Jeier, Thomas
Stärke ginge auf sie über. 1930 wurden Pater Brébeuf und sieben andere Jesuitenpriester von Papst Pius XI. Heilig gesprochen. Im September 1984 ehrte Papst Johannes Paul II. die Märtyrer, indem er vor der Statue von Brébeuf im »Shrine of Our Lady of Martyrs« in Auriesville, New York, betete.
Ohne es zu wissen, trugen auch die Jesuitenpater zum Untergang der Huronen bei. Zur gleichen Zeit, als sie vehement gegen den Verkauf von Alkohol an die Huronen vorgingen und im Februar 1662 auch ein Gesetz durchsetzten, das den Handel mit Alkohol verbot, schleppten sie Krankheiten wie Pocken, Masern und Grippe nach Huronia ein. Wie ein Sturmwind fegten die Epidemien durch die Huronen-Dörfer. Gegen Ende der 1640er Jahre waren die Huronen so geschwächt, dass die Irokesen leichtes Spiel mit ihnen hatten. Nur ein paar hundert Menschen überlebten das Massensterben, das auch die Jesuiten aus dem Indianerland vertrieb und ihren Versuchen, Huronia zu missionieren, einen Riegel vorschob.
Katéri Tekakwitha, indianische Heilige
Die traditionell geprägten Stämme machten die Missionare und ihren Gott für das Desaster verantwortlich und wandten sich stärker als je zuvor dem eigenen Glauben zu. Die getauften Indianer bildeten in den christlichen Dörfern eigene Gemeinschaften und beteten noch stärker und inbrünstiger zu dem Gott der Weißen, von dem sie ähnliche Wunder erwarteten, wie sie die Schwarzkittel aus der Bibel vorgelesen hatten. »Das Leben ist kurz und leidvoll, egal, ob wir leben oder sterben«, soll ein Missionar zu einem Huronen gesagt haben, und der habe geantwortet: »Ich will nicht in euren Himmel. Ich will dorthin, wo meine Verwandten und Vorfahren sind. Der Himmel ist etwas für Franzosen. Ich will zu meinem Volk.«
Zu einer Heilsfigur für alle christlich geprägten Indianer wurde Katéri Tehakwitha, die Tochter eines Irokesen-Häuptlings und einer Algonkin-Frau. Sie wurde 1656 in der Nähe des heutigen Auriesville, New York, geboren und wuchs mit den Bibelgeschichten ihrer christlichen Mutter auf. Im Alter von vier Jahren musste sie erleben, wie eine schwere Pockenepidemie fast alle Bewohner ihres Dorfes, ihre Eltern und ihren kleinen Bruder dahinraffte und sie allein zurückließ. Geschwächt, vernarbt und beinahe erblindet überlebte sie. Sie wuchs bei ihrem Onkel, einem Mohawk-Häuptling, und ihren beiden Tanten in Caughnawaga auf, einem Dorf, das fünf Meilen von ihrem Heimatdorf neu errichtet worden war. Wie alle Mädchen arbeitete sie tagsüber auf den Feldern, sammelte Beeren und Kräuter im Wald und wurde trotz ihrer schlechten Augen zu einer begabten Handarbeiterin. Obwohl sie als Kind nicht getauft worden war, und ihre neuen Eltern eher traditionell geprägt waren, blieb sie dem Christentum treu, verbrachte viel Zeit in den Wäldern, wo sie Zwiesprache mit dem Gott der Weißen hielt. Sie war ungefähr achtzehn Jahre, als der Jesuitenpater Jaques de Lambertville eine Kapelle in Caughnawaga errichtete. Seine Predigten und Lehren brachten sie dazu, sich vollkommen dem Christentum hinzugeben. Sie schwor, bis zu ihrem Tod jungfräulich zu bleiben und ihr ganzes Leben dem weißen Gott zu widmen, denn ihr sehnlichster Wunsch war es, nach dem Tod ins Himmelreich aufzufahren. Eine möglichst asketische Lebensweise sollte ihr dabei helfen.
1676 ließ sich Tekakwitha von Pater de Lambertville taufen, sehr zum Missfallen ihres Onkels, der die Anwesenheit des Missionars zwar duldete, dessen Lehren aber für faulen Zauber hielt. Ähnlich dachte die Mehrheit der Dorfbewohner. Tekakwitha, die den christlichen Namen Katéri (auch: Catherine) angenommen hatte, wurde zur Ausgestoßenen, von Kindern mit Steinen beworfen und sonntags bekam sie kein Essen mehr, weil sie sich weigerte, am Tag des Herrn zu arbeiten. Als man ihr mit dem Martertod drohte, falls sie dem christlichen Glauben weiterhin die Treue halten sollte, suchte sie ihr Heil in der Flucht. Ihr Weg führte sie in das christliche Dorf St. Francis Xavier, ungefähr 200 Meilen von ihrer Heimat entfernt. Zwei Monate dauerte der anstrengende Marsch. In ihrer neuen Gemeinde durfte sie 1677 zum ersten Mal die heilige Kommunion empfangen, was auch für getaufte Indianer selten war. Sie half den Alten, Kranken und Schwachen, erzählte den Kindern biblische Geschichten und wurde dafür bekannt, hölzerne Kreuze im Wald aufzustellen, vor denen sie während ihrer Ausflüge niederkniete und betete.
Die Nachwirkungen der Pocken und ihre asketische Lebensweise
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