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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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Pflanzen und Kräuter. In ihrer Funktion als Heilerinnen waren sie damit vertraut, welche Ernährung der Heilung einer Krankheit zuträglich war und welche Kräuter den Heilungsprozess beschleunigten. Als »Kräuterfrauen« und häufig auch als spirituelle Führerinnen genossen sie bei den meisten Stämmen hohes Ansehen. Heute greift sogar die Schulmedizin auf das Wissen der Medizinfrauen zurück, und so manches Medikament, das von den Pharmakonzernen als eine neue Errungenschaft gefeiert wird, basiert auf dem Wissen indianischer Heilmethoden. Anders als im mittelalterlichen Europa, wo Heilerinnen und Kräuterfrauen stets im Verdacht standen, Hexen zu sein, genossen diese Frauen bei den Indianern hohes Ansehen.

    Umgang mit Außenseitern
    Eine zwiespältige Haltung nahmen die Indianer gegenüber homosexuellen Männern ein, von lesbischen Frauen ist weniger bekannt. Bei den Sioux hießen diese Männer »wink-te«. Wink-te kleideten sich wie Frauen, gerbten Tierhäute, sammelten Beeren und Kräuter und bestickten Kriegshemden und Mokassins, verabscheuten den Krieg und die Jagd. Sie lebten allein in ihren Tipis am Rand des Lagers, neben den Witwen und Waisen. Die meisten Krieger verachteten sie als »feige Schwestern«, die nicht den Mut hatten, sich mit anderen Männern im Kampf zu messen. Am großen Feuer zwang man sie, abseits bei den Frauen zu sitzen, da man Männer mit dem »Herzen von Weibern« nicht im Rat der weisen und tapferen Krieger duldete: In einer Gesellschaft, deren Männer vom Krieg und von der Jagd lebten, blickte man nicht nur bei den Sioux auf homosexuelle Männer und Transvestiten herab.
    Iron Shell, ein Anführer der Sioux, berichtete: »Mein Vater sagte mir, welchen Weg ich gehen muss und was ich zu tun habe, bis ich verheiratet bin, und dazu gehörte auch, den Wink-te aus dem Weg zu gehen. Ein Wink-te glaubt, ein längeres Leben führen zu können, wenn er wie eine Frau lebt. Dies mag er als kleiner Junge träumen, doch später, wenn er erwachsen ist, zieht er plötzlich ein Kleid an. Dann arbeitet und lebt er wie eine Frau. Diese Männer sind gute Schamanen und reden sich mit ›Schwester‹ an. Jeder hat sein eigenes Tipi, das seine Eltern errichten, sobald er sexuelle Beziehungen zu anderen Männern unterhält. Wenn ein Mann zu einem Wink-te geht und ihn so berührt, wie du eine Frau berühren würdest, wird ihn etwas Ernstes befallen. Wenn der Wink-te stirbt und du ihm in den Tod folgst, wirst du bereuen, ihn berührt zu haben, denn du wirst in dem Land auf der anderen Seite leiden.«
    Aber gleichzeitig waren homosexuelle Männer wakan, sie wurden als heilig angesehen und wegen ihrer künstlerischen Fähigkeiten bewundert. Ihre Stickereien waren meist wertvoller als die von Frauen. Weil man glaubte, dass sie das Talent dafür von geheimnisvollen Mächten erhalten hatten, sprach man ihnen selbst übernatürliche Kräfte zu und schätzte sie als Schamanen und Heiler. Der Sioux-Indianer Blue Whirlwind bekräftig das: »Viele glauben, dass ein Kind ohne Krankheiten aufwächst, wenn seine Eltern einen Wink-te bitten, ihm einen Namen zu geben. Den Wink-te, der meinem Enkel den Namen Iron Horse gab, als er drei Tage alt war, belohnte ich mit einem Pferd.«

    Die Kriegerfrauen
    Diese ambivalente Haltung, Verachtung einerseits, Bewunderung andererseits, brachte man auch den Kriegerfrauen entgegen: Als sich die junge Hate Woman einem Kriegstrupp anschloss, sang ihr Verehrer Weasel Tail in seinem Kriegslied: »Mädchen, das ich liebe, mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe noch genug Zeit Beeren zu essen, wenn ich nach Hause komme.« Ein deutliches Signal an seine Geschlechtsgenossen, die Hate Woman lieber in ihrer traditionellen Rolle als Beerensucherin gesehen hätten, allen voran Eagle Child, dem Anführer jenes Kriegstrupps. Denn wie die Blackfoot-Indianerin Beverly Hungry Wolf berichtete: »Er war nicht erfreut darüber, dass eine Frau dabei war, und beschäftigte sie damit, das Essen für den Kriegstrupp zuzubereiten. Dennoch gelang es Hate Woman, sich einen Namen als tapfere Kriegerin und Pferdediebin zu machen.«
    Buffalo Hump, ein Krieger der Cheyenne, erzählte von einer Frau, die mit ihrem Bruder auf den Kriegspfad ritt: »Das Pferd ihres Bruders wurde getötet, und sie blieb und kämpfte, wo ihr Bruder gefallen war. Die Frau hielt die Feinde in Schach, bis ein junger Krieger kam, ihren Bruder auf sein Pferd hob und ihn wegbrachte.« Die berühmteste Kriegerfrau der Cheyenne war Buffalo Calf

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