Jeier, Thomas
Vielleicht war Benjamin Franklin sogar unserer Zeit voraus, als er sagte: »Wir nennen sie Wilde, weil sie anders leben als wir. Wir glauben, in einer vollkommenen Zivilisation zu leben, aber das denken die Indianer auch von ihrer Gesellschaft. Die indianischen Männer sind Jäger und Krieger, wenn sie jung sind, und Ratgeber, wenn sie alt sind, denn ihre Regierung basiert auf den Ratschlägen der Weisen. Es gibt keine staatliche Gewalt, keine Gefängnisse, keine Polizisten, die Gehorsam einfordern oder strenge Strafen verhängen.« Als Ironie der Geschichte erscheint jedoch, dass die Irokesen durch die Hilfe und den Rat, den sie den weißen Einwanderern erteilten, ihren eigenen Untergang beschleunigten.
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Kapitel 7
Zum Wohl der Gemeinschaft
»Es sind die Mütter, nicht die Krieger, die ein Volk erschaffen und sein Schicksal bestimmen.«
Luther Standing Bear, Sioux, 1928
In den sehr unterschiedlichen Kulturregionen des nordamerikanischen Halbkontinents entwickelten die indianischen Völker unter teilweise extremen Bedingungen gesellschaftliche Systeme, die vor allem die Verantwortung für das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellten und bestmögliche Bedingungen für das Überleben des Stammes oder der Gruppe schufen. Nur in einem organisierten Gemeinwesen, das die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilte, konnte man einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Indianische Frauen - stark und selbstbewusst
Wie tief das Unverständnis für die unbekannten Völker in den Europäern verwurzelt war, zeigt ihre Vorstellung von der indianischen Frau. Während man den Frauen anfangs noch respektvoll begegnete, oder sie wie Pocahontas oder Sacajawea idealisierte, ging man schon bald dazu über, sie als »unmoralische Squaw« und »Sklavin ihres Mannes« zu verachten. Dabei stimmte weder das Eine noch das Andere: In zahlreichen Indianerkulturen galten Frauen als besonders treu und hatten bei wichtigen Entscheidungen sogar ein Mitspracherecht, ganz anders als die Frauen der Europäer, die keine Bürgerrechte besaßen und als Eigentum ihres Mannes galten. Obwohl indianische Frauen ähnliche Aufgaben hatten, wie die Zubereitung der Nahrung, die Versorgung der Gemeinschaft oder die Arbeit auf den Feldern, war ihre soziale Position stärker als die der meisten weißen Frauen.
Schon als die Siedler von Jamestown ein Mädchen wie Pocahontas zur Prinzessin überhöhten und sie als Retterin von John Smith feierten, saßen sie einem Irrtum auf. Die Legende berichtet, dass der Engländer im Sommer 1607 in die Gewalt der Powhatan geriet und von ihrem gleichnamigen Herrscher zum Tode verurteilt wurde. Als sich zwei Krieger über ihn beugten und ihn mit ihren Keulen erschlagen wollten, erschien Pocahontas, die hübsche Tochter des Anführers, legte ihren Kopf auf die Brust des gefesselten Mannes und bewahrte ihn durch ihre mutige Tat vor dem Tod. Daraufhin soll Powhatan ein Einsehen gehabt und John Smith das Leben geschenkt haben. In Wahrheit wollte Powhatan höchstwahrscheinlich nur seine Macht stärken. Indem er John Smith begnadigte und mit seiner damals 12-jährigen Tochter vermählte, sicherte er sich die Unterstützung der Engländer, deren Beistand er im Kampf gegen seine feindlich gesinnten Nachbarn dringend brauchte.
Im Oktober 1609 kehrte John Smith, nachdem er während einer Schwarzpulver-Explosion verletzt worden war, nach England zurück. Pocahontas blieb in Jamestown, und heiratete fünf Jahre später den Tabakpflanzer John Rolfe, der allerdings zur Bedingung machte, dass sie christlich unterrichtet und auf den Namen »Rebecca« getauft wurde. Als Vermittlerin zwischen Engländern und Indianern und als Übersetzerin leistete sie der Kolonie unschätzbare Dienste. Im Frühling 1616 begleitete sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn eine Abordnung der Virginia Company nach London, um bei der Regierung für die weitere finanzielle Unterstützung der Kolonie zu werben. Als exotische Prinzessin sollte Pocahontas für die nötige Aufmerksamkeit sorgen, was erfolgreich gelang. Während ihres Aufenthalts wurde sie von König James I. und führenden Vertretern der Londoner Gesellschaft empfangen und als »Prinzessin« eines exotischen Volkes vorgestellt. Dabei traf sie auch überraschend John Smith wieder. Sie hatte den ehemaligen Siedler für tot gehalten und empfand nichts mehr für ihn. Auf der Rückfahrt nach Amerika erkrankte Pocahontas an Tuberkulose und starb. Sie war erst
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