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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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kleiner als die Montgomerys, dafür aber hübscher als diese. Es waren durchwegs kräftige, breitschultrige und sehr muskulöse Gestalten, und wenn sie so beisammenstanden wie jetzt, hätte man sie leicht für eine Versammlung von Gewichthebern oder Bauarbeitern halten können, solange man sie nicht aus der Nähe betrachtete und ihre großen ausdrucksvollen Augen, ihre schönen vollen Lippen und ihr unglaublich bezauberndes Lächeln sah.
    Trotz ihrer kräftigen, muskulösen Statur sahen sie so aus, als könnten sie keiner Fliege etwas zuleide tun. Es waren Männer, bei denen sich eine Frau geborgen fühlen konnte - Männer, an die sie sich wenden konnten, wenn sie Hilfe brauchten. Männer, auf die Verlaß war, wenn es darauf ankam - die eine Frau aus einem brennenden Gebäude retten würden, ohne auch nur eine Sekunde an ihre eigene Sicherheit zu denken. Und es waren Männer mit viel Sex-Appeal. Samantha brauchte da nicht lange zu überlegen, warum die Frauen, die in diese Familie einheirateten, offensichtlich gewillt waren, diesen Männern zahllose Kinder zu schenken. Sie zweifelte keine Sekunde daran, daß ein Taggert seinen Kindern ein rührender Vater war, daß er ihnen immer zur Seite stehen würde, wenn sie ihn brauchten - als Kind, in ihren ersten Liebesnöten und später noch als Großvater, wenn sie ihn für ihre Kinder brauchten. Das waren keine Männer, die sich sonntags, um sich von ihrer Familie zu »erholen«, mit Freunden einen schönen Tag machten. Tatsächlich fragte sich Samantha jetzt, nachdem sie einen Nachmittag mit ihnen verbracht hatte, ob die Taggert-Männer überhaupt jemals etwas ohne ihre Kinder unternahmen. Das waren Männer, die Liebe zu geben und zu empfangen verstanden, die nicht nur sagten, daß sie eine Frau liebten, sondern sie wirklich liebten - in guten wie in schlechten Zeiten, in glücklichen und in traurigen Tagen. Ja, die Taggerts waren Männer, auf die eine Frau bauen konnte wie auf einen Fels.
    Die Montgomerys hingegen waren ganz anders als ihre Vettern - so elegant und weltmännisch, wie die Taggerts erdverbunden und urwüchsig. Ein Montgomery, überlegte Samantha, würde sofort wissen, daß eine Arie, die jemand Puccini zuschreiben wollte, in Wahrheit aus einer Verdi-Oper stammte. Er würde sofort erkennen, wenn jemand das Buttermesser mit dem Fischmesser verwechselte und würde auf Anhieb eine Chanel-Kopie von einem echten Chanel-Kostüm unterscheiden können.
    Die Montgomerys waren ausnahmslos stille und reservierte Männer - alle sehr großgewachsen und gutaussehend auf eine strenge, fast scharfzügige Weise mit hohen, wie gemeißelt wirkenden Wangenknochen und einer energisch vorspringenden Kinnpartie. Nur der Mund gab dem Ganzen einen weichen Akzent, wobei Samantha nicht umhin konnte, sich zu fragen, ob nicht das ganze Gesicht seine Strenge verlor, wenn ein Montgomery sich verliebte. Alles in allem waren es eher grimmig aussehende Männer, denen man in einem Krieg Soldaten anvertraute, weil die ihr Leben hingeben würden, um ihre Untergebenen zu beschützen - oder auch das ihrer Frauen und Kinder, setzte Samantha in Gedanken hinzu.
    Sie fragte sich, wie das Privatleben eines Montgomery aussehen mochte. War er auch in der Liebe so temperamentvoll, wie seine Augen zuweilen aufblitzten? Sie zweifelte nicht daran, daß ein Montgomery lange überlegte und prüfte, ehe er einer Auserwählten seine Liebe schenkte. Konnte ein Montgomery überhaupt weinen oder lachen? Spielte er auch mit seinen Söhnen und redete mit seinen Töchtern über ihre Barbie-Puppen? Sie fragte sich, ob sie wohl jemals eine Antwort auf ihre Fragen bekommen würde, denn sie wußte instinktiv, daß ein Montgomery nur so viel über sich preisgab, wie er das für nötig erachtete.
    »Und zu welchem Ergebnis sind Sie inzwischen gekommen?« fragte Pat Taggert, sich in einen Stuhl an Samanthas Seite niederlassend. Nun merkte Samantha erst, daß Pat sie schon eine Weile lang beobachtet und ihre Gedanken erraten haben mußte. Vielleicht hatte auch Pat damals, als sie sich mit dem Gedanken trug, Mikes Vater zu heiraten, die beiden Familien miteinander verglichen.
    »Daß ich nichts dagegen hätte, eine Affäre mit einem Montgomery zu haben, aber lieber einen Taggert heiraten würde«, antwortete Samantha, ehe sie begriff, daß sie das, was sie dachte, nicht hätte sagen dürfen.
    Pat lächelte. Offenbar gefiel ihr diese ehrliche Antwort. »Tatsächlich bin ich vor Jahren zu dem gleichen Schluß

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