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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nachspionieren?«
    Aufblickend, sah Mike Samantha, die sich, die Hände in die Hüften stemmend, vor ihm aufgebaut hatte. Er glaubte, daß ihr Gesicht sich vor Zorn rot verfärbt hatte, konnte das aber nicht beschwören, weil ihm noch immer alles vor den Augen verschwamm.
    »Das ist wirklich der Gipfel«, sagte sie, machte kehrt und marschierte wieder den Abhang hinunter.
    Während Mike ein paarmal blinzelte, um wieder klar sehen zu können, tauchte ein Taschentuch vor seinen Augen auf. Er nahm es und drückte es an seinen Kopf an die Stelle, die vermutlich jetzt zu bluten anfing.
    »Bist du okay?«
    Mike erkannte die Stimme seines Vetters und versuchte aufzustehen. Und da war plötzlich ein starker Arm, der ihm dabei half.
    »Mike?«
    »Ich bin okay«, brachte Mike schließlich über die Lippen, als er schwankend dastand, das Taschentuch an seine Schläfe drückte und das warme Blut spürte, das ihm nun durch die Haare auf die Finger sickerte.
    »Möchtest du mir verraten, was passiert ist?«
    »Nein«, erwiderte Mike, den Blick seines Vetters meidend. »Ist Sam etwas passiert?«
    Raine blickte hinunter auf die im hellen Sonnenschein liegende Wiese, wo Samantha ein paar Kindern beim Ballspiel zusah. »Sie ist okay. Gibt es keinen Grund, warum das nicht der Fall sein könnte?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, daß ihr jemand etwas antun will. Ich sehe keinen Grund, warum das jemand möchte.« Er blickte seinen Vetter an. »Paß auf sie auf, hörst du?«
    Raine nickte und sah dann zu, wie Mike sich zwischen den Bäumen entfernte. Er sah ihn einmal taumeln und sich an einem der vielen Felsblöcke, die im Park verteilt waren, festhalten. Nach einer Weile ging Raine den Abhang hinunter, um Samantha zu sagen, daß er telefonieren müsse. Wie er Mike kannte, würde der mit seiner Kopfwunde nicht zu einem Arzt gehen, und deshalb mußte Raine einen Arzt anrufen, damit er einen Hausbesuch bei Mike machte.

11
    Anderthalb Stunden später kehrte Samantha wutschnaubend in das Haus, in dem sie zur Miete wohnte, zurück. Sie hatte inzwischen genug Zeit gehabt, über diese unglaubliche Geschmacklosigkeit, die Mike sich erlaubt hatte, gründlich nachzudenken, und das hatte sie nur noch mehr in ihrem Entschluß bestärkt, New York so bald wie möglich wieder den Rücken zu kehren. Morgen nachmittag würde sie noch mit ihm diesen alten Gangster besuchen und am frühen Dienstagmorgen dann mit der ersten Maschine New York verlassen.
    Während sie die Vortreppe hinaufstürmte, daß Raine kaum mit ihr Schritt halten konnte, hatte sie nur ein Ziel vor Augen: Mike zu sagen, was sie von ihm dachte. Oben an der Haustür bedankte sie sich noch einmal höflich bei Raine und wollte ihm sogar die Hand zum Abschied reichen, aber statt diese schütteln, hauchte Raine auf eine bezaubernde und den vollendeten Kavalier verratende Weise einen Kuß auf ihren Handrücken. Zu jeder anderen Zeit hätte sich Samantha sehr geschmeichelt gefühlt von der galanten Aufmerksamkeit, die er ihr erwies, doch jetzt dachte sie nur daran, wie sie sich vor Mike aufbauen und ihm ins Gesicht sagen wollte, was für ein verlogenes, hinterlistiges und gemeines Subjekt er doch sei.
    Nachdem Raine sich verabschiedet hatte, sperrte sie die Haustür auf und ballte die Hände zu Fäusten, um sich auf den bevorstehenden Wortwechsel vorzubereiten. Sie hatte auf dem Heimweg insgeheim geprobt, wie sie ihm sagen würde, daß er so etwas nie mehr tun dürfe; natürlich nicht, weil sie ihm dazu noch einmal eine Gelegenheit geben würde, da sie ja keine achtundvierzig Stunden mehr in diesem Haus weilte, sondern nur, um ihn noch einmal auf die Ungehörigkeit seines Verhaltens hinzuweisen.
    Im Haus war es ruhig - fast zu ruhig. Wenn es etwas gab, was Mike nicht besaß, war das Ruhe. Sie ging in den Garten, dann in die Bibliothek, wo er oft hinter seiner altmodischen Schreibmaschine saß und über seinem Text brütete, und schließlich in die Küche. Als sie in das leere Wohnzimmer hineinblickte, runzelte sie die Stirn, denn der Gedanke, daß er nicht im Haus sein und auf sie warten könnte, war ihr bisher nicht gekommen.
    Erst als sie das Wohnzimmer wieder verlassen wollte, glaubte sie ein Geräusch zu hören. Sich umdrehend, ging sie nun vollends in den Raum hinein und sah Mike auf der Couch liegen.
    »Michael Taggert«, begann sie, »ich möchte mit Ihnen über Ihr kindisches Benehmen ...« Sie brach mitten im Satz ab, weil sie inzwischen erkannt hatte, daß er schlief. Aber da

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