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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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neuen Gefängnis von Lancaster, dem solidesten Gebäude der Stadt, sollten sie sicher sein. Der Gouverneur wies alle Richter, Sheriffs und treuen Untertanen an, die Paxton Boys und ihre Komplizen festzunehmen. Doch die rachsüchtigen Siedler, inzwischen ungefähr 50 Mann stark, fanden wohl mehr Unterstützung als erwartet, sonst wäre es ihnen wohl kaum gelungen, die Indianer aus dem Gefängnis zu holen und auf grausame Weise hinzurichten. Der anonyme Autor eines damals veröffentlichten Pamphlets berichtete: »Als die armen Kerle erkannten, dass sie weder Schutz hatten noch entkommen konnten und nicht eine einzige Waffe zu ihrer Verteidigung besaßen, trennten sich ihre kleinen Familien, und die Kinder klammerten sich an ihre Eltern. Sie fielen auf die Knie, beteuerten ihre Unschuld, erklärte ihre Zuneigung zu den Engländern und schworen, niemals etwas Unrechtes getan zu haben. Und in dieser Haltung bekamen sie alle die Kriegsbeile zu spüren. Männer, Frauen und Kinder wurden auf unmenschliche Weise kaltblütig ermordet. Die barbarischen Männer, die diese furchtbare Tat begangen hatten - in Missachtung der Regierung und aller Gesetze, staatlicher wie göttlicher, und zur ewigen Schande ihres Landes und ihrer Hautfarbe - bestiegen daraufhin ihre Pferde, stießen Triumphschreie aus, als ob sie einen Sieg errungen hatten, und ritten aus der Stadt, ohne dass sie jemand zurückhielt.«
    Wie eine Horde blutrünstiger Bestien ritten die Paxton Boys durch Pennsylvania, wild entschlossen, alle unter dem Schutz der Quäker und der Mährischen Brüder stehenden Indianer ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Beide Religionsgemeinschaften predigten größtmögliche Toleranz und Nächstenliebe und gehörten zu den wenigen religiösen Gruppen, die Indianer und später auch Sklaven nicht als Menschen zweiter Klasse behandelten. Doch auch die Paxton Boys und ihre Sympathisanten beriefen sich auf die Bibel. Ein Geistlicher der Episkopalkirche predigte, die Heilige Schrift gäbe ihnen das Recht, die Heiden zu vernichten. Und der Autor eines Zeitungsberichtes schrieb: »Die Presbyterianer glauben, eine bessere Rechtfertigung zu haben - nichts Geringeres als das Wort Gottes.« David Rittenhouse, ein erbitterter Feind der Paxton Boys, hielt dagegen: »Mit der Heiligen Schrift in den Händen und auf den Lippen darf es ihnen nicht gestattet sein, das Gebot »Du sollst nicht töten!« außer Kraft zu setzen und ihre Sündhaftigkeit durch den Befehl zu rechtfertigen, den Joshua von Gott bekam, um die Heiden zu vernichten. Diese Perversion von Bibel und Religion dient allein dazu, dieses Verbrechen gegen den Gott der Liebe und des Friedens zu rechtfertigen.«

    Christliche Indianer als Opfer
    Das Massaker von Conestoga und der Rachefeldzug der Paxton Boys standen am Beginn einer von christlichem Fundamentalismus und Fanatismus bestimmten Politik der Amerikaner, die bis in die heutige Zeit reicht. Vornehmlich im 18. Jahrhundert verglichen religiöse Fanatiker die Indianer mit den Kanaanitern des Alten Testaments. Joshua habe sie in der von Gospelchören besungenen Schlacht von Jericho (»Joshua fit the battle of Jericho«) im Auftrag Gottes vernichtet: »Und als das Volk den Hall der Posaunen hörte, erhob es ein großes Kriegsgeschrei. Da fiel die Mauer um, und das Volk stieg zur Stadt hinauf, ein jeder stracks vor sich hin. So eroberten sie die Stadt und vollstreckten den Bann an allem, was in der Stadt war, mit der Schärfe des Schwerts, an Mann und Weib, Jung und Alt, Rindern, Schafen und Eseln« (Buch Josua, Vers 20). Wobei »den Bann vollstrecken« nichts anders als die Ermordung unschuldiger Zivilisten bedeutete.
    Als »schwärzestes Verbrechen in einer langen Liste von Massakern« bezeichnete die Historikerin Helen Hunt Jackson das »Gnadenhütten Massaker« vom 8. März 1782. Ihr Buch A Century of Dishonor , kam bereits 1882 heraus und sorgte schon bei Erscheinen für großes Aufsehen in Amerika: »ein Massaker, so verräterisch und grausam wie keines der Massaker von Indianern an Weißen.« Wieder waren die Opfer »christliche Indianer«, getauft von den deutschstämmigen Herrenhuter Brüdern in Pennsylvania. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1776 - 1782) gerieten die Missionare der Religionsgemeinschaft nicht zu Unrecht in Verdacht, sich auf die Seite der amerikanischen Revolutionäre geschlagen zu haben. Die Engländer und ihre indianischen Verbündeten verschleppten die Missionare und ihre »mährischen

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