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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Serviette umzubinden. Und sie legten abends ihre Kleider zusammen.«
    »So schlimm waren sie?« erwiderte Samantha, in ihren Pappbecher hineinlächelnd, doch Mike schien den Sarkasmus in ihrer Stimme zu überhören.
    »Wir waren alle der Meinung, daß das, was wir mit ihnen machten, moralisch gerechtfertigt sei. Wir setzten sie auf die wildesten Pferde, die wir finden konnten, ritten mit ihnen in die Rocky Mountains und ließen sie dort eine ganze Nacht ohne Nahrung, Wasser und Decken zurück.«
    »War das nicht gefährlich?«
    »Teufel, nein - nicht für einen Montgomery. Soweit wir das beurteilen können, sind diese Leute nicht umzubringen. Einer von meinen Brüdern suchte sich jemand aus dieser Horde heraus, band ihn an ein Seil und ließ ihn an einer Felswand über einem Abgrund baumeln.« Mike lächelte in der Erinnerung daran. »Er hatte sechzig Meter Luft unter den Füßen.«
    »Und was passierte dann?«
    »Keine Ahnung. Irgendwie muß es ihr gelungen sein, an dem Seil hinaufzuklettern. Sie kam nicht einmal zu spät zum Abendessen.«
    Es war das >sie<, das Samantha nun zum Lachen reizte. Sie stellte den Becher mit dem Orangensaft auf den Nachttisch, hielt sich den Bauch und lachte, bis sie keine Luft mehr bekam. »Mike, Sie sind unmöglich«, sagte sie dann, als ihr bewußt wurde, daß er die ganze Geschichte von A bis Z erfunden (oder sie zumindest stark übertrieben) haben mußte, um sie zu unterhalten und zum Lachen zu bringen.
    Als sich Michael nun grinsend gegen den Fußteil des Bettes lehnte, als sei er sehr mit sich zufrieden, war sie überzeugt, daß er sich diese Geschichte ausgedacht hatte, um sie aufzumuntern, und sich freute, weil ihm das gelungen war.
    »Ich bin froh, daß Sie auch mal lachen können«, sagte er, während er in eine der Tüten griff und ein appetitlich duftendes Hörnchen herausholte. »Das habe ich eigens für Sie bestellt.«
    Als sie ihm das Hörnchen abnahm, dachte sie bei sich: Er bringt mich nicht nur zum Lachen, sondern füttert mich auch. »Was ist das für ein Hörnchen?« fragte sie.
    »Ein mit Schokoladenkrem gefülltes Hörnchen.«
    Mit einem Gefühl des Bedauerns reichte sie es ihm zurück. »Das kann ich nicht essen. Zu viele Kalorien.«
    Sich wieder bequem zurücklehnend, weigerte er sich, ihr das Gebäck wieder abzunehmen. »Ich hatte es mir gedacht.«
    »Was hatten Sie sich gedacht?«
    »Oh, nichts. Ich habe nur soeben eine Wette gegen mich selbst gewonnen. Sie trinken keinen Alkohol, wenigstens nicht in nennenswerten Mengen - und wenn Sie sich selbst überlassen bleiben, kleiden Sie sich wie eine alte Frau. Haben Sie schon mal etwas gegessen, das nicht gesund ist, aber schmeckt? Ich bin sicher, daß Sie noch nie versucht haben, eine Zigarette oder gar etwas Stärkeres zu rauchen.«
    Sie funkelte ihn an. »Reichen Sie mir mal dieses kleine Stück Butter dort herüber. Oder besser gleich zwei davon.«
    Lächelnd gab er ihr die in Stanniol eingewickelten kleinen Butterportionen und ein Messer aus Plastik. »Wenn Sie sich Sorgen machen, wie Sie Ihr Übergewicht loswerden sollen, wüßte ich eine großartige Übung dafür.«
    Samantha war zu sehr mit ihrem Hörnchen beschäftigt, um auf seine Worte zu achten. Hörnchen mit Schokoladenkremfüllung. Herrliches, noch warmes weißes Brot mit zerschmelzender Butter darauf.
    »Verdammt nochmal, Samantha, hören Sie auf, Ihr Essen mit so verklärten Augen anzusehen«, sagte er nun im gereizten Ton. Er faßte nach ihrer Hand, führte sie an seine Lippen und biß ein Stück von dem Hörnchen ab, wobei er einen ihrer Finger in seinen warmen weichen Mund steckte und die Butter davon ableckte. Während er das tat, blickte er sie mit heißen Augen an.
    Sie entriß ihm ihre Hand. »Kann Sie denn gar nichts -aber auch gar nichts - entmutigen?«
    »Nein«, erwiderte er unbekümmert, sich die Finger ableckend. Dann erhob er sich gähnend vom Bett und streckte sich.
    Als Samantha ihn dabei beobachtete, vergaß sie, von dem Hörnchen abzubeißen, das sie gerade zum Munde führte. Seine breiten Schultern, seine schmale Taille und seine kräftigen Schenkel präsentierten sich ihr jetzt auf eine Weise, daß sie darüber sogar den köstlichen Geschmack der Schokoladenkremfüllung vergaß.
    Als er dann aufhörte, sich zu strecken, blickte sie rasch zur Seite, damit er sie nicht dabei ertappte, wie sie ihn mit offenem Mund angaffte. Dann ging er mit einer eleganten, federnden Bewegung in die Hocke und schob die Überreste des Frühstücks in

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