Jeier, Thomas
Schutzhüllen aus Wildleder über ihre Finger gestülpt hatten, pflückten sie die Frucht restlos sauber. Zum Schluss entfernten sie die Samen und trockneten den Rest in der Sonne. Das Ergebnis war eine dicke Paste, mit der man Suppen und Eintöpfe band.«
In den Winterlagern der Cheyenne boten die - im Sommer eher hastig und nur für eine kurze Verweildauer errichteten - Tipis eine behagliche Umgebung. Die Frauen legten den Boden mit Fellen und Matten aus, überdeckten die Sitzbänke aus Erde mit weichem Gras und verstauten ihre Vorräte in großen Parfleches und Behältern aus Büffelleder. Ihre handwerklichen Fähigkeiten waren weithin bekannt. Sie verzierten Parfleches, Kleider und Mokassins mit gefärbten Stachelschweinborsten und bunten Perlen und vernähten sie so sorgfältig, dass ihren Nähten auch Regen und Schnee nichts anhaben konnten.
Beispielhaft für die harte Arbeit, die die Frauen auf den weiten Ebenen leisten mussten, war die Verarbeitung der Büffel. Mit Hochachtung sprachen die Krieger über die Leistung ihrer Frauen, die während der Büffeljagd noch mehr arbeiten mussten als die Männer. Sobald die ersten Büffel unter den Lanzen und Pfeilen der Krieger gefallen waren, liefen sie zu den Kadavern, zogen die großen Messer, die sie auf dem Rücken trugen, hinter dem Gürtel hervor, und begannen, den noch warmen Kadavern das Fell abzuziehen. Die Arbeit erforderte Kraft und Ausdauer, allein der bestialische Gestank hätte schon jede weiße Frau wahrscheinlich in Ohnmacht fallen lassen. Sie portionierten das Fleisch, luden es zusammen mit den Fellen auf Schleppbahren und transportierten die blutige Fracht ins Lager. Vor ihren Zelten befreiten sie die schweren Felle von Fleischresten, auf den Knien hockend waren sie oft tagelang mit dieser anstrengenden Arbeit beschäftigt. Die Häute gerbten sie mit dem Hirn der Tiere. Das Fleisch kochten und brieten sie, oder sie vermischten es mit Beeren und Fett zum länger haltbaren Pemmikan.
Die Quelle des Lebens
Schon im Kindesalter wurden die Mädchen und jungen auf ihre späteren Aufgaben im Leben vorbereitet. Die Jungen spielten mit Pfeil und Bogen, jagten Kaninchen und andere kleine Tiere, ritten um die Wette und lernten das lautlose Anschleichen an eine Pferdeherde. Die Mädchen spielten mit Puppen und halfen den Frauen bei der Zubereitung des Essens, bei der Feldarbeit und Herstellung von Gebrauchsgegenständen. Sie lauschten den Geschichten der weisen Großmütter, die ihnen auf diese Weise vermittelten, worauf es im Leben einer Frau ankam. »Wenn ein Mädchen jung ist, gleicht sie einem Jungen«, sagte ein Lakota-Krieger, »doch nach ihrer ersten Menstruation kann sie Kinder gebären und ist wakan, heilig.«
Bei allen Stämmen gab es Tabus zu beachten, die man kennen musste, wenn man kein Unglück über sich und die anderen bringen wollte. Eines dieser Tabus betraf die Menstruation. Während der Monatsblutung durften die Frauen weder mit Männern noch mit heiligen Gegenständen oder Waffen in Berührung kommen. Bei den meisten Plains-Stämmen lebte sie während dieser Zeit in einem gesonderten Zelt, streng getrennt von den Männern und Jungen. Eine Sitte, die bei einigen Wissenschaftlern des 19. Jahrhunderts auf Unverständnis stieß. Sie glaubten, dass die Indianer ihre Frauen »wegsperrten«, um das »unreine« Blut von den anderen Dorfbewohnern fernzuhalten. Joseph Rockboy, ein Krieger der Yankton Sioux, um 1920: »Die Leute werden sagen, dass wir eine blutende Frau von den Zeremonien fernhalten, weil sie Unglück über unser Volk bringen könnte, aber sie verstehen nicht, warum wir das tun. Nur eine Frau kann ein Kind auf die Welt bringen. Die Geburt ist das heiligste und mächtigste aller Geheimnisse. Natürlich muss der Mann seinen Samen in sie pflanzen, aber dieser Part ist relativ unwichtig. Wenn eine Frau ihre Tage hat, fließt ihr Blut, und dieses Blut ist von den geheimnisvollen Kräften erfüllt, die mit dem Austragen eines Kindes zu tun haben. Während dieser Zeit strahlt sie besonders viel Macht aus. Ein Kind auf die Welt zu bringen, ist der bedeutendste Teil der Schöpfung. Die Kraft eines Mannes ist nichts dagegen, er kann nichts tun, was einer Geburt vergleichbar wäre. Wir respektieren die weibliche Kraft. Wenn eine Frau mit den Dingen eines Mannes in Berührung kommt, weicht alle männliche Kraft daraus. Die Kraft einer Frau und die Kraft eines Mannes stoßen sich gegenseitig ab - nicht in böser, sondern in guter Weise. Weil
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