Jeier, Thomas
ernsthafte Konkurrenz von den »coureurs de bois«, unabhängigen Trappern, die in kleinen Gruppen durch die Wälder streiften und gnadenlos Jagd auf die Pelztiere machten. Zusammen mit den Indianern, die zum Teil sogar für die Gesellschaften arbeiteten, rotteten sie die Biber bis auf wenige hundert Tiere am Saint Lawrence River aus. Als die Biberfelle knapp wurden, führte dies zu erbitterten Kriegen zwischen Huronen und Irokesen, deren Ziel es war, neue Jagdgebiete für das eigene Volk zu erschließen. Irokesen und Huronen ging es um ganz klar um wirtschaftliche Interessen und um neue Territorien, die man brauchte, um in der neuen Welt überleben zu können.
Die Irokesen gewannen diesen Krieg und drängten ihre Feinde ins Gebiet der Großen Seen ab. Die Ottawa, Potawatomi und zahlreiche andere Stämme blieben den Franzosen als treue Handelspartner verbunden, verloren erst im Französisch-Indianischen Krieg (in Europa »Siebenjähriger Krieg« genannt) an Einfluss und zerrieben sich in einem blutigen Krieg gegen die Engländer, die mit Hilfe der Irokesen weit nach Westen vorstießen. Obwohl es dem Ottawa-Häuptling Pontiac gelang, eine Allianz gegen die Engländer und Irokesen aufzubauen und sieben von neun englischen Forts zu erobern, musste er sich am Ende geschlagen geben. Er wurde von einem Verräter ermordet, der von den Engländern für seine Bluttat bezahlt wurde und den Schlusspunkt unter den jahrelangen Krieg setzte. Im Pelzhandel stärkte der Sieg die englische Hudson’s Bay Company, die sich ein riesiges Territorium im Westen Kanadas sicherte. Im französischen Kanada agierten »Voyageurs«. wagemutige Pelztierjäger, die in großen Kanus in die Wildnis paddelten und wohlhabenden Unternehmern in Montreal und Umgebung verpflichtet waren.
Seinen Aufschwung und seine Bedeutung verdankte der Pelzhandel dem Modebewusstsein der Europäer. »Ein Zylinder, der nicht mit Biberfell besetzt ist, kann kein Hut sein«, hieß ein Sprichwort der damaligen Zeit, und da jeder Mann, der etwas auf sich hielt, einen Zylinder trug, bestand ein riesiger Bedarf an den weichen Biberfellen. Da die Biber in Europa bereits ausgerottet waren, kam es den Hutherstellern gelegen, dass der Nachschub aus den britischen und französischen Kolonien gesichert war und die weitere Ausbreitung des kommerziellen Pelzhandels möglich wurde. Ab 1670 verfügte die Hudson's Bay Company über das Monopol im »Biberreich«, beschäftigte weiße Trapper und Indianer, die auch weiter im Westen längst den Verlockungen der Zivilisation erlegen und wie ihre östlichen Nachbarn vor allem an Feuerwaffen und Alkohol interessiert waren. Obwohl die französische und die britische Regierung strenge Gesetze erließen, die den Handel mit beidem verboten, kümmerte sich kaum jemand darum. In der Wildnis galten eigene Regeln.
30 Biberfelle mussten die Indianer für ein Fass Whiskey bezahlen, obwohl der Inhalt kaum etwas mit Whiskey zu tun hatte, wie Margaret A. Kennedy in ihrem Buch The Whiskey Trade of the Northwestern Plains darlegt: »Der sogenannte Whiskey, der von den Händlern gegen Felle ausgegeben wurde, war eine tödliche Mischung aus Alkohol und so ziemlich jedem Stoff, der ihm Farbe und Substanz verlieh - Kupfervitriol, Seife aus Olivenöl, Jamaika-Ingwer, Perry Davis Painkiller, Schwarztee, Tinte und furchtbarerweise Strychnin.« Der Blackfeet-Indianer James Welch schrieb in seinem authentischen Roman Pools Crow: »Die Händler hatten spanischen Pfeffer, Melasse und Tabak gemischt, bevor sie Fort Benton verlassen hatten, und dann ihre Becher mit Flusswasser und etwas Whiskey aufgefüllt. Es war genug Alkohol, um die Indianer betrunken zu machen, und genug Wasser, um durch den Handel zu profitieren.«
Um 1783 gründeten britische Händler in Montreal die North West Company, jahrzehntelang eine ernsthafte Konkurrenz der Hudson's Bay Company, bis sie 1821 von dieser geschluckt wurde. Meriwether Lewis und William Clark brachen 1803 zu ihrer legendären Expedition auf, nicht nur, um den Westen und seine Bewohner zu erkunden, wie die Regierung offiziell verlautbarte, sondern auch, um die bisher unbekannten Territorien gegen die Spanier abzugrenzen und neue Siedlungsgebiete für eine möglichst rasche Eroberung zu erkunden. 1808 gründete der in Deutschland geborene John Jacob Astor die »American Fur Company«, die größte Pelzhandelsgesellschaft und eines der erfolgreichsten Unternehmen im 19. Jahrhundert. 1822 schaffte der Kongress den organisierten
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