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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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aber grausam zu sich selbst war«, wie Padre Luis Velarde über ihn schrieb. Ihre schwerste Aufgabe hatten die Jesuiten jedoch im Gebiet der Großen Seen zu bewältigen, wo sie in erbitterte Auseinandersetzungen zwischen Huronen und Irokesen gerieten und gezwungen waren, Gottes Wort unter Einsatz ihres eigenen Lebens zu verbreiten.

    »Schwarzkittel« im Huronen-Land
    Obwohl die Huronen zur selben Sprachfamilie wie die Irokesen gehörten, waren sie deren erbitterte Feinde. Sie nannten sich selbst Wendat (»Bewohner der Halbinsel«) und lebten in einem Gebiet im heutigen Ontario, das auf drei Seiten von den Gewässern der Georgian Bay und dem Lake Simcoe eingekreist war. Die Huronen, eigentlich ein Stammesbund nach irokesischem Vorbild, wohnten in befestigten Dörfern mit 30 oder mehr Langhäusern und ernährten sich von Ackerbau, Fischfang und der Jagd. »Die Huronen sind gesünder als wir«, schrieb ein Jesuitenpater, eine Einschätzung, die sich innerhalb weniger Jahre nicht zuletzt durch das Zutun des christlichen Ordens auf fatale Weise ändern sollte. Vor 1630, als Samuel de Champlain in »Huronia«herumreiste und für ein umfangreiches Werk über den Stammesbund recherchierte, lebten ungefähr 40 000 Huronen in Neufrankreich, ein willkommenes Betätigungsfeld für die Jesuiten, die um 1625 verstärkt in »Nouvelle-France« auftauchten und glaubten, mit der Missionierung der mächtigen Huronen und Irokesen leichtes Spiel zu haben. Samuel de Champlain hatte das Gebiet entlang des Saint Lawrence River erkundet und Nouvelle-France, das französische Amerika, für eine Besiedlung bereitet.
    Die »Soldaten Christi« drangen bis weit in die Wildnis vor. Nach dem Tod von Samuel de Champlain befand sich die weltliche Regierung in Nouvelle-France in einem verheerenden Zustand und spielte der katholischen Kirche in die Hände, die zusehends das Kommando übernahm und mit einer weitflächigen Missionierung den Grundstein für einen, streng organisierten Kirchenstaat legen wollte. Im heimischen Frankreich hatte Kardinal Richelieu die katholische Kirche zur Staatskirche erklärt und die Hugenotten in einem blutigen Krieg unterworfen. In Amerika hatten die Jesuiten nichts von ihnen zu befürchten. Protestanten war es verboten, in Nouvelle-France zu siedeln.
    Die »Schwarzkittel«, wie die Jesuiten wegen ihrer schwarzen Gewänder genannt wurden, schwärmten in einem Umkreis von mehr als 1000 Kilometern in die Wildnis aus und besuchten selbst einsam gelegene Huronen Dörfer. Die Indianer hießen sie willkommen, hofften wohl, der weiße Gott würde ihnen gegen die mächtigen Irokesen beistehen. Um 1639 hatte sich die Stellung der Jesuiten so gefestigt, dass sie eine christliche Siedlung in der Wildnis errichteten. Sainte Marie wuchs zu einem befestigten Fort mit einer Kirche, medizinischer Versorgung und mehreren Wohnhäusern heran, in denen zeitweise 27 Priester und 39 Arbeiter wohnten. Auch in den größeren Huronen-Dörfern errichteten die Jesuiten Gotteshäuser.
    In dem Bewusstsein, leichtes Spiel mit den Huronen zu haben, vergaßen die Jesuiten die wachsende Bedrohung durch die benachbarten Irokesen. Diese dachten jedoch nicht daran, der Verbrüderung der Schwarzkittel mit ihren Todfeinden tatenlos zuzusehen. Sie überfielen mehrere Transporte auf der Nachschubroute zwischen Sainte Marie und Quebec und massakrierten die Händler sowie die sie begleitenden Indianer. 1642 nahmen die Irokesen die Missionare Isaac Jogues und René Goupil gefangen. Sie hackten Pater Jogues die Finger ab, die sie angeblich verspeisten; Pater Goupil entkam, wurde aber 1648 erneut gefangen und starb einen grausamen Tod.
    Im gleichen Jahr starteten die Irokesen eine große Offensive. Sie zerstörten mehrere Huronen-Dörfer, töteten die Bewohner oder versklavten sie. Über 6000 Huronen flohen aus ihren Dörfern und baten in Sainte Marie um Asyl. Am 16. März 1649 überfielen 1200 Irokesen die Missionen St. Ignace und St. Louis und nahmen die Jesuitenpater Jean de Brébeuf und Gabriel Lallemant gefangen. Die Irokesen banden sie an Pfähle, skalpierten sie, »tauften« sie mit kochend heißem Wasser, malträtierten sie mit glühenden Tomahawks und schnitten ihnen die Haut in Streifen vom Körper. Nach indianischen Berichten soll Jean de Brébeuf die Marter scheinbar gleichmütig ertragen und keinen einzigen Schrei ausgestoßen haben. Die Irokesen waren so beeindruckt von seinem Mut, dass sie sein Herz verspeisten, in dem Glauben, etwas von seiner

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