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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wahres Wesen - auf das, was seiner Vorstellung nach die wirkliche Samantha sein mußte. Er hatte die echte Samantha am Tag ihres Kennenlernens erlebt, und in der vergangenen Nacht, als sie das Glas Wein getrunken und ihre Scherze gemacht hatte, war es ihm möglich gewesen, einen Blick in ihr Inneres zu werfen. Diese seltenen Einblicke gaben ihm die Gewißheit, daß da eine andere Samantha hinter der Fassade steckte, die sie der Welt zeigte, oder vielleicht zeigte sie nur ihm ihre stachelbewehrte Seite.
    Nun, fragte er sich, was machte man mit einer jungen Dame, die aussah, als würde sie einen Hut und Handschuhe tragen, wenn sie sonntags zur Kirche ging? Er konnte sie wohl schwerlich zu seinen bevorzugten New Yorker Anlaufpunkten mitnehmen, zu denen auch einige Nachtbars gehörten, noch glaubte er, daß es für sie eine Bereicherung sein könnte, Daphne und deren Freundinnen zu besuchen.
    Er nahm den Hörer ab, und rief seine Schwester Jeanne an, denn sie würde wissen, wie man jemanden wie Samantha unterhielt, überlegte er, während er die Nummer seiner Eltern in Colorado wählte. Seine Mutter meldete sich am anderen Ende der Leitung.
    »Mom, ist Jeanne zu Hause?«
    »Nein, Michael, mein Herz, sie ist nicht daheim.«
    Patricia Taggert kannte ihre Kinder genau, und sie merkte es an ihren Stimmen, wann sie etwas brauchten. »Kann ich dir nicht helfen?«
    Sich ein wenig sonderbar fühlend, daß er seiner Mutter eine sehr persönliche Frage stellen mußte, betete Mike innerlich, daß sie ihm keine verfänglichen Fragen stellen würde, aber er brauchte unbedingt weiblichen Rat. »Ich habe eine Frau kennengelernt - Moment mal, ehe du dir irgendwelche romantische Vorstellungen davon machst...«
    »Ich habe nichts von romantischen Vorstellungen gesagt, Michael, mein Herz, sondern du hast davon angefangen«, erwiderte Pat.
    Mike räusperte sich. »Nun, egal. - Ich habe also diese Frau kennengelernt. Tatsächlich ist sie die Tochter eines meiner Freunde, und . ..«
    »Ist das die junge Dame, die bei dir im Haus wohnt?«
    Mike schnitt eine Grimasse. Seine Mutter befand sich in Chandler, Colorado, mehr als zweitausend Meilen von seinem Haus entfernt, aber sie wußte trotzdem, was er in New York trieb. »Ich möchte einmal wissen, woher du weißt, wer das Apartment gemietet hat«, erwiderte er.
    Pat lachte. »Tammy macht auch für deinen Vetter Rain sauber. Erinnerst du dich?«
    Mike verdrehte die Augen. Das große Maul einer seiner Montgomery-Vettern. Das hätte er wissen müssen. »Mom, willst du mir meine Frage beantworten oder möchtest du die kleinsten Details meines Lebens von anderen Leuten aus zweiter Hand erfahren?«
    »Ich würde sie nur zu gern von dir selbst hören.«
    »Sie ist noch nie zuvor in New York gewesen, und die Stadt jagt ihr nur Schrecken ein. Wo kann ich sie hinbringen, damit sie Gefallen an der Stadt findet?«
    Pat überlegte fieberhaft. Warum wohnte die junge Frau in New York, wenn sie die Stadt haßte? So nahe bei ihrem Sohn? Und wenn sie und Mike sich liebten, was war sie für ein Mensch?
    »Ich meine, Mom, soll ich sie auf die Spitze des Empire State Building bringen? Oder ins Rockefeller Center? Oder wie wär es mit der Freiheitsstatue? Oder Ellis Island?«
    Pat holte geräuschvoll Luft, denn sie wußte, daß Mike Touristenattraktionen haßte. Bedauerlicherweise fühlte sich ihr Sohn in einer verräucherten Kneipe viel heimischer als in einer Gruppe von glotzenden und fotografierenden Touristen auf einer Besichtigungstour, aber es mußte ihm ernst sein mit ihr, wenn er bereit war, ihretwegen die Freiheitsstatue über sich ergehen zu lassen. »Ist sie ein normales Mädchen?«
    »Nein«, erwiderte Mike. »Sie hat drei Arme, praktiziert die seltsamsten Religionen und redet mit ihrem schwarzen Kater. Was verstehst du unter einem normalen Mädchen?«
    »Du weißt genau, was ich damit meine«, gab Pat gereizt zurück. »Ist sie wie diese Stripperin, die dich regelmäßig zu besuchen pflegt, oder eines von diesen Muskelmädchen aus dem Sportzentrum? So wie ich dich kenne, Mike, könnte sie eine Prostituierte sein, die gerade eine Pechsträhne hat.«
    Mike lächelte in den Hörer hinein. »Und was würdest du dazu sagen, wenn ich dir jetzt mitteilte, daß sie genau das wäre, und ich sie zu heiraten gedenke?«
    Pat zögerte keine Sekunde. »Ich würde dich fragen, was du dir als Hochzeitsgeschenk wünschst.«
    Mike lachte. »Okay, sie ist normal. Sehr normal, wenn du darunter ein ordentliches, züchtiges,

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