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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie, daß sie erst ihre Geldbörse holen müsse.
    »Wozu?« fragte er.
    »Um mein Essen zu beza ...«
    Er ließ sie nicht ausreden, schien zu vergessen, was er ihr eben versprochen hatte, packte sie am Ellenbogen und schob sie auf die Haustür zu. »Ich sagte Ihnen bereits, daß ich ein altmodischer Typ bin. Ich bezahle. Wenn ich mit einer weiblichen Person ausgehe, bezahle ich. Egal, ob es sich dabei um meine Schwester, meine Mutter oder meine Freundin handelt - ich bezahle. Keine geteilte Zeche, keine getrennten Rechnungen, verstanden?«
    Samantha erwiderte nichts darauf. Sie hatte so vieles zu bedenken, daß die Frage, wer ihr Frühstück bezahlte, ihre geringste Sorge war.
    Als sie auf die vom ersten Licht der Dämmerung erhellte Straße hinaustrat, sah sie, daß bereits einige, wenn auch nicht viele, Leute auf der Lexington Avenue unterwegs waren. Jedoch lag eine unheimliche Stille über der Stadt, als wohnten sie ganz allein darin. Schweigend ging sie neben ihm her, folgte ihm in eine Cafeteria, die rund um die Uhr geöffnet hatte.
    Lächelnd, als wären sie alte Bekannte, brachte die Bedienung Mike eine Tasse Kaffee und sagte: »Ist wohl wieder eine anstrengende Nacht für dich gewesen, wie, Mike?«
    »Erraten«, gab Mike ihr lächelnd zur Antwort und sagte dann, an Samantha gewendet: »Rühreier, Hörnchen und Tee, richtig?«
    Sie nickte und fragte nicht lange, woher er wußte, daß sie keinen Kaffee mochte. Tatsächlich war es ihr im Augenblick gleichgültig, was sie aß und trank.
    Sich in der Nische, die er für sie ausgesucht hatte, zurücklehnend, nahm Mike einen Schluck von seinem Kaffee und sagte: »Ich wünschte, Ihr Vater hätte Ihnen mehr erzählt und es nicht mir überlassen, Ihnen alles zu erklären.«
    »Mein Vater organisierte gern«, sagte sie leise.
    »Ihr Vater beherrschte gern das Leben anderer Menschen.«
    Das rüttelte sie aus ihrer Lethargie auf. »Haben Sie mir nicht erzählt, daß Sie meinen Vater mochten?«
    »Ich mochte ihn. Wir haben ein paar wunderbare Gespräche miteinander geführt und wurden Freunde, aber ich bin nicht blind. Er liebte es, anderen Menschen seinen Willen aufzuzwingen und ihnen ihre Verhaltensweise vorzuschreiben.«
    Samantha funkelt ihn wütend an.
    »Okay«, sagte er. »Ich verstehe. Keine Bemerkungen mehr über Ihren heiligen Vater. Wollen Sie seine Theorie hören - wohlgemerkt seine, nicht meine -, was mit Ihren Großeltern passierte?«
    Sie wollte sie hören und auch wieder nicht. Es war so, als würde man für einen Horrorfilm bezahlen, den man sehen und auch wieder nicht sehen wollte.
    »Ihr Vater glaubte, daß Maxie 1928 von Barrett schwanger wurde, dann aber etwas geschah, was die beiden daran hinderte, zu heiraten. Vielleicht sagte sie ihm, daß sie ein Kind erwartete, und er weigerte sich, sie zu heiraten. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß sie New York verließ, nach Louisville zog, dort Cal kennenlernte und heiratete. Sie blieb sechsunddreißig Jahre bei ihm, und dann erschien dieses Foto von ihr in der Zeitung. Ihr Vater vermutete, daß Barrett dieses Foto in der Zeitung gesehen und so erfahren hatte, wo sie sich aufhielt.«
    Während Mike sie mit der Konzentration einer Schlange beobachtete, nahm er immer wieder einen Schluck von seinem Kaffee. Sie war schwer zu durchschauen, und er wußte nicht, was sie in diesem Moment dachte.
    »Zwei Wochen, bevor Maxie ihre Familie verließ, war sie, wie Dave mir erzählte, auffallend oft am Telefon und schien sehr aufgeregt gewesen zu sein. Noch im vergangenen Jahr machte Dave sich Vorwürfe, daß er sie damals nicht gefragt hatte, was ihr denn fehlt. Aber er hatte es unterlassen, weil er so fasziniert gewesen war von seiner erst ein paar Monate alten Tochter und nur an diese gedacht hatte. Dann konfrontierte Maxie die Familie plötzlich mit der Neuigkeit, daß ihre Tante krank geworden sei und sie brauche. Sie reiste aus Louisville ab, und keiner von Ihrer Familie hat sie seither wiedergesehen. Damals wollte Dave schon nach ihr suchen, aber Ihr Großvater Cal sagte nein - sehr kategorisch nein. Dave meinte, Cal habe möglicherweise gewußt, daß Maxie zu Barrett zu-rückgekehrt war. Ihr Vater meinte, Barrett habe sich wahrscheinlich, nachdem er Maxies Foto in der Zeitung gesehen hatte, mit ihr in Verbindung gesetzt und sie gebeten, zu ihm zurückzukehren, was sie dann auch tat.«
    Samantha brauchte einige Sekunden, um zu verdauen, was Mike ihr soeben erzählt hatte. »Wenn das alles zutrifft, warum, in

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