Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
wissen Sie über Maxie?«
    Mr. Walden lachte leise und hörte sich in diesem Moment genauso an wie der Mann, der einmal Docs bester oder einziger Freund gewesen war. »Ich bin als Joseph Elmer Grünwald der Dritte auf die Welt gekommen. Da mein Vater Joe hieß, nannte man mich Elmer. Ein häßli-cher Name. Es ist schwierig, in dieser Welt mit so einem Namen Karriere zu machen, weil man sich die meiste Zeit seines Lebens Witze über Elmer Fudd anhören muß. Die Hänseleien, die ich mir als Kind meines Namens wegen habe gefallen lassen müssen, haben vermutlich dazu geführt, daß ich sehr oft an meinen Gangster-Großvater denken mußte.«
    »An Half Hand«, warf Mike an dieser Stelle ein.
    »Ja«, erwiderte Mr. Walden, »Half Hand Joe war mein Großvater. Mein Vater war neun Jahre alt, als Half Hand getötet wurde, und ich glaube, er hat seinen Vater glorifiziert. Statt der Tatsache ins Auge zu sehen, daß sein Vater nichts anderes war als ein bezahlter Killer, versuchte mein Vater ihn zu einem Retter der Menschheit hochzustilisieren. Und so wuchs ich mit dem Mythos auf, daß Half Hand ein Held gewesen sei.« Nach kurzem Zögern fuhr er fort: »Als Half Hand das Zeitliche segnete, erbte mein Vater etwas Geld, doch meine Großmutter brachte es in einem halben Jahr durch.«
    Walden nahm seine Linke in die rechte Hand und betrachtete sie. »Mit sechzehn hatte ich den ersten Rausch meines Lebens, und als ich wieder nüchtern wurde, stellte ich fest, daß ich in einen Tätowier-Salon gegangen war und mir zum Andenken an meinen heldenmütigen Großvater die linke Hand hatte verunzieren lassen. Ich wollte mir natürlich die Tätowierungen wieder entfernen lassen, doch mein Vater meinte, sie seien ein gutes Omen.«
    Als Samantha und Mike ihn verdutzt ansahen, lachte Mr. Walden leise. »Mein Vater war ein phantasiebegabter Mann. Er heiratete, als er noch ein Teenager war, und bald darauf war ich unterwegs, und deshalb hatte er nie die Chance, eine Schule zu besuchen. Als er meine Hand sah, sagte er, ich wäre dazu ausersehen, Anwalt zu werden und solche Leute, wie mein Großvater einer gewesen war, zu retten. Ich weiß nicht, wie ein Sechzehnjähriger mit einem schrecklichen Kater und einer frisch tätowierten Hand meinen Vater auf diese Idee bringen konnte, doch mir gefiel sie. Und so habe ich in dem Glauben, daß ich mein Leben der Aufgabe widmen sollte, mißverstandene Männer und Frauen zu retten, Jura studiert, um dann jedoch festzustellen, daß ich nur den Abschaum der Menschheit verteidigte.«
    Seine Worte und seine Miene standen im krassen Gegensatz zueinander; denn er machte ein sehr zufriedenes Gesicht.
    »Warum machen Sie es dann?« fragte Samantha.
    »Des lieben Geldes wegen, meine Teure. Der Abschaum der Erde würde keine verabscheuungswürdigen Taten vollbringen, wenn sich das nicht bezahlt machen würde. Und daß ich sie anschließend vor Gericht verteidige, hat mich zu einem reichen Mann gemacht. Meine Eltern lebten mit fünf Kindern in zwei Zimmern. Ich habe ein Penthouse in der Fifth Avenue und einen Landsitz in Westchester. Ich schickte meine vier Töchter auf Elite-Schulen, und meine Frau läßt ihre Kleider in Paris anfertigen.«
    Er lächelte über die Unschuld der beiden jungen Leute, die vor ihm saßen; denn man konnte ihnen unschwer vom Gesicht ablesen, daß sie ihre Seelen niemals für Geld verkaufen würden. Aber der Kleidung und dem Auftreten der beiden nach zu schließen, hatten sie auch niemals erfahren, was es bedeutet, zu hungern und zu frieren und mitten in der Nacht auf die Straße gesetzt zu werden, weil die Miete nicht bezahlt worden war. Seine Töchter waren wie diese hübsche kleine Samantha, sehr gepflegt, gut genährt und ohne irgendwelche bedrückenden Erinnerungen an ein Dasein in Schmutz und Elend. Der Abschaum der Menschheit, den er verteidigte, hatte ohne deren Wissen oder Absicht diese gute Tat vollbracht und mitgeholfen, etwas Sauberes und Gutes in die Welt zu setzen.
    »Als ich volljährig wurde, änderte ich meinen Namen in H. H. Walden, was mir sicherlich auch im Schaugeschäft geholfen haben würde, wenn ich meine Lebensaufgabe in diesem Beruf gesehen hätte, und benützte nur noch diesen Namen während meines Studiums. Er war mir damals bereits bei den blonden Tennisspielerinnen behilflich, und später dann bei den Ganoven, die ich verteidigte, weil ich sie darauf aufmerksam machte, daß H. H. für Half Hand stünde.«
    »Und sie natürlich alle von Half Hands verschwundenen

Weitere Kostenlose Bücher