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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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sich als Philosoph und Schriftsteller einen Namen. Als einer der ersten Amerikaner erkannte er die Notwendigkeit, sich aus der Abhängigkeit von Europa zu lösen und als Kolonie eine eigene Identität auszubilden. Bereits 1754 überraschte er die Abgeordneten mit seinem Plan, die Kolonien zu einer unabhängigen Union zu vereinen, scheiterte jedoch am Widerstand seiner weniger weitsichtigen Kollegen. Auch mit seiner Meinung, dazu gehöre eine friedliche Koexistenz mit den Indianern, stand er allein.
    Eigentlich war der »Albany Congress«, ein Treffen der Abgeordneten aller Kolonien, einberufen worden, um über den drohenden Krieg zwischen Engländern und Franzosen zu diskutieren und den Fortbestand der Handelsbeziehungen zu den europäischen Staaten zu sichern. Man hatte auch Häuptlinge eingeladen, um die Irokesen für ein Bündnis gegen die Franzosen zu gewinnen.
    Hendrick oder Tiyanoga, wie er mit indianischem Namen hieß, muss in einem Atemzug mit Benjamin Franklin genannt werden, wenn von den Wegbereitern der amerikanischen Verfassung die Rede ist. Er war bereits als 13-jähriger zum protestantischen Glauben übergetreten und wurde zu einem verlässlichen Freund der Engländer. William Johnson, der britische Indianeragent, lud ihn mehrmals in sein Haus ein. Der Mohawk sprach fließend Englisch und war begierig darauf, mehr über die Kultur der Engländer zu erfahren. Im Sommer 1710 bekam er ausreichend Gelegenheit dazu. Man lud Hendrick und drei andere »Könige« der Irokesen nach England ein, natürlich mit dem Hintergedanken, sie im drohenden Kolonialkrieg gegen die Franzosen auf der eigenen Seite zu wissen. Queen Anne empfing die Irokesen in ihrem Palast und überreichte ihnen wertvolle Geschenke. Beeindruckt von der Macht und dem Glanz der englischen Aristokratie kehrte Hendrick in die Wildnis zurück. Bis zu seinem Tod in der Schlacht am Lake George, in der er auf britischer Seite gegen die Franzosen kämpfte, blieb er der englischen Krone ein treuer Verbündeter.
    Zum Albany Congress erschienen dann über 200 Irokesen. Sie waren sich ihrer wichtigen Rolle im kaum noch zu vermeidenden Konflikt zwischen Engländern und Franzosen voll bewusst und darauf bedacht, ein möglichst enges Bündnis mit den Engländern einzugehen. Zumindest die Mohawk, die als »Hüter der östlichen Tür« des Großen Langhauses am meisten mit den Engländern in Kontakt kamen und inzwischen auf den Handel mit den weißen Siedlern angewiesen waren, drängten auf eine erneute Bestätigung der Covenant Chain.
    Anders als in den Vertragsverhandlungen zwischen der US-Regierung und den Prärieindianern im 19. Jahrhundert respektierten die Engländer die Indianer. Sie wussten um die Stärke des Irokesenbundes, der die Jagdgründe und alle Handelswege bis zu den Großen Seen kontrollierte und eine entscheidende Rolle im Krieg zwischen den Kolonialmächten sein konnte. Wer die Irokesen auf seiner Seite wusste, hatte einen entscheidenden Vorteil in der unwegsamen Wildnis des Nordostens.
    Am 28. Juni 1754 verhandelten Hendrick und seine Mohawk mit James DeLancey, dem Gouverneur von New York. Nach dem Austausch der üblichen diplomatischen Höflichkeiten äußerte der Sachem sein Interesse an starken englischen Kolonien, weil man sich der Franzosen nur als geschlossene Einheit erwehren könne, und wiederholte die Worte von Canassatego fast wörtlich. Er hielt einen Wampum-Gürtel in die Höhe und sagte: »Wenn ich diesen Wampum zerreiße, fallen alle Perlen von den Schnüren. So wird es sein, wenn ihr eure Kräfte nicht bündelt.« Er war sogar selbstbewusst genug, um eine solche Einigung zur Bedingung zu machen. Die Kolonisten gingen darauf ein, wohl wissend, gegen ein Bündnis von Irokesen und Franzosen chancenlos zu sein. Zu mächtig war der Irokesenbund zu dieser Zeit. Am 9. Juli, nachdem der Vertrag geschlossen war, sagte Hendrick: »Wir, die vereinigten Nationen, freuen uns darüber, jetzt ein so starkes Bündnis zu haben.« Und Gouverneur DeLancey antwortete: »Ich hoffe, dass wir mit diesem Bund zur selben Stärke aufsteigen und genauso mächtig werden, wie ihr es seit langer Zeit seid.« Das waren mehr als nur die üblichen diplomatischen Lippenbekenntnisse.
    Schon im Vorfeld des Albany Congress traf sich Benjamin Franklin mit den Indianern. Nicht nur durch die Lektüre von Cadwallader Coldens erfolgreichem Buch hatte er Einblick in die Kultur der Irokesen gewonnen. Im Oktober 1753 war er bei Vertragsverhandlungen zwischen dem

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