Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
bis er sah, daß auch der Typ, der Sam und seinen Vetter beschattete, wieder lostrottete. Der Mann versuchte nicht, sich unbemerkt zu machen, sondern überholte sogar die beiden einmal, setzte sich auf eine Bank und ließ sie wieder an sich vorbeiziehen, während Mike sich bemühte, für den Typ unsichtbar zu bleiben, denn wenn der sein Haus beobachtet hatte, würde er ihn sofort erkennen.
    In den nächsten fünfundvierzig Minuten war Mike damit beschäftigt, den Mann zu beschatten, der seinerseits wieder Samantha und seinen Vetter beschattete. Eines mußte Mike seinem Vetter ja zugestehen: Raine versuchte nie, die Hand an Samantha zu legen, aber jedesmal, wenn Samantha diese Bohnenstange auch nur anlächelte, war Mike versucht, seinem Vetter die Zähne einzuschlagen. Dann, als die beiden am Kinderspielplatz anhielten, glaubte Mike, ihm müsse jetzt wirklich übel werden, denn geschickt mit einer Hand eine Schaukel festhaltend, half Raine Samantha auf das Brett, hinauf, als wäre sie eine Schwerversehrte, und gab ihr dann einen kleinen Schubs, während Samantha juchzte, als habe er eine Heldentat begangen.
    »Ich hätte ihn damals in dem Sommer umbringen sollen, als wir beide zwölf Jahre alt waren«, murmelte Mike grimmig.
    Dann kam aber auch für Mike ein Moment, in dem er sich freuen durfte, als nämlich Samantha die Schaukel anhielt und sich anschickte, vom Brett herunterzusteigen, Raine beide Hände nach ihr ausstreckte, um ihr dabei zu helfen, und Samantha sich nicht vom ihm helfen lassen wollte.
    Es trifft nicht nur mich, dachte er schadenfroh.
    Nach dieser Schaukeleinlage setzten die beiden ihren Marsch durch den Park fort, wobei sich jedesmal bei Mike, sobald er sie auf dem sich durch Büsche schlängelnden Weg aus dem Blickfeld verlor, die Nackenhaare sträubten. Als Raine dann anhielt und Sam auf dem Pfad stehenließ, um einen Baseball aufzuheben und den Kindern zuzuwerfen, denen er offenbar gehörte, bemerkte Mike zu seinem Schrecken, daß er den Typen, der die beiden verfolgte, aus den Augen verloren hatte. Weil er in den letzten Minuten nur noch darauf geachtet hatte, ob sein Vetter sich an das Verbot hielt, Samantha nicht anzufassen, hatte er den eigentlichen Grund für seine Betätigung als Privatdetektiv glatt vergessen.
    Und so blickte er nun aufgeregt in alle Richtungen, weil ihm schwante, daß das plötzliche Verschwinden seines Zielobjektes nichts Gutes bedeuten konnte. Wo steckte dieser Typ? Wer war dieser Kerl?
    Mike sah wieder zu Samantha, die im Schatten einer Baumgruppe verharrte und mit honigsüßem Lächeln zusah, wie Raine den Kindern erklärte, wie man einen Baseballschläger in der Hand halten müsse - und hinter ihr, ganz langsam einen Abhang herunterkommend, damit er ja kein Geräusch machte, war dieser Typ.
    Mike begann zu rennen. Er rannte quer über eine Decke mit Tellern und Schüsseln darauf, so daß die Leute, die dort gerade ein Picknick veranstalteten, ihn wütend ankeiften. Er hüpfte über eine Bank, daß die Leute, die darauf saßen, die Köpfe einzogen und aufschrien. Er rannte immer noch, als er bereits die Baumgruppe erreicht hatte, und als er mit seiner zweihundert Pfund schweren beschleunigten Masse an Muskelfleisch gegen diesen Typ prallte, riß er diesen glatt um. Ein paar Sekunden lang rangen die beiden im Schatten der Bäume miteinander, aber das war eine höchst einseitige Angelegenheit. Mike war viel stärker als dieser Typ und hatte ihn bald im Schwitzkasten
    »Wer sind Sie?« fragte Mike, den Kerl auf dem Boden festhaltend. »Was suchen Sie hier?«
    Der Mann machte ein Gesicht, als wollte er lieber sterben, als ihm das verraten, und plötzlich wußte es Mike: »Barrett hat Sie beauftragt, nicht wahr?«
    Die Augenlider des Typs flackerten den Bruchteil einer Sekunde lang. Das genügte Mike als Antwort. Er hatte offensichtlich die Wahrheit erraten.
    »Aber warum?« fragte Mike nun verdutzt. »Will er denn schon vor dem Besuch seiner Enkelin Genaueres über sie wissen?«
    Er bekam nie eine Antwort darauf, weil der Typ Mikes Verwirrung ausnützte, einen Stein aufhob und Mike gegen den Kopf schlug. Der Schlag und der Schmerz kamen für Mike so unerwartet, daß er vorübergehend außer Gefecht gesetzt war, und das nützte dieser Typ aus, um zu flüchten. Einen Moment saß Mike, sich den Kopf haltend, auf dem Boden, während die Bäume vor seinen Augen verschwammen.
    »Michael Taggert! Wie konnten Sie nur so etwas tun? Wie konnten Sie mir nur

Weitere Kostenlose Bücher