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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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es sich eigentlich nur um Tage handeln kann, möchte ich Sie nicht aus den Augen lassen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich möchte nicht, daß Sie sich allein in dem Apartment Ihres Vaters aufhalten. Bis das Testament Ihres Vaters vollstreckt werden kann, bin ich für Sie verantwortlich.«
    »Bei allen . .. Oh, ich verstehe. Sie erwähnten doch gestern, daß Sie glaubten, ich wäre dem Selbstmord nahe, nicht wahr? Ich kann Ihnen versichern, Mr. Taggert, daß ich nicht daran denke, mich ...«
    »Und ich kann Ihnen versichern, Miss Elliot, daß ich nicht daran denke, von dieser Voraussetzung abzugehen. Wir können machen, was Ihnen gefällt - einkaufen gehen, die Freiheitsstatue ansehen ... was immer Sie möchten. Aber wir machen es zusammen.«
    »Ich werde nicht. . .«
    Er schickte sich an, die Nische zu verlassen. »Dieses Gespräch ist beendet. Lassen Sie uns zum Haus zurückgehen, und ich helfe Ihnen dann beim Packen.«
    »Beim Packen?«
    »Damit Sie ausziehen können, oder etwa nicht?«
    »Aber . ..« Sie wußte jetzt, was er meinte. Entweder tat sie, was er von ihr verlangte - und zwar auf die Art, wie er es verlangte -, oder sie mußte sein Haus verlassen. Er hielt alle Trümpfe in der Hand. Wenn sie das Geld, das ihr Vater ihr hinterlassen hatte, haben wollte, mußte sie tun, was er ihr soeben angeschafft hatte.
    »Schön«, sagte sie, während sie sich erhob. »Aber behalten Sie Ihre Hände bei sich.«
    Er musterte sie mit einem seltsamen Blick. »Ihr Ex-Ehemann muß ein verdammter Bastard gewesen sein.«
    »Nicht übergebührlich. Zeigen Sie mir eine Frau, die länger als zwei Jahre mit dem gleichen Mann verheiratet war, und ich werde Ihnen eine Frau mit einer sehr hohen Schmerztoleranz zeigen.«
    »Ihre Schmerzgrenze kann nicht sehr hoch gewesen sein, sonst wären Sie heute noch mit ihm verheiratet.«
    Sie blickte zur Seite. »In diesem Punkt irren Sie sich gewaltig«, sagte sie leise. »Meine Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, scheint grenzenlos zu sein.«

6
    Der Wandspiegel bebte, als Samantha die Wohnungstür hinter sich zuschmetterte. Was bildete er sich eigentlich ein? Was für ein Recht hatte er dazu, ihr ein Ultimatum zu stellen? In dem Augenblick, als sie sich diese Frage stellte, wußte sie auch schon die Antwort. Ihr Vater hatte ihm das Recht dazu gegeben, zu entscheiden, wann und ob sie die Bedingungen seines Testaments erfüllt hatte, doch er hatte ihm nicht die Befugnis erteilt, sie täglich vierundzwanzig Stunden lang zu überwachen, dachte sie wütend.
    Sie öffnete ihre Schranktüren. Die Freiheitsstatue, dachte sie angewidert, wo sie doch ganz genau wußte, daß ihr alles verhaßt war, was man auch nur im entferntesten als Touristenattraktion bezeichnen konnte. In den vier Jahren, die sie in Santa Fe verbracht hatte, war sie kein einziges Mal in die Nähe jener Sehenswürdigkeiten gekommen, die täglich von Busladungen voller Leute angesteuert wurden, für die irgend jemand Besichtigungspläne ausgearbeitet hatte.
    Als sie den Inhalt ihres Kleiderschrankes musterte, lächelte sie. Vielleicht konnte er sie zwar dazu zwingen, das zu tun, was sie seiner Meinung nach tun sollte, aber er konnte von ihr nicht verlangen, daß sie auch Spaß daran fand. Vielleicht würde er sie in Ruhe lassen, wenn sie ihm sein Aufsichtsamt verleidete. Sie kramte lange in zwei Pappkartons voller Kleider, bis sie fand, was sie suchte.
    *
    Mike schrieb in der Bibliothek den Brief an Barrett, bestellte einen Eilboten vom Express-Dienst der Post und atmete auf, als er ihm den Brief zur Zustellung übergeben hatte. Nun war Barrett am Zug, und Mike hoffte, er würde ihm und Samantha die Erlaubnis geben, ihn zu besuchen. Mike rechnete damit, daß sich der alte Mann danach sehnen würde, seine Enkelin kennenzulernen. Jedenfalls hoffte Mike, daß das der Fall war. Aber wer konnte schon wissen, was ein einundneunzigjähriger Mann tun würde?
    Während Mike dem Wagen vom Express-Dienst nachsah, der sich stadteinwärts entfernte, wandten sich seine Gedanken wieder Samantha zu, und er lächelte. Trotz all ihren gesträubten Stacheln und ihrer Feindseligkeit, freute er sich darauf, den Tag mit ihr zu verbringen. Es war nicht so, daß sie die sexuell aufregendste Frau war, die er je in seinem Leben gesehen hatte, oder daß er nur mit ihr ins Bett gehen wollte, sondern sie hatte etwas an sich, was ihn fesselte. Er fragte sich, wie sie wohl sein würde, wenn sie nicht wütend auf ihn war. Hin und wieder erhaschte er einen Blick auf ihr

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