Jeier, Thomas
Zwecke. Auf den Großen Seen setzen sie Schleppnetze ein, die auf den Fischerbooten der Weißen streng verboten sind. In Alaska profitierten sie von ihren Sonderrechten und töten zu viele Eisbären und Walrosse.
Weil in öffentlichen Jagdgebieten das Töten von Tieren meist unreglementiert ist, kommt es gerade dort zu einer dramatischen Dezimierung des Wildbestandes. Besonders in den Reservaten des amerikanischen Westens findet man kaum noch Großwild, die Lachse im Klamath River sind ernsthaft bedroht, auch zuwandernde Tiere werden abgeschossen. Der Journalist Ted Williams erkannte: »Während der letzten 25 Jahre haben Schoschonen und Arapahos, ausgerüstet mit Snowmobiles, Four-Wheelers und automatischen Gewehren, den Bestand von Rotwild, Elchen und Bighorn-Schafen im Wind River Reservat fast vollkommen ausgerottet. Wiederholte Anträge auf eine bescheidene Selbstregulierung wurden von der Stammesregierung abgelehnt.«
Bei den White Mountain Apachen geht man andere Wege. Nachdem während der frühen 1970er Jahre auch weiße Nicht-Stammesmitglieder eine preiswerte Jagdlizenz für einen Hirsch bekamen und im Reservat jagen durften, entschied die Stammesregierung mittlerweile, die Hirschjagd selbst zu regulieren, reduzierte die Lizenzen von 700 auf 30 und erhöhte den Preis für eine Lizenz von 150 auf 1500 Dollar. Der Staat klagte gegen die Entscheidung, verlor den Prozess aber vor dem Bundesgericht. Diese einschneidenden Veränderungen haben den Wildbestand angehoben und dem Stamm zusätzliche Einnahmen verschafft, die in die Verbesserung der Infrastruktur investiert werden konnten. Die Apachen betreiben ein Hotel und haben schon vor Jahren erkannt, wie wichtig der Tourismus für einen Stamm sein kann. Die Aktivitäten der White Mountain Apachen sind ein Musterbeispiel dafür, wie kommerzielle Interessen, zu denen auch ein Kasino, River Rafting und ein Campingplatz gehören, mit aktivem Umweltschutz vereinbar sind.
Verlockungen der Zivilisation
Schon vor Ankunft der Europäer kannten die indianischen Kulturen Besitz, der im Vergleich zu europäischen Gesellschaften jedoch eine untergeordnete Rolle spielte. Das Klischee vom besitzlosen Wilden, der materielles Eigentum verabscheute, kam wahrscheinlich deshalb auf, weil sich die Indianer nichts aus dem bei Europäern so begehrten Gold machten. Den Verlockungen der Zivilisation konnten aber die indianischen Völker auf Dauer nicht widerstehen. Der Pelzhandel, anfangs noch ein bescheidener Tauschhandel, der an den traditionellen Austausch von Geschenken und Gütern bei Begegnungen befreundeter Stämme erinnerte und das sozioökonomische Gesellschaftssystem der Indianer anfänglich kaum beeinflusste, entwickelte sich nach und nach zum bedeutendsten Wirtschaftszweig in Nordamerika und veränderte ihre Kulturen nachhaltig. Sobald sie Feuerwaffen, die begehrten Kupferkessel, Werkzeuge aus Metall, bunte Stoffe, Perlen und Spiegel für Felle bekamen, sahen sie kein Tabu mehr darin, die Pelztierjagd zunehmend kommerziell zu betreiben. Brauchte man die Güter des weißen Mannes nicht zum Überleben? Wäre man anderen Stämmen ohne sie nicht hoffnungslos unterlegen gewesen? War es denn nicht wie früher, tötete man nicht so viele Tiere, wie man zum Leben brauchte, wenn man dafür lebenswichtige Güter eintauschte?
Die Anfänge des Pelzhandels lagen bereits im späten 16. Jahrhundert, als französische, spanische und portugiesische Fischer billigen Tand wie Glasperlen gegen wertvolle Biberfelle eintauschten. Die Micmac und Abenaki im Nordwesten waren vor allem auf Waffen, Eisenkessel und Angelhaken aus Metall aus. Pelze waren auch am St. Lawrence River im frühen 17. Jahrhundert die gängige Währung. Französische Händler stießen bis zu den Großen Seen vor und begannen einen regen Tauschhandel mit den dort ansässigen Stämmen. Angesichts des immensen Profits, den man mit den Biberfellen erwirtschaften konnte, gaben die Micmac ihr gewohntes Leben immer mehr auf und machten die Pelztierjagd zu ihrem Haupterwerb. Ähnlich erging es den Algonkin und den Huronen im Gebiet der Großen Seen, die sich mit den Franzosen gegen die Irokesen, verbündeten. Die Irokesen wiederum schlossen einen Pakt mit den Engländern, unterstützten diese sogar gegen George Washington und seine Armee im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
Samuel de Champlain, der Gründer der kanadischen Provinz Quebec, organisierte die ersten Pelzhandelsgesellschaften, bekam im späten 17. Jahrhundert aber
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