Jeier, Thomas
Pelzhandel (»Factory System«) ab, schloss die Handelsposten im fernen Westen und überließ es privaten Unternehmern wie William Henry Ashley, den Pelzhandel zu betreiben. Zusammen mit Andrew Henry gründete er im selben Jahr die »Rocky Mountain Fur Company« und beschäftigte weiße Trapper, so genannte »Mountain Men«, wie Jim Bridger, Jedediah Smith, Tom Fitzpatrick und Jim Beckwourth, die in Brigaden von 24 bis 36 Mann durch die Wälder streiften, Pelztiere fingen und die Felle beim jährlichen »Rendezvous« an die Abgesandten aus dem Osten verkauften und gegen neue Vorräte und Munition eintauschten.
Zu diesen Zusammenkünften, die vor allem in der Wind River Range abgehalten wurden, kamen auch viele Indianer und feierten mit den Mountain Men einen turbulenten Karneval, der in wilden Raufereien und einem großen Besäufnis, seinen Höhepunkt fand. Die Weißen ließen ihre christliche Herkunft hinter sich, gaben sich der Sünde hin, schliefen wahllos mit Indianerinnen, fluchten nach Herzenslust und tranken sich besinnungslos; die indianischen Pelztierjäger vergaßen ihre Traditionen und die ungeschriebenen Gesetze ihrer Gemeinschaften und feierten genauso hemmungslos, wie ihre weißen Kumpane. Beim Rendezvous herrschten archaische Zustände, waren alle Gesetze aufgehoben, verbrüderten sich Indianer und Mountain Men und verließen sogar gemeinsam die »Rendezvous Grounds«, um in gemeinsamen Lagern den Winter zu verbringen. Die meisten Mountain Men heirateten indianische Frauen und wurden für die entsetzten Bürger der Ostküste damit selbst zu Indianern.
In den 1830er Jahren ging die Bedeutung des Pelzhandels zurück. Für die Zylinder verwendete man inzwischen chinesische Seide, und die Nachfrage nach Biberfellen sank rapide. Das letzte Rendezvous fand 1840 am Green River statt und beendete eine Zeit, die den Weg für die Besiedlung des amerikanischen Westens geebnet hatte und verheerende Auswirkung auf die Indianer und ihre Lebensweise hatte. Die Ausbeutung einer ihrer wichtigsten natürlichen Ressourcen, eingeschleppte Krankheiten und gepanschter Whiskey, profitorientiertes Denken und die Verbrüderung mit weißen Geschäftemachern und Ausbeutern bedeuteten für viele Indianer den Verlust ihrer Identität und den Abstieg in die Abhängigkeit. »Blanket Indians« nannte man diese bedauernswerten Gestalten, die in zerlumpte Decken gehüllt und in der Kleidung der Weißen, ihre Tipis in der Nähe der Handelsforts aufschlugen und auf die Almosen angewiesen waren, die ihnen weiße Händler zubilligten.
Die »Beaver Wars« (»Biber-Kriege«), wie man die blutigen Auseinandersetzungen zwischen indianisch-europäischen Allianzen um die Vorherrschaft in den Jagdgebieten der Pelzhandelsgesellschaften auch nannte, verstärkten die Rivalitäten zwischen Erzfeinden wie den Irokesen und Huronen und ließen manchmal vergessen, dass die Feindschaft zwischen den Stämmen zum Teil bereits mehrere hundert Jahre zurückreichte.
Indianische Supermacht
Am Beispiel der Sioux wird besonders deutlich, wie unterschiedlich die Machtverhältnisse schon vor der weißen Besiedlung waren, und mit welchem Selbstverständnis manche Indianervölker ihren Herrschaftsanspruch durchsetzten. Ihr übersteigertes Selbstbewusstsein und ihre zahlenmäßige Überlegenheit brachten die Sioux dazu, sich als arrogante Herrscher aufzuspielen und andere Stämme zu unterjochen. Nur wenn sie ihre eigenen Völker meinten, sprachen sie von Menschen, andere Stämme bezeichneten sie mit herabsetzenden Ausdrücken wie »Halsabschneider«, »Schlangen« oder »Fremde«.
Ihr Ethnozentrismus ließ sie verächtlich auf andere Stämme herabblicken. Ihre Kriege führten sie nicht nur aus Gründen wie Vergeltung und dem Verlangen nach Ruhm, sondern auch um ihr Territorium um bessere Jagdgründe zu erweitern und ihre Pferdeherden zu vergrößern. Auf ihrem Weg nach Westen verdrängten sie zahlreiche Völker aus deren angestammter Heimat. Aus gutem Grund lebten Stämme wie die Mandan, Pawnee, Omaha, Hidatsa und später auch die Crow in ständiger Furcht vor den auch zahlenmäßig weit überlegenen Sioux und verbündeten sich sogar mit den Weißen, aus Angst, ihre Völker könnten von den Sioux vollkommen ausgelöscht werden.
Vor der Ankunft der Europäer an der Ostküste von Kanada beheimatet, wanderten die Sioux wie ihre Feinde, die Anishinabe oder Ojibway, nach Westen und ließen sich im Gebiet der Großen Seen nieder. Im frühen 17. Jahrhundert, als sie
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