Jene Nacht im Fruehling
drei Millionen gehört hatten«, ergänzte Mike, was Walden zum Schmunzeln brachte.
»Sie scheinen sich wohl ein wenig mit der Vergangenheit meines Großvaters beschäftigt zu haben, wie?«
Mike erzählte ihm nun von der Biographie, die er schreiben wollte, und daß Maxie Samanthas Großmutter sei. »Was können Sie uns über Maxie sagen?« fragte er dann.
»Gar nichts«, erwiderte Mr. Walden und hielt Mikes Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, stand.
Ein erfahrener Lügner, dachte Mike bei sich. »Sie kennen nicht einmal den Namen ihres Pflegeheims?« gab er erstaunt zurück. »Haben auch keine Ahnung, wer die Arztrechnungen für sie bezahlt?«
Da legte Walden den Kopf zurück und lachte schallend. »Sie haben mich durchschaut, wie? Ja, ich weiß, wo Maxie sich befindet, bezahle aber keine Rechnungen für sie. Wenn Sie das wissen wollen, müssen Sie sie schon selbst danach fragen.«
»Sie hat sich dort unter dem Namen Abby aufnehmen lassen und will nicht einmal zugeben, daß sie Maxie ist.«
»Naja, das ist verständlich. Sie hat vermutlich Angst um diese junge Dame hier - fürchtet, daß Doc oder jemand anderer ihr etwas antun könnte; denn die Legende von Half Hands Millionen ist in gewissen Kreisen noch sehr lebendig. Sie wissen aber doch, daß Abby ihr richtiger Name ist, nicht wahr? Nein? Sie heißt Mary Abigail Dexter. Und als sie bei Jubilee den Vertrag unterschrieb, der sie als Sängerin in seinem Klub verpflichtete, zeichnete sie den Vertrag nicht mit ihren richtigen Initialen M. A. D., sondern mit M. A. X. ab, und Jubilees Buchhalter, der offensichtlich schlecht sehen konnte, glaubte, ihr Name wäre Maxie. Und von jenem Tag an ist dieser Name an ihr haften geblieben.«
Mike blickte Walden scharf an; denn er hatte das Gefühl, daß dieser Mann ihnen etwas verschwieg - Informationen besaß, die er nicht preisgeben wollte. »Jemand brach im ersten Stock meines Hauses ein und versuchte, Samantha umzubringen.«
Auch diesmal zuckte Walden mit keiner Wimper, was möglicherweise damit zu tun hatte, daß er täglich mit Mord, Totschlag und anderen Verbrechen konfrontiert wurde, da dies ja gewissermaßen zu seinem Broterwerb gehörte.
»Tatsächlich?« sagte Walden. »Haben Sie den Kerl auch geschnappt?«
»Nein«, erwiderte Mike knapp. »Haben Sie eine Ahnung, wer der Täter gewesen sein könnte? Vielleicht jemand, den Sie kennen?«
Walden lächelte. »Es könnte einer von tausend gewesen sein, die ich kenne. Ich habe noch niemanden verteidigt, der nicht imstande wäre, durch ein Fenster im ersten Stock einzusteigen und ein hübsches Mädchen umzubringen. Sie müssen mir schon den genauen Tatort und die Tatzeit angeben, wenn ich Ihnen einen dazu passenden Täter nennen soll.«
Samantha öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Mike war schneller als sie.
»Februar 1975, Louisville, Kentucky«, sagte er wie aus der Pistole geschossen und sah dabei Samantha nicht an, die ihn wütend anfunkelte. Das waren Ort und Monat, in dem ihre Mutter gestorben war.
»Ich würde mich jetzt gern wieder von Mr. Walden verabschieden«, sagte sie leise, doch Mike machte keine Anstalten, sich aus seinem Sessel zu erheben, sondern sah den Anwalt unverwandt an.
Nachdem Walden zwischen den beiden hin- und hergeschaut hatte, drückte er auf einen Knopf seiner Sprechanlage und sagte zu seiner Sekretärin, daß sie ihm alles bringen sollte, was sie unter dem ihm von Mike angegebenen Ort zu der von ihm genannten Zeit finden könne. »Sie hat das alles in ihrem Computer gespeichert, also kann das nur ein paar Minuten dauern«, erklärte er dann.
Dann lehnte Walden sich in seinem Sessel zurück, betrachtete die beiden vor seinem Schreibtisch und überlegte, ob sie tatsächlich nur zu ihm gekommen waren, um Fakten für eine Biographie zu sammeln. Er fragte sich auch, ob die beiden denn das wahre Ausmaß von Docs üblem Charakter kannten oder ob sie meinten, er wäre inzwischen ein netter harmloser, alter Mann, nur weil es ihm gelungen war, den Teufel zu überreden, ihn nicht schon vor langem in die Hölle geholt zu haben.
Als nach etwa fünf Minuten die Sekretärin Walden einen dicken Ordner auf den Schreibtisch legte, beugte sich der Anwalt, nachdem er einen flüchtigen Blick auf den Inhalt geworfen hatte, vor und sagte: »Ah, ja - ich erinnere mich noch gut an diesen Mandanten. Er wurde vor ungefähr zehn Jahren in die Gaskammer geschickt, und sie hat wohl noch keinen geeigneteren Insassen als diesen Mann gesehen. Ich
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