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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wahr?«
    »Nein, das war sie wohl nicht«, erwiderte Mike leise, bedankte sich dann bei dem Anwalt und legte den Hörer in dem Gefühl auf, daß er Samantha nun weitaus besser verstünde als noch vor einer Stunde. Er verstand jetzt ihre Faszination, was seine Familie betraf. Er verstand ihre Freude über die kleinste Aufmerksamkeit, die man ihr erwies. Er verstand, warum sie sich zuweilen so zu verhalten schien, als sähe sie die Welt zum erstenmal.
    Als er an Sam dachte, erinnerte er sich wieder, wie sie vorhin in Daves Wohnzimmer gestanden und den großen Sessel mit dem Karomuster angesehen hatte. In der nächsten Sekunde nahm er abermals den Hörer ab und rief seine Schwester in Colorado an. Jeanne verlor keine Zeit damit, das Gespräch auf den Punkt zu bringen: Samantha. Mike verdrehte die Augen. Zweifellos war Samantha inzwischen zu einem wichtigen Gesprächsstoff in seiner Familie geworden.
    »Wie sieht diese Samantha denn aus?« fragte Jeanne, die gar nicht erst versuchte, ihre Neugierde vor ihrem Bruder zu verbergen.
    Mike zögerte nicht eine Sekunde: »Eine modifizierte Bardot; eine Haut wie Sahne; Augen so blau wie Kits 1957er Chevy; Haare so kupferbraun wie der Hunter, den du mit vierzehn hattest; einen Körper, der auf die Titelseite von Sports Illustrated gehörte.« Mike hielt inne, weil Jeanne laut lachte, aber er grinste in die Muschel hinein.
    »Mike«, fragte Jeanne, immer noch lachend, »hat sie auch ein Gehirn?«
    »Ja, und eine noch intelligentere Klappe.«
    »Ich glaube, ich mag sie schon jetzt. Sag mir, was du brauchst.«
    »Du hast doch noch die Grundrißskizzen von den beiden oberen Stockwerken in meinem Haus? Von dem Apartment, das du für Dave Elliot eingerichtet hast?«
    »Ja. Mike, das mit Dave tut mir leid. Ich weiß, daß du ihn sehr gemocht hast.«
    »Danke, Jeanne. Ich möchte, daß du die Wohnung umgestaltest. Und ich will das rasch erledigt haben. Sehr rasch.«
    »In zwei Wochen?«
    »Über Nacht. Ich werde mit Sam an diesem Tag ausgehen - sagen wir, am nächsten Montag -, und komme mit ihr dann in eine neue Wohnung zurück.«
    Jeanne sagte ein paar Sekunden lang nichts, während sie im Geist ihre Bezugsquellen in New York durchging. Sie konnte die meisten Möbel wohl gleich aus den Ausstellungsräumen besorgen - den Großteil davon bei Tepper Falleries -, sie einlagern und sie dann an einem Tag in der Wohnung aufstellen lassen. »Aber in dieser kurzen Zeit näht mir niemand die Vorhänge oder erledigt mir die Malerarbeiten, und für einige Sachen wirst du den normalen Ladenpreis bezahlen müssen.«
    »In Ordnung«, erwiderte Mike, ohne zu zögern.
    Jeanne ließ einen leisen Pfeifton hören. »Du mußt in sie verliebt sein.«
    Als Mike schwieg, fragte sie: »Und was hat sie für einen Stil?«
    »Sie wohnt bei mir, aber sie erlaubte mir lediglich, sie ein paarmal zu küssen. Nichts sonst. Nichts mit den Händen.«
    »Aha. Altmodisch. Englischer Chintz. Rosenfarbene Seidenpolster. Aubusson-Teppich. Ein Vier-Pfosten-Bett, drapiert mit schieferblauem Damast. Und Quasten. Antikes, achtzehntes Jahrhundert.«
    »Klingt gut«, unterbrach er sie. »He, Jeanne«, sagte er noch, ehe er auflegte, »aber sorg dafür, daß das Bett auch groß ist.«
    Lachend legte sie auf.

18
    Samantha wachte am nächsten Morgen auf und wankte, noch schlaftrunken, ins Badezimmer, wo sie beim Anblick von Mike, der sich, nur mit einem um die Taille gewickelten Handtuch bekleidet, gerade rasierte, erschrocken unter der Tür stehenblieb.
    »Entschuldigung«, murmelte sie und wollte sich wieder ins Schlafzimmer zurückziehen.
    »Ist okay«, sagte er. »Ich bin anständig. Was hast du dir für heute vorgenommen?«
    Sie drehte sich um und blinzelte, bis ihre noch vom Schlaf verschleierten Augen klar wurden. Er war so früh am Morgen in der Tat ein hübscher Anblick mit seinem breiten Rücken und diesem winzigen Streifen Frottee um die Mitte, der sehr lose an seinen Hüften hing. Ein Zupfen genügte schon, und ...
    »Du wirst Schwierigkeiten bekommen, wenn du mich noch länger so anschaust«, sagte er, sie im Spiegel beobachtend.
    Samantha lächelte ihn an, aber anstatt nun ins Schlafzimmer zurückzukehren, stellte sie sich neben ihn und sah ihm beim Rasieren zu. Sowohl ihr Vater wie ihr Ex-Gatte hatten elektrische Rasierer benützt, und es war für sie eine neue Erfahrung, einen Mann mit einer Klinge und Rasierschaum hantieren zu sehen.
    »Magst du keine elektrischen Rasierapparate?« fragte sie, eine Flasche mit

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