Jeier, Thomas
zum ersten Mal mit Weißen in Kontakt kamen, lebten sie im Gebiet der Mille Lacs, einer ausgedehnten Seenplatte im heutigen Minnesota. Sie wohnten in Wigwams oder festen Hütten, jagten in den Wäldern und ernteten wilden Reis. Gegen die vereinten Cree und Assiniboine, die früher als sie in den Besitz von Feuerwaffen gekommen waren, wehrten sie sich erfolgreich.
Ihre Verbündeten in diesem Kampf waren ausgerechnet die Ojibway. Auf Druck der französischen Pelzhändler, die einen großen Bedarf an Biberfellen hatten, waren die beiden Stämme eine Allianz eingegangen, die allerdings nur wenige Jahre hielt. Um 1700 sollen die Ojibway an der Vertreibung der Sioux aus deren Jagdgebieten beteiligt gewesen sein. Bis in die heutige Zeit wirkt ein heimtückischer Überfall nach, bei dem Krieger der Ojibway ein schlafendes Sioux-Lager überfielen und eine Hütte nach der anderen mit Schießpulver in die Luft jagten. Erst am 12. September 1896 unterzeichneten Vertreter der beiden Stämme auf Drängen des legendären Buffalo Bill, der auch als Scout und Berater für die amerikanische Regierung arbeitete, einen Friedensvertrag.
Die Wanderung der Sioux auf die westlichen Prärien vollzog sich in mehreren Abschnitten. Um 1700 erreichten sie die Ebenen östlich des Missouri. Um 1750 überquerten sie den Missouri River und erst um 1800 erreichten sie die westlichen Prärien und das Powder River Country im heutigen Wyoming. Wurden sie bei der ersten Wanderung noch von den besser bewaffneten Ojibway getrieben, waren im zweiten und dritten Abschnitt vor allem wirtschaftliche Interessen die Antriebsfeder. Der immense Ertrag, den der Pelzhandel auch weiter westlich versprach, und die Möglichkeit, die Pelze gegen Feuerwaffen und andere »Segnungen« der Zivilisation einzutauschen, sowie die Hoffnung, von den gewaltigen Bisonherden auf den Ebenen zu profitieren, ließ sie bis ins heutige South Dakota ziehen. Auf fremde Stämme nahmen sie keine Rücksicht. Sie zerstörten ganze Dörfer, versklavten junge Männer und Frauen und begegneten den aufbegehrenden Ackerbauern als »auserwähltes Volk«, das sich von Wakan tanka auserkoren sah, auch mit Gewalt zu nehmen, was es zum Leben brauchte, ähnlich wie die weißen Siedler, die einige Jahrzehnte nach ihnen kamen und sie auf die gleiche Weise behandelten.
Obwohl die Sioux bereits um 1730 in den Besitz von Pferden gekommen waren, dauerte es noch fast ein Jahrhundert, bevor sie endgültig auf die weiten Ebenen zogen und ausschließlich von der Bisonjagd lebten. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts erkannten vor allem die Lakota oder Teton, welche Möglichkeiten ihnen die Bisonjagd bot, und stießen weiter nach Westen vor. Die Mandan, Hidatsa, Arikara, zahlenmäßig den Sioux überlegene Stämme, die in befestigten Dörfern wohnten und vom Ackerbau lebten, blockierten jedoch ihre Wanderung, während weiter im Süden die Omaha unter ihrem Häuptling Blackbird an Feuerwaffen gekommen waren. Auch sie setzten sich gegen die Sioux zur Wehr. Ein Zurück konnte es für die Sioux jedoch nicht geben. Die Cheyenne drängten mit ihnen nach Westen, und im Osten stellten die Ojibway noch immer eine ernsthafte Bedrohung dar. Die Sioux hatten die Ressourcen im heutigen Minnesota erschöpft, die Biber beinahe ausgerottet und waren auf der Suche nach neuem Lebensraum. Angesichts der großen Überlegenheit der Ackerbau treibenden Stämme blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig als es - zumindest vorübergehend - ebenfalls mit der Landwirtschaft zu versuchen.
Ironischerweise kam ihrer Expansion ausgerechnet der Vorstoß französischer und spanischer Händler in den amerikanischen Westen zu Hilfe. Denn mit den Europäern kamen tödliche Epidemien wie die Pocken, aber auch andere Krankheiten, denen viele Indianer zum Opfer fielen. Die Sioux, die in kleinen Gruppen über die Prärie zogen und die Warnungen der Händler rechtzeitig ernst nahmen, waren davon weniger betroffen. Die Mandan und Arikara in ihren befestigten Siedlungen aber trafen die Krankheiten mit voller Wucht. Um 1781 löschte eine Pockenepidemie die Völker der Mandan und Hidatsa bis auf ein paar hundert Menschen aus, und um 1795 waren von den geschätzten 5000 Arikara gerade noch 500 am Leben. Ähnlich erging es den Omaha, die nur noch 300 Krieger zählten.
Die Sioux hatten jetzt leichtes Spiel. Sie überrannten die wenigen Überlebenden der Ackerbau treibenden Völker und spielten besonders den Arikara, die flussabwärts geflohen waren, übel
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