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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ihr, loszufahren.
    Und wie sie fuhr! Da brausten drei Wagen direkt auf sie zu - große, schwere amerikanische Limousinen und Samantha kurvte so elegant und haarscharf um sie hemm wie ein rasender Torero, den drei Stiere zugleich auf die Hörner nehmen wollten, ohne auch nur einen Kratzer in den Lack von Kits kostbarem, seltenen Jeep zu machen.
    Als sie die drei schweren Limousinen ausmanövriert hatte, stieg sie auf die Bremse und rief Mike zu, er solle einsteigen. Ohne ein Wort des Protestes rollte er sich über die Motorhaube, schwang sich auf den Beifahrersitz und schnallte sich an.
    Als Samantha dann wieder Gas gab, sah er sie mit Hochachtung von der Seite an. Samantha drehte ihm eine knappe Sekunde lang das Gesicht zu und grinste. »Wenn du meinst, das wäre etwas gewesen, solltest du mal nach Santa Fe kommen und versuchen, dich in einen Kreisver-kehr einzufädeln. Da gelten keine Regeln. Da hat nur der Vorfahrt, der auch den Mumm dazu hat. Und ich habe gelernt, niemals im Verkehr nachzugeben.«
    Für Mike wurde es eine Höllenfahrt. Verfolgt von den drei schweren Limousinen, schlängelte Sam sich mit Vollgas durch die Autokolonnen auf der vierspurigen Autobahn wie ein Weberschiffchen durch Kettenfäden. Der Jeep war nicht nur verflucht schnell, sondern auch überaus wendig. Zudem besaß er einen Allrad-Antrieb - einen echten Vierrad-Antrieb, bei dem alle vier Räder unabhängig voneinander angetrieben wurden, was bedeutete, daß man mit diesem Ding auch auf einen eingefetteten Telefonmast hätte hinauffahren können. Und als Samantha neben der Fahrbahn ein Loch im Zaun entdeckte, machte sie eine scharfe Wendung nach rechts, fuhr die sich dahinter befindende fast senkrecht aufragende Böschung hinauf und wechselte so unversehens die Autobahn. Bedauerlicherweise hatte der Jeep die Bodenfreiheit eines BMW - also praktisch keine so daß Samanthas Manöver von unangenehmen Schleifgeräuschen am Wagenboden begleitet wurde. Aber nachdem sie damit ihre Verfolger abgehängt hatte, mochte Mike sich darüber nicht aufregen.
    Tatsächlich hatten sie keinen von Docs Männern mehr hinter sich, als sie vor Maxies Pflegeheim ankamen - dafür aber drei Einsatzwagen der Polizei. Als Mike aus dem Jeep stieg, stellte er fest, daß er sich kaum auf den Beinen halten konnte - so weich waren seine Knie. In seinem ganzen Leben hatte ihn nichts so erschreckt wie diese Rückfahrt von Docs Landsitz nach New York. Samantha schien sie aber nichts ausgemacht zu haben, denn sie lief leichtfüßig wie immer die Stufen zum Eingang des Pflegeheims hinauf und überließ es ihm und Blair, sich mit der Polizei auseinanderzusetzen, der man jetzt den inzwischen dank einer Injektion schlafenden Doc Barrett auf der Pritsche zeigen und erklären würde, daß es sich um einen Notfall handelte und man sich deshalb nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung habe halten können.
    *
    Als Samantha durch den Korridor zu Maxies Zimmer rannte, wußte sie, daß ihre Großmutter noch wach war und sie erwarten würde; denn Sam hatte ihr mitgeteilt, was Mike und sie in dieser Nacht vorhatten.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Samantha, als sie sich zu ihrer Großmutter aufs Bett setzte.
    Maxie legte die Arme um ihre Enkelin. »Dann ist er jetzt also hier«, sagte sie leise.
    »Ja«, flüsterte Samantha und war in der nächsten Sekunde eingeschlafen.
    Er ist hier - wiederholte Maxie in Gedanken: Nach so vielen Jahren wohnte Doc mit ihr wieder unter dem gleichen Dach.

33
    Nachdem Samantha den Morgen im Badezimmer verbracht und das Dinner vom Abend vorher herausgewürgt hatte, verbrachte sie den Rest des Tages vor der Vorstellung mit den anderen Frauen in einem Frisiersalon in den East Eighties, um sich eine Marcel-Welle legen zu lassen und sich mit den Schminkgewohnheiten der zwanziger Jahre vertraut zu machen. Vicky hatte das alles arrangiert. Die Frauen, die Zigarettenmädchen, Gangsterbräute und Kellnerinnen spielen sollten, kicherten und plapperten unentwegt miteinander. Nur Sam saß schweigsam und ein wenig bedrückt unter ihrer Trockenhaube und blätterte in der neuesten Ausgabe eines Magazins.
    Als sie in Mikes Haus zurückgekehrt war, hatte sie dort keine Minute Ruhe finden, sich nicht in einen stillen Winkel zurückziehen und ihre Gedanken sammeln können; denn das Haus war zu einem Hauptquartier für alles geworden, was nun oder noch getan werden mußte. Es hatte sich so ergeben, daß Pat Taggert die Leitung der Truppe übernommen hatte - der Teamboß war,

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