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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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zweiundzwanzig.
    Die einzige Indianerin, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen ähnlich starken Eindruck bei ihren europäischen Zeitgenossen hinterließ, war Sacajawea. Als Ehefrau des weißen Händlers Tousseau Charbonneau begleitete sie die legendäre Lewis & Clark-Expedition auf ihrem beschwerlichen Weg zum Pazifischen Ozean. Um ihren Beitrag zu der Expedition ranken sich zahlreiche Legenden, und tatsächlich war es wohl vor allem ihr zu verdanken, dass Meriwether Lewis und William Clark oftmals den richtigen Weg einschlugen und von ihrem Stamm, den Schoschonen, die dringend benötigten Reitpferde für die Überquerung der Rocky Mountains erhielten. Aus den Stromschnellen des Missouri rettete sie wertvolle Ausrüstungsgegenstände und Aufzeichnungen. Ihr legendärer Ruf zeigt sich auch darin, dass nach ihr ein Berg, ein Fluss, ein See, mehrere Schiffe der US-Marine und in neuster Zeit eine Caldera auf der Venus benannt wurde.

    Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau
    Wie die Aufzeichnungen von Father Paul Le Jeune, Pater der Jesuiten-Mission, die um 1630 in Quebec gegründet worden war, zeigen, leisteten die indianischen Frauen sehr viel in unterschiedlichen Bereichen: »Neben ihrer anstrengenden Tätigkeit, die Kinder großzuziehen«, notierte er über die Montagnais und Naskapi, »bringen die Frauen das Wild nach Hause, das die Krieger erlegt haben, sie sammeln Holz und holen Wasser, sie stellen den Hausrat her und reparieren ihn, sie bereiten das Essen zu, sie zerlegen das Wild und gerben die Häute, sie nähen Kleider, fangen Fische und Muscheln, oftmals jagen sie auch, sie stellen Kanus aus Baumrinde her, wunderbar schnelle Boote, stellen Zelte auf, wo und wann immer sie die Nacht verbringen, kurz gesagt, die Männer belasten sich mit nichts anderem als der ach so mühseligen Jagd und der Kriegsführung.«
    Die Beschreibung des Paters entsprach weitgehend der Realität, wobei er allerdings von der falschen Vorstellung ausging, die Männer jagten wie in den adeligen Kreisen seiner Heimat rein zum Vergnügen. Tatsächlich war die Jagd in der Wildnis Nordamerikas wesentlich anstrengender als in den gepflegten Parklandschaften Europas, und sie war von elementarer Bedeutung für das Überleben des Stammes. Auf der Jagd und auf Kriegszügen brachten sich die Männer häufig in große Gefahr. Sie brauchten ihre Kraft, um sich ganz auf diese Aufgaben konzentrieren zu können. Wenn ein Europäer sich spöttisch darüber ausließ, dass die Frauen der Sioux beim Verlegen des Dorfes, das gesamte Hab und Gut des Stammes auf die Schleppbahren packten und auf der Wanderschaft schwere Lasten schulterten, während die Krieger zu Pferd saßen und nicht einmal eine »Parfleche« (Ledertasche) trugen, übersahen sie, dass die Männer für die Sicherheit der Frauen und Kinder verantwortlich waren und sofort einsatzbereit sein mussten, falls sich Feinde näherten. Schwere Lasten hätten die Männer bei schnellen Manövern nur behindert.
    »Die Arbeitsteilung richtete sich nach dem Geschlecht«, erklärt Ella Deloria, eine Yankton Dakota. »Beide mussten hart arbeiten, Männer und Frauen, denn ihr Leben stellte harte Anforderungen. Aber niemand erwartete, dass ihm der andere außerhalb der vereinbarten Pflichten zu Hilfe kam - jeder war der Meinung, der andere hätte genug zu tun. Das bedeutete jedoch nicht, dass die Frauenarbeit einem Mann zu schäbig gewesen wäre, oder umgekehrt. Man akzeptierte die Arbeitsteilung, weil sie notwendig war, wie auch immer sie für Außenstehende ausgesehen haben mag. Eine Frau, die sich um die Kinder kümmerte und die ganze Hausarbeit verrichtete, glaubte sich nicht schlechter gestellt als ihr Ehemann, der verpflichtet war, sein Leben ständig auf der Jagd zu riskieren und auf der Hut vor feindlichen Angriffen zu sein.«

    Die Stimme der Frauen
    Über die Indianervölker der Plains sind noch heute die meisten Klischees im Umlauf. Schon im 19. Jahrhundert hatte das Bild, das sich die breite Öffentlichkeit von den Indianern der Prärien machte, kaum noch etwas mit der Wirklichkeit zu tun. Im 20. Jahrhundert leisteten Hollywood und eine Flut von Westernromanen ihren Beitrag zur Verfälschung der indianischen Kultur. Während man abgelegenen Kulturkreisen wie der Nordwestküste in Kanada und Alaska oder Ackerbau treibenden Stämme im Südosten kaum Beachtung schenkte, lag das Interesse bei den »edlen« oder »grausamen« Prärieindianern und auch das Frauenbild bog man sich zurecht, wie man es

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