Taktik. Er ließ das Lager der Schoschonen umzingeln und wahllos auf die Bewohner schießen. Gegen acht Uhr ging den Indianern die Munition aus. Die Soldaten drangen ins Lager vor und töteten ungefähr 250 Indianer mit ihren Revolvern. Einige der »undisziplinierten Soldaten« vergewaltigten Frauen und schlugen mit Äxten auf die sterbenden Frauen und Kinder ein. Unter den Toten war auch Bear Hunter. Die Weißen brannten die 75 Tipis nieder und kehrten mit der Ernte und ungefähr 175 Pferden nach Camp Douglas zurück.
Die Mormonen sahen ihr Hoheitsgebiet, ihren Staat im Staat, durch das Vorgehen der Armee bedroht und versuchten mit allen Mitteln, den unerwünschten Colonel und seine Soldaten aus Utah zu vertreiben. Sie verloren die Auseinandersetzung, taten aber nichts, um das Ansehen der »Besatzer« zu fördern und spielten auch den Feldzug gegen die Indianer herunter. In ihrer Zeitung wurde er lediglich mit ein paar Worten erwähnt. Vielleicht wollten sie auch eine erneute Diskussion über das Mountain Meadows Massaker verhindern, das im Herbst 1857 für unliebsame Schlagzeilen gesorgt hatte. In einem der niederträchtigsten Verbrechen der amerikanischen Pionierzeit überfielen ungefähr 50 bis 60 Angehörige der Mormonen-Miliz und eine unbekannte Zahl von verbündeten Paiute-Indianern den Fancher-Baker-Wagenzug bei Mountain Meadows in Utah. Die Mormonen waren als Indianer verkleidet, eine Idee ihrer Anführer Isaac C. Height und John D. Lee, um das Massaker den Indianern in die Schuhe schieben und einen Feldzug gegen sie provozieren zu können. Ihr Ziel war es, die Indianer aus ihrem »Heiligen Land« zu vertreiben, ohne selbst in den Krieg ziehen zu müssen. Schon beim ersten Angriff am 7. September 1857 starben sieben Siedler. Während der 5-tägigen Belagerung, die der heimtückischen Attacke folgte, litten die Siedler unter großem Hunger und Durst, zudem ging allmählich ihre Munition zur Neige.
Am Freitag, dem 11. September, erschienen zwei Unterhändler mit einer weißen Flagge vor der Wagenburg. John D. Lee versprach den Siedlern, die Paiutes würden sie im Austausch gegen ihre Vorräte nach Cedar City geleiten. Die Siedler gingen auf das Scheinangebot ein, doch kaum waren sie aus ihrer Deckung gekommen, eröffneten Mormonen und Indianer das Feuer auf sie. Die Tötung der Frauen und Kinder überließ man angeblich den Paiutes. Über 120 Siedler wurden wie Vieh abgeschlachtet. Lediglich 18 Kinder unter acht Jahren, zu jung, um den Verrat der Mormonen in die Öffentlichkeit tragen zu können, durften am Leben bleiben und wurden von Familien der Heiligen der Letzten Tage adoptiert. Einige Monate später holte die US-Armee 17 Kinder zurück und brachte sie zu ihren Verwandten, das achtzehnte blieb aus freiem Willen bei seiner Adoptiv-Familie in Utah.
Monatelang versuchte die Mormonen-Kirche die wahren Hintergründe des Massakers zu vertuschen. Brigham Young, der Führer der Heiligen der Letzten Tage, schwor hoch und heilig, aufständische Indianer hätten die Siedler überfallen. Erst Brevet Major James H. Carleton, der ein Jahr später die Untersuchung der US-Armee leitete, brachte das ganze Ausmaß der Tragödie ans Tageslicht. Am Ort des Geschehens gruben seine Soldaten die Gerippe kleiner Kinder aus, die sich selbst im Tod noch an ihre Mütter klammerten, »ein Anblick, den man niemals vergessen kann.«
Durch Flucht und die geschickte Argumentation der Anwälte der Mormonenkirche entgingen zahlreiche Mörder ihrer gerechten Strafe. Lediglich John D. Lee wurde verurteilt, aber erst 19 Jahre nach dem Massaker
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