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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wie sie sich nannte. »Zieh du mal ein Dutzend Kinder groß, und du weißt, daß es nichts mehr im Leben gibt, mit dem du nicht fertigwerden könntest«, hatte sie zu Sam gesagt.
    Ein Schlafzimmer war zur Änderungsschneiderei geworden, ein anderes zum Schminkzimmer, wo Vicky mit Unterstützung zweier Experten den Damen beim Aufträgen des Make-ups half. Zwei weitere Räume waren für die Einsatzleitung requiriert worden, und als Samantha dort in eine Besprechung hineinplatzte, die Mikes Vater mit seinen Gangstern abhielt, um ihnen an Hand einer Wandskizze zu erläutern, was sie heute abend zu tun hatten, schob Ian sie kurzerhand wieder auf den Korridor hinaus und warf die Tür hinter ihr zu.
    Am späten Nachmittag flüchtete sich Samantha in einen entlegenen Winkel des Gartens, um dort ein wenig zu sich zu kommen. Sie konnte nicht erklären, wie sie sich fühlte: ruhig und dennoch aufgeregt; gelassen und doch innerlich angespannt. Sie wünschte, Mike wäre bei ihr aber er war nicht im Haus und machte irgend etwas, das er ihr nicht hatte sagen wollen.
    Als Kanes Zwillinge plötzlich vor ihr auftauchten, jeder ein Buch mit Kindergeschichten in der Hand, blickte sie auf und lächelte Kane dankbar an. Sie zog die beiden Jungen auf ihren Schoß und las ihnen ein Märchen vor.
    Es wurde schon dunkel, als Vicky zu ihr kam und sagte, es wäre Zeit, in Jubilees Klub zu fahren und sich für die Vorstellung fertig zu machen. Sie gab beiden Zwillingen einen Gute-Nacht-Kuß, wünschte sich, sie könnte bei ihnen bleiben, ging hinaus zum wartenden Wagen und machte sich auf den Weg nach Harlem.
    In den vergangenen Wochen, als sie alle an ihren Rollen gearbeitet hatten und sie mit Ornette probte, hatte man ihr nicht erlaubt, den inzwischen renovierten Nachtklub zu besichtigen. Als sie nun das Gebäude durch den Hintereingang betraten, trennte sich Samantha dort von Vicky und begab sich nach vom, wo sie sich im Schatten eines Pfeilers verbarg, um unbemerkt von den anderen ungestört den Klubraum und das Treiben dort zu beobachten.
    Jeanne hatte geradezu Atemberaubendes vollbracht. Der Klubraum war ein Traum aus Türkis und Silber, und ein wiedererstandenes Meisterwerk des Art Deco - des heißesten und modernsten Dekorationsstils der späten zwanziger Jahre. Die Tanzfläche sah aus wie eine Applikation aus Silberblättern, und dahinter standen, wie es schien, Hunderte von kleinen Tischen, bedeckt mit fast bis zum Boden reichenden türkisfarbenen Tüchern, jeder mit einer kleinen Lampe versehen.
    Auf dem Podium war die Tanzkapelle bereits versammelt, und Ornette in seinem Frack, seine geliebte Trompete in der Hand, sah auf eine grimmige Weise hübsch aus, während er mit seinen Musikern redete und dann das Zeichen zum Einsatz gab, um sie mit einer kleinen Jazz-Nummer aufzuwärmen. Samantha mußte bei seinem Anblick lächeln; denn hinter seiner bärbeißigen Fassade verbarg sich ein weiches Gemüt, ein Perfektionist, der die Musik mehr liebte als das Leben. Bald würde er nun den ersten Blues spielen. 1928, in der noch sehr glücklichen, reichen Zeit vor der Weltwirtschaftskrise, war das Land verrückt gewesen nach Blues; doch nach dem Börsenkrach hatten die Leute nur noch solche heiteren Lieder wie Happy Days Are Here Again hören wollen, und solche berühmten Blues-Sängerinnen wie Bessie Smith waren in der Versenkung verschwunden.
    Während Samantha im Schatten des Pfeilers dem Orchester lauschte, sah sie, wie sich der Klub mit lachenden und miteinander plaudernden Gästen füllte - die Frauen in exquisiten langen Abendkleidern. Die Mode der zwanziger Jahre mochte man zwar heute für formlos halten, aber wenn die Frauen sich darin bewegten und sich die fließenden Stoffe hauteng an den Körper schmiegten, brachten sie alles zur Geltung, was an ihnen reizvoll war.
    Zwei hübsche junge Frauen betraten jetzt Arm in Arm den Klubraum, begleitet von ihren Gangster-Männern -rauhe, aber auch sehr zufrieden, wie vom Leben verwöhnt aussehende Typen.
    Samantha zog sich noch tiefer in den Schatten zurück, während sie diese vier beobachtete, denn sie kam sich allmählich in ihren Jeans wie ein Anachronismus in diesem Raum vor.
    Als Mike in den Klub kam, preßte sich Samantha mit dem Rücken gegen die Wand, während sie zusah, wie er sich durch den Raum bewegte, als wäre er hier zu Hause.
    Vielleicht hätte sie eifersüchtig sein sollen, denn Mike flirtete mit jeder Frau, an der er vorbeikam, aber sie wurde nicht eifersüchtig; denn dieser

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